Gutachterverfahren

Stadthallenpark

Der Entwurfsansatz zur Aufwertung der Straße der Nationen mit dem Vorschlag am Rand des Stadthallenparks eine Bebauung vorzusehen, bestimmte in besonderer Weise die bisherige Diskussion und sorgte für kontroverse Meinungsäußerungen.
Während die Mehrzahl einer Teilbebauung kritisch gegenüberstehen, sehen Vertreter der Wirtschaft und des Einzelhandels den Vorschlag als echte Chance einer Belebung und Verknüpfung der Innenstadt über die Brückenstraße hinaus.

Der Siegerentwurf sieht eine Bebauung im heutigen Stadthallenpark vor, der im Komplex mit der Stadthalle unter Denkmalschutz steht. Warum soll der Park zumindest teilweise bebaut werden? Warum ist das notwendig?

Eine der wichtigen Aufgaben der weiteren Innenstadtentwicklung ist es, die Innenstadt in Richtung Brühl weiterzuentwickeln. Das geht nur, wenn die »Blockade« der  Brückenstraße und der sogenannten Parteifalte überwinden. Dazu ist es aber notwendig, dass es im Bereich des Stadthallenparks eine höhere Aufenthaltsqualität gibt. Der Park an sich ist eine Distanzfläche. Was eine Stadt aber braucht, ist eine optische Führung, um die einzelnen Quartiere miteinander zu verbinden.

Im Siegerentwurf werden in der  Randbebauung erdgeschossig drei flexible Zonen mit Läden und Erschließung der Oberschosse verortet. Großzügige Passagen verknüpfen so die Straße der Nationen mit dem Park Am Roten Turm. Um die gewünschte städtebauliche Führung zu unterstreichen, wird der Park Am Roten Turm damit optisch deutlich nach Norden in Richtung Karl-Marx-Denkmal geöffnet. Die Jury begrüßte die behutsame Einbindung, wovon sowohl der Park durch Außengastronomie als auch die Straße der Nationen mit Einzelhandel profitieren. Die Veränderungen in der Substanz des Parks sollen dabei aber möglichst gering gehalten werden. Vorliegender Entwurf ist eine erste Idee, in der Umsetzung bedarf es einer sensiblen Feinplanung.

Die Qualität des Parks ist anerkannt. Er wird von jedem gerne zur Erholung und für Veranstaltungen genutzt.

Der Park gehört unbestritten zum Ensemble der Stadthalle und ist sehr beliebt. Er hat auch zweifellos eine wichtige Funktion für den Aufenthalt der Menschen in der Innenstadt. Man muss also sehr behutsam mit dem Bestand umgehen. Dazu besteht aber Übereinstimmung mit allen beteiligten Akteuren. Trotzdem ist der Entwurfsansatz des Preisträgers richtig. Mit einem sensibel geplanten Gebäude kann die Fußgängerfrequenz an der Straße der Nationen deutlich erhöht werden. Damit kann es gelingen, bei geschickter Gestaltung der Brückenstraße auch mehr Passanten auf den anschließenden Abschnitt der Straße der Nationen zu locken.

Wichtiges Argument der Reaktionen auf den Entwurf war, dass Innenstädte mehr sind als nur Einzelhandel. Kann die Erhöhung der Fußgängerfrequenz an der Straße der Nationen nicht auch ohne diese Bebauung erreicht werden?

Selbstverständlich kann die Innenstadt nicht allein als Einzelhandels- bzw. Gewerbestandort betrachtet werden. Die City ist das Rathaus, der Markt, Theater, Bildung und Kunst – und sie ist auch öffentlicher Raum, Park etc. Aber Tatsache bleibt: Die Innenstadt braucht den Einzelhandel, aber der Einzelhandel braucht nicht zwingend die Innenstadt. Derzeit gibt es in der Innenstadt nur 11 bis 12 Prozent der Chemnitzer Einzelhandels-Gesamtfläche. Der überwiegende Teil ist im Außenbereich. 

Vergleichbare Städte haben einen  doppelt so hohen Anteil der gesamtstädtischen Einzelhandelsfläche in der Innenstadt. Bestimmte Branchen sind in der Innenstadt noch unterrepräsentiert. Und dafür werden entsprechende Flächen benötigt, die in den Hauptlauflagen angeboten werden müssen. Und dazu zählt ganz wesentlich auch die Straße der Nationen.

Zur Weiterentwicklung des Entwurfes für die Randbebauung des Parks wurden verschiedene Bürgervorschläge eingebracht. So wurde vorgeschlagen auf die angrenzende Fahrbahn und einen Teil des Fußweges zu verzichten, um den Eingriff in den Park zu reduzieren oder statt der riegelartigen Randbebauung punktuelle Bebauungen am Roten Turm und an der Ecke Straße der Nationen/ Brückenstraße vorzunehmen. Damit würde eine Aufwertung der Straße der Nationen erfolgen und zugleich der Park zur Straße offen bleiben.

Das Preisgericht hat die behutsame Einbindung des vorgeschlagenen Baukörpers begrüßt, wovon sowohl der Park (Außengastronomie) als auch die Straße der Nationen  (Einzelhandel) profitieren. Die Veränderungen in der Substanz des denkmalgeschützten Parks sollen dabei möglichst gering gehalten werden. In der Umsetzung bedarf es einer sensiblen Feinplanung des eingestellten Baukörpers und der zu beanspruchenden Flächen.Um Bedingungen einer Randbebauung des Parks und deren Auswirkungen genau bestimmen zu können, ist zunächst eine Machbarkeitsstudie erforderlich. Darin können die Erschließung, Eingriffsminimierung  in den Park Am Roten Turm, Vereinbarkeit mit den ÖPNV-Belangen, Umgestaltungsnotwendigkeit Park Am Roten Turm – auch unabhängig von einem ggf. einzuordnenden neuen Gebäude untersucht werden.

Es wird die Frage aufgeworfen, was und wer sollen in das neue Gebäude einziehen? Alle großen Handelsketten wären bereits in der Innenstadt, ob Drogeriemärkte, Bekleidungshäuser oder Lebensmittelmärkte.

Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt Chemnitz 2011 hat u.a. Aussagen getroffen, welche Einzelhandelsfilialisten in der Chemnitzer Innenstadt vertreten sind und welche noch nicht. Diese Untersuchung hat ergeben, dass es durchaus noch ein Ansiedlungspotenzial gibt. Außerdem besitzt Chemnitz eine hohe Einzelhandelszentralität, d.h.  es wird im Vergleich zur Nachfrage der eigenen Bevölkerung ein höhere Umsatz realisiert. Chemnitz ist also durchaus eine Einkaufsstadt für ein größeres Marktgebiet. Auch die Nähe zur tschechischen Grenze spielt dabei eine Rolle.

Bürger vertreten die Auffassung, dass das Ziel, mehr Passanten für die Straße der Nationen zu interessieren, durch die Öffnung der Geschäfte im Erdgeschoss der Galerie Roter Turm zum öffentlichen Raum, vor allem zur Straße der Nationen gelingen könne.

Dieses Defizit ist der Stadtverwaltung und Vertretern der innerstädtischen Wirtschaft (u. a. Interessengemeinschaft Chemnitzer Innenstadt e.V.) bewusst und wurde mehrfach diskutiert. Umsetzen kann die Maßnahmen allerdings nur der Eigentümer der Galerie Roter Turm gemeinsam mit seinen Mietern. Leider hat der Eigentümer bisher andere Prioritäten gesetzt, sodass die Forderungen nach stärkerer Öffnung der Galerie und der angrenzenden Ladengeschäfte zum öffentlichen Raum bisher nicht umgesetzt werden konnten. Dies bleibt jedoch ein wichtiges Handlungsfeld zur Stärkung der Einzelhandelslauflage Straße der Nationen. Die Realisierung hätte sicherlich eine größere Chance, wenn die Lauflage in Richtung Brückenstraße weiter ausgebaut werden würde, einschließlich der vorgeschlagenen Randbebauung am Park.

Statt neu zu bauen, sollten die Potenziale ausgeschöpft werden. Ein Konzept zur Belebung der Innenstadt müsse andere, neue Prioritäten setzen. Das Vorhandene muss konsequent genutzt werden, Preise müssen gesenkt werden - von den Vermietern der Geschäfte, von der Stadt für die Nutzung der Außenflächen vor den Ladenlokalen und für das Parken.

Sicherlich ist der Prozess der Belebung vielschichtig. Allerdings kann nicht ohne weiteres in die Wirkungsmechanismen der Marktwirtschaft eingegriffen werden. Die Preise regeln sich nach Angebot und Nachfrage. Die Stadt kann hier nur unterstützend tätig werden, indem sie z.B. Gutachten erstellen lässt (Einzelhandels- und Zentrenkonzept, Potenzialstudie für die Innenstadtbaufelder), in denen die Rahmenbedingungen, Chancen und Potenziale für bestimmte Entwicklungen, Nutzungen, Branchen etc. aufgezeigt werden.

Die Umsetzung muss durch privates Engagement erfolgen; das betrifft sowohl den Gebäudebestand als auch Neubauvorhaben. Die Stadt ist verantwortlich für den öffentlichen Raum. Hier können unterstützende Investitionen in die Aufenthaltsqualität erfolgen. Und auch bei der Bewirtschaftung der Flächen sind bestimmte Spielräume auszuloten.

Cookie Einstellungen

Wir verwenden auf dieser Website mehrere Arten von Cookies, um Ihnen ein optimales Online-Erlebnis zu ermöglichen, die Nutzerfreundlichkeit unseres Portals zu erhöhen und unsere Kommunikation mit Ihnen stetig zu verbessern. Sie können entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten und welche nicht (mehr dazu unter „Individuelle Einstellung“).
Name Verwendung Laufzeit
privacylayer Statusvereinbarung Cookie-Hinweis 1 Jahr
cc_accessibility Kontrasteinstellungen Ende der Session
cc_attention_notice Optionale Einblendung wichtiger Informationen. 5 Minuten
Name Verwendung Laufzeit
_pk_id Matomo 13 Monate
_pk_ref Matomo 6 Monate
_pk_ses, _pk_cvar, _pk_hsr Matomo 30 Minuten

Datenschutzerklärung von Matomo: https://matomo.org/privacy/