100 Jahre Neues Rathaus

Rede anlässlich Türmertreffen – Eintragung ins Goldene Buch am 4. September 2011

 

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrte Zunftversammlung,

zu einer Festwoche, in der unser Neues Rathaus von Chemnitz 100 Jahre wird, gehören auch ehrenvolle, großartige, also ganze besondere Gäste.
Und da der Beruf des Türmers untrennbar mit dem Rathaus verbunden ist, ist das Nachtwächter- und Türmertreffen zum Rathausjubiläum ein besonderes Geschenk für uns.

Ich freue mich, dass Sie unsere Gäste sind und es ist mir eine große Freude, dass Sie sich in das Goldene Buch der Stadt eintragen.

Zweimal hat Chemnitz bereits zu einem Nachtwächter- und Türmertreffen eingeladen. Und sie folgten dem Lockruf.
2003 kamen 100 Zunftmitglieder aus acht europäischen Staaten und rund 50 Orten in unserer Stadt. Ein Ereignis, von dem immer noch erzählt wird.
Heute darf ich Ihre Zunft zum dritten Mal herzlich in Chemnitz begrüßen.

In den vergangenen zwei Tagen konnten Sie unsere Stadt, mit vielen Gaststätten samt gutem, einheimischem Bier, kennen lernen.
Und sicher ist Ihr Blick – schon allein aus Gewohnheit – vom Marktplatz hochgewandert zu den Türmen der Stadt. Dabei wird Ihnen aufgefallen sein, dass die Türme unseres Rathauses ein ganz besonderes Ensemble bilden.

64 Meter ist der älteste und gleichzeitig größte Turm, in dem auch der Ursprung der Chemnitzer Türmertradition liegt.
Seit 1488, so ist überliefert, war eine Wache auf dem Turm eingerichtet, in der ein Hausmann oder eben auch Türmer wohnte.
Er war gleichzeitig der Glöckner von St. Jakobi und sorgte für die Turmmusik.

In dieser Zeit, Ende des 15. Jahrhunderts, wurde nebenan auch das Chemnitzer Rathaus erstmals als Steinbau errichtet.
Vorher stand der Stadtverwaltung lediglich ein Holzhaus zur Verfügung, das immer wieder abbrannte.
Der steinerne Neubau wurde direkt an den Hohen Turm angesetzt, so dass das Rathaus sodann in baulicher Verbindung mit der Stadtkirche stand.

Von diesem Hohen Turm zeigt heute noch der Türmer seinen Gästen den schönen Ausblick über die Dächer der Stadt. Und zum Beispiel zur Weihnachtszeit lauschen die Marktbesucher hier dem Stundenruf, der für sie allerdings bedeutet, dass der Weihnachtsmarkt und damit auch die Glühweinstuben in wenigen Minuten geschlossen werden.

Der kleinere Bruder des Hohen Turmes entstand noch mit dem Holzrathaus, wurde dann nach dessen Abriss in den spätgotischer Steinbau integriert.
Was dem Rathausturm natürlich nicht fehlen durfte, waren eine Uhr und eine Glocke.

Ein so genannter Seigersteller, der für das Aufziehen der Uhr und dem rechtzeitigen Läuten zuständig war, ging hier seit 1490 seiner Arbeit nach. Doch nicht zu jedermann Zufriedenheit.
Das zeigt eine Beschwerde aus dem Jahr 1536. Der Chemnitzer Seigersteller hätte seinen Pflichten so vernachlässigt, dass es hieß „Chemnitzer leben nicht recht in der Zeit.“

Das mag wohl im 16. Jahrhundert noch der Fall gewesen sein.

Aber spätestens mit der Jahrhundertwende war Chemnitz auf dem Weg zur Großstadt. Unternehmer, Industrielle, Forscher und Kaufleute hatten für eine expandierende Wirtschaft gesorgt.
Und mit dem wirtschaftlichen Reichtum entwickelten sich Kultur, Architektur und gesellschaftliches Leben in der Stadt.

Da reichten die bis dahin geschaffenen Rathausbauten nicht mehr aus. Ein Neues Rathaus sollte gebaut werden.
Von 1907 bis 1911 entstand unter Leitung des Stadtbaurates Richard Möbius das stolze und erhabene Bauwerk.
Es war das neue bürgerliche Symbol der modernen Industriestadt Chemnitz. Und auch der Turm des Neuen Rathauses trägt diesen energischen Charakter.

Brände und Kriege nagten immer wieder an den Mauern des Rathauses, der Kirche und den Türmen. Das Alte Rathaus und der Hohe Turm wurden im 2. Weltkrieg fast vollständig zerstört.
Doch fanden die Menschen die Kraft, die Häuser wieder aufzubauen, neue Glocken zu beschaffen und die Türme zu sanieren.
 

 

Anrede,
es braucht Menschen, die sich für die Rathäuser, Türme und deren Geschichte stark machen. Das 100. Jubiläum des Rathauses gehört auch denen, die sich für die Bewahrung und Pflege der alten Mauern einsetzen.

Ich bin sehr dankbar, dass in Chemnitz die Stadtgeschichte leidenschaftlich und die Türmertradition intensiv gepflegt wird.

Mein großer Dank gilt unserem Türmer Stefan Weber. Seit mehr als 20 Jahren hat die Türmertradition in Chemnitz dank ihm wieder einen sehr guten Ruf. Unterstützt wird er seither vom Türmer Alexander Albrecht, dem ich ebenfalls danken möchte.
Heute übernehmen die beiden ehrenamtlich die schönen Pflichten des Türmers.
Mit Liebe und Begeisterung erzählt Stefan Weber vom Wesen der Stadt, von den Aufgaben des Türmers und der Geschichte des Hauses.
Und dass es da jede Menge zu berichten gibt, haben Sie in einem Gespräch mit ihm sicher erfahren.

Oder Sie schauen selbst noch einmal hinter die Kulissen des Rathauses. Heute öffnen wir von 14 bis 17 Uhr die Türen.
Das Juwel des Rathauses, der frisch sanierte Stadtverordnetensaal mit dem bekannten Klinger-Bild „Arbeit, Wohlstand, Schönheit“, ist ebenso zu sehen wie die Fahrzeuge der Berufsfeuerwehr, Geschenke aus Chemnitzer Partnerstädten und alte Stadtratsprotokolle aus den letzten 100 Jahren.

Auch das Goldene Buch der Stadt werden die Bürgerinnen und Bürger bewundern. Darin werden Sie den frisch eingetragenen Beitrag lesen:
„Empfang der Mitglieder der Deutschen Nachtwächter und Türmerzunft anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Neues Rathaus Chemnitz“

Es ist eine gute Tradition, dass sich Ehrengäste unserer Stadt in das Goldene Buch eintragen. Ich lade Sie, sehr geehrte Zunftmitglieder, herzlich dazu ein.

 

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