Fritz50: Transformation des Fritz-Heckert-Gebietes

Mit dem gesellschaftlichen Wandel 1989/1990 änderten sich die Existenzbedingungen ostdeutscher Neubaugebiete grundlegend, wenngleich auch nicht schlagartig. Der Wegzug der Bewohner des Fritz-Heckert-Gebietes fiel bis Mitte der 1990er Jahre moderat aus. Einer der Großvermieter war ganz überrascht, als 1993 plötzlich 47 seiner Wohnungen leer standen.

Mit zunehmenden Wohnalternativen in sanierten Altbauquartieren, mit der Errichtung von Einfamilienhaussiedlungen im Chemnitzer Umland sowie der beruflichen Neuorientierung in den westdeutschen Bundesländern stieg der Leerstand in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre aber permanent an.

 




 

Weiterführende Informationen

Hinweis:

Die Texte stammen von Autor und Historiker Norbert Engst. Die Stadt Chemnitz dankt für die wertvolle Unterstützung und Mitarbeit.

Das Foto aus dem Jahr 1995 zeigt den Fußgängertunnel auf der Wladimir-Sagorski-Straße, Kreuzung Burkhardtsdorfer Straße. Geländer und Mauern sind voll buntem Graffiti.

Um die Jahrtausendwende standen ein Drittel der 32.000 Wohnungen im Heckert-Gebiet leer, weitere ca. 30.000 Wohnungen verblieben im Stadtgebiet ohne Mieter. Erschwerend kam im Heckert-Gebiet hinzu, dass dieses Wohngebiet zu DDR-Zeiten zunehmend kostensparend errichtet und gleichzeitig nicht fertiggestellt wurde und nun städtebauliche Defizite offen zu Tage traten.

Das bedeutet, dass die jüngsten Wohnungen im Vergleich mit anderen Städten eine unterdurchschnittlich große Wohnfläche aufwiesen, familiäre Spannungen wurden dadurch begünstigt. Gleichzeitig existierte kein kommerzielles und gesellschaftliches Zentrum.

Rückbauarbeiten eines Wohnblocks im Jahr 2006 auf der Dr.-Salvador-Allende-Straße 156-160.

Durch das Fehlen der Straßenbahnlinie 4 war eine schnelle Anbindung an die Innenstadt für einen Großteil der Bewohner:innen nicht gegeben. Als das Stadtumbauprogramm Ost im Jahr 2002 begann, zählte man mit etwa 54.000 Bewohnern rund 41 Prozent weniger als in den Jahren der Spitzenbelegung Anfang der 1990er.
 

Das Jahrzehnt zwischen 2002 und 2012 stellte eine kräftige Zäsur im Leben vieler Bewohner:innen dar. Es verblieben nur wenige Straßen, in denen keine Gebäude abgerissen worden. Bürgerinitiativen vermittelten zwischen Stadtplanung, Vermietern und Bewohnenden. Derweil ermittelten Studien Anfang der 2000er Jahre, dass bei anhaltendem Wegzug und ohne Abrissmaßnahmen Mitte des Jahrzehnts von den einst 1.627.334 m2 Gesamtwohnfläche im Wohngebiet nur noch gut eine Million Quadratmeter benötigt würden, im Umkehrschluss also 60 Prozent leer stünden.
 

So schmerzlich der Abriss der "eigenen Wohnung" für die Betroffenen auch war, so kristallisierte sich allmählich die einmalige Chance heraus, die in der Transformation des Wohngebietes lag. Mit der Einführung historischer Stadtteilnamen ab 1997 anstelle der nummerierten Baugebietsbezeichnung (BG 0, BG I,…) gelang es, eine positive Identitätsbindung der Bewohner:innen an ihr Wohnumfeld zu entwickeln. Man erkannte nämlich, dass es einem "Sonnenberger" oder einer "Kaßbergerin" leichter möglich ist, ihre Stadtteilzugehörigkeit zum Ausdruck zu bringen, es aber nicht so locker über die Lippen kommt, zu bekunden "Ich bin ein BG III/IV-ler".
 

Die Transformation des ehemals größten Neubaugebietes der DDR brachte enorme Aufwertungen mit sich. Im heutigen Markersdorf Süd entstand unter anderem mit der Markersdorfer Oase ein attraktiver Stadtteilpark.

Aber besonders im Rückbau und der Aufwertung einst hochdichter Quartiere (Teile des einstigen BG VII, des heutigen Markersdorf-Süd, wiesen eine Wohndichte auf die jener von Monte Carlo vergleichbar war) konnte eine bis dato für unmöglich gehaltene Wohnqualität erzielt werden. Nicht nur die Markersdorfer Oase entwickelte Strahlkraft weit über den Stadtteil hinaus. Allerorts entstanden hochwertige Stadtteilparks, attraktive Spielplätze oder wurden Fußgängerzonen und Boulevards aufgewertet.

Längst existieren Wartelisten für Wohnungen in attraktiven Lagen. Ebenso haben manche monatliche Mieten die 1.000-Euro-Marke überschritten. Dank der Kreativität regionaler Künstler finden sich in jedem Stadtteil bestaunenswerte vertikale Kunstwerke an den Hausfassaden.
 




Im 50. Jahr seines Bestehens hat sich das Wohngebiet konsolidiert und stellt mit seinen kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungen einen wichtigen Pfeiler im Chemnitzer Wohnungsmarkt dar. Seine Bewohner:innen können ihr Heckert mit Stolz den Millionen Gästen im Kulturhauptstadtjahr 2025 präsentieren.

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