Tropisches Geisterfischchen erobert Deutschland
Das kürzlich von Biologen des Chemnitzer Museums für Naturkunde erstmals für Europa nachgewiesene Geisterfischchen ist in deutschen Haushalten bereits etabliert.
Obwohl sie, wie die meisten Wohnungsinsekten, nicht sonderlich beliebt sind, sind sie allgegenwärtig, meist unbemerkt oder verkannt. Von den Fischchen, kleine Urinsekten, sind weltweit mehr als 470 Arten beschrieben. Nur sechs davon leben in Deutschland, darunter das tropische Geisterfischchen (Ctenolepisma calva).
Nach jüngsten Forschungen von Sven Erlacher, Biologe im Chemnitzer Museum für Naturkunde, ist das Geisterfischchen weiter verbreitet als bisher angenommen. „Inzwischen gibt es sichere Nachweise aus Wohnungen in Sachsen, Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Sogar inmitten von Wien wurde das Geisterfischchen festgestellt“, so Erlacher. „Damit ist klar, dass sich das tropische Fischchen, von der Wissenschaft unbemerkt, in menschlichen Wohnungen ausbreiten konnte.“
Der zierliche Wohnungsgeist ist weißlich und wird nur maximal 8 mm lang. Die Tiere sind offensichtlich wärmeliebend und haben eine hohe Toleranz gegenüber Trockenheit, weswegen moderne Wohnungen mit Fußbodenheizung und gleichmäßig hohen Temperaturen bevorzugt besiedelt werden. Grund zur Besorgnis gibt es nicht. „Nach allem, was wir bisher über Geisterfischchen wissen, sind sie völlig harmlos und einfach nur da“, erläutert Sven Erlacher.
Der Wissenschaftler bittet darum, auf die neue Art zu achten und wenn möglich mit der Handykamera zu fotografieren und die Fotos an das Museum für Naturkunde in Chemnitz zu schicken. „Nur so sind wir in der Lage, mehr über die Invasion dieser ‚Aliens‘ zu erfahren“, sagt der Forscher.
Die Ausbreitung neuer Arten nach Mitteleuropa ist auch das Thema der aktuellen Sonderausstellung „via regia – Straße der Arten“ im Museum für Naturkunde, die noch bis 30. Juli 2017 zu sehen ist. Das Museum lockt mit der einmaligen Präsentation lebender Geisterfischchen sowie mit spektakulären Filmaufnahmen des Chemnitzer Tierfilmers Reinhard Weidlich.
Foto: Museum für Naturkunde
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Stadt Chemnitz