Umweltamt bittet erneut um Hilfe gegen Neophyten
Eingewanderte Pflanzenarten wie der Riesenbärenklau sollen bekämpft werden
![Riesenbärenklau mit Blüte in Klaffenbach. Typisch sind die stark eingeschnittenen und sehr spitz auslaufenden Blätter Riesenbärenklau mit Blüte in Klaffenbach. Typisch sind die stark eingeschnittenen und sehr spitz auslaufenden Blätter](/cimg/img.php?src=/chemnitz/media/aktuell/pressemitteilungen/2022/pd0344_riesenbaerenklau_klaffenbach_2020_foto_c.winkler.jpg&w=20)
Foto: Christian Winkler, Untere Naturschutzbehörde der Stadt Chemnitz
Wegen der Gefährdung der menschlichen Gesundheit und der Verdrängung der heimischen Vegetation bekämpft das Umweltamt der Stadt Chemnitz den Riesenbärenklau überall im Stadtgebiet. Betroffene Grundstückseigentümer:innen werden vom Umweltamt aufgefordert, den Riesenbärenklau in einer angemessenen Frist fachgerecht zu beseitigen. Die Blüten- und Samenstände sowie die rübenartige Wurzel müssen im Neophyten-Container auf dem Wertstoffhof Weißer Weg entsorgt werden. Die restlichen oberirdischen Pflanzenteile inklusive des Rhizoms können vor Ort getrocknet werden.
Zudem werden Bürger:innen gebeten, Standorte des Riesenbärenklaus mit konkreten Angaben zu Ort und Anzahl der Pflanzen an die Untere Naturschutzbehörde zu melden. Dies ist möglich unter 0371 488 36-02 oder -03 sowie per Mail an umweltamt.naturschutz@stadt-chemnitz.de. Es kann auch die Behördenrufnummer 115 gewählt werden.
Hintergrund:
Pflanzenarten, die nach dem Mittelalter in Mitteleuropa eingewandert sind oder eingeführt wurden, werden als Neophyten („neue Pflanzen“) bezeichnet. Einige von ihnen vermehren sich ungehindert. Dadurch verdrängen sie die einheimische natürliche Vegetation. Dazu zählen hierzulande insbesondere der Riesenbärenklau und das Drüsige Springkraut, die auch als „invasive Neophyten“ bezeichnet werden. In den Schutzgebieten, in denen es noch natürliche Pflanzengesellschaften und naturnahe Vegetation gibt, werden im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde all diese invasiven Neophyten einschließlich der Staudenknöterich-Arten weitgehend bekämpft.
Der Riesenbärenklau nimmt unter den invasiven Pflanzenarten eine Sonderstellung ein, da er nicht nur zu Verdrängungseffekten in der Natur führt, sondern sein Pflanzensaft gesundheitsgefährdend ist. Dieser enthält Furanocumarine, die in Verbindung mit Sonneneinstrahlung zu schweren Hautverbrennungen zweiten bis sogar dritten Grades führen können. Dies ist besonders für spielende Kinder gefährlich.
Die Pflanze stammt ursprünglich aus dem Kaukasus, wurde nach heutiger Kenntnis 1817 nach England eingeführt und hat sich seitdem über fast ganz Europa ausgebreitet. In der hiesigen Region keimt der Riesenbärenklau von April bis Mai, stellt sich dann einige Jahre als Rosettenpflanze dar und erreicht erst mit der Blütenbildung seine volle Größe von bis zu vier Metern Höhe. An den großen weißlichen Blütendolden reifen mehrere zehntausend Samen heran und besiedeln durch Vögel, Wasser, Wind und Bodenbewegungen neue Standorte. Unverwechselbar sind seine großen, teilweise mehr als ein Meter breiten, stark eingeschnittenen Blätter, wobei jedes Teilblatt und jede Zahnung der Teilblätter für sich in eine typische Blattspitze auslaufen. Der stark auffällige, scharf-würzige Geruch des Pflanzensaftes ist unverkennbar.
Der Riesenbärenklau ist gegenüber heimischen Hochstauden in der Vermehrung überlegen und hat hier keine natürlichen Feinde. So bildet er schnell Reinbestände, verdrängt die heimische Vegetation und kann in kürzester Zeit neue Standorte besiedeln.