Ist der Internationale Frauentag heute noch wichtig?
Festveranstaltung mit internationalen Gästen am 8. März, 17.30 Uhr, Pentagon 3
Am Internationalen Frauentag – am Mittwoch, dem 8. März – lädt Pia Hamann, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Chemnitz, zahlreiche Gäste, darunter auch Frauen aus Iran, Polen, Israel und Afghanistan zu einer Festveranstaltung im Pentagon 3 ein.
Die Veranstaltung ist nicht öffentlich. Vertreter:innen der Medien sind willkommen.
Die aktuelle Frage lautet: Wie wichtig ist der Internationalen Frauentag heute überhaupt noch? Solange die Gleichberechtigung von Frauen und Männern nur auf dem Papier besteht und nicht in allen Lebensbereichen umgesetzt ist, hat der Internationale Frauentag als „Kampftag“ seine Berechtigung. Der Tag ist nicht dazu da, wie es z. B. in den Betrieben der DDR Sitte war, Frauen mit Blumen und Sekt zu beschenken, sondern er soll auf die immer noch bestehenden Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern aufmerksam machen.
„Hier in Deutschland haben wir in den vergangenen 100 Jahren viel erreicht. Frauen haben das aktive und passive Wahlrecht, das Recht auf freie Berufswahl, das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Das ist schon eine Menge, dennoch sind wir von Gleichberechtigung noch weit entfernt“, so Pia Hamann.
In den Parlamenten auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene sind kaum ein Drittel Frauen vertreten, Frauen erledigen über 50 Prozent mehr Carearbeit als Männer und stereotype Rollenbilder sind immer noch weit verbreitet. Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer (der Gender Pay Gap liegt momentan bei 18 Prozent) und haben damit auch weniger Rente.
Wie ist aber die Situation von Frauen in anderen Teilen der Welt? Hier ein paar Beispiele:
- Im Iran konnten die Frauen bis 1979 frei leben und alle Berufe ergreifen, die sie wollten. Mit der Machtübernahme von Khomeini und der Errichtung eines sogenannten „Gottesstaates“ verloren die Frauen alles, und wurden unter Hidschab und Burka gezwungen. Seit der Ermordung von Mahsa Amini durch die „Sittenpolizei“ am 14. September 2022 regt sich aber Widerstand im Land, der insbesondere von den Frauen ausgeht.
- Unser Nachbarland Polen liegt im weltweiten Ranking in Bezug auf Gleichstellung nur auf Rang 50. Die Katholische Kirche und rückschrittliche Strukturen sehen Gleichstellungspolitik als Angriff auf die Tradition. Beim Thema Abtreibung beispielsweise: Sowohl Frauen als auch ausführende Ärzt:innen werden mit Gefängnisstrafen bedroht. Das Zynische daran ist, dass im Land kaum Verhütungsmittel verfügbar sind.
- In Israel sind Frauen, zumindest auf dem Papier, seit der Staatsgründung 1948 in allen Bereichen gleichberechtigt. Der Pflichtdienst in der Armee und die völlige Gleichstellung in der sozialistisch geprägten Kibbutzbewegung prägen das Außenbild von emanzipierten „starken“ Frauen. Indes wird das politische Leben stark von orthodoxen Männern beeinflusst, die den Frauen nahelegen, als Mittelpunkt des Familienlebens zu fungieren und so viele Kinder wie möglich auf die Welt zu bringen, sowohl aus religiösen beziehungsweise traditionellen als auch aus demographischen Gründen.
- In Afghanistan haben die Taliban seit ihrer Machtübernahme im August 2021 politische Maßnahmen durchgesetzt, die die Grundrechte von Frauen und Mädchen verweigern und die Meinungsfreiheit unterdrücken – so sagt Human Rights Watch in seinem World Report 2023. Die umfassende Missachtung von Menschenrechten durch die Taliban hat zu ihrer weltweiten Isolation beigetragen, die wirtschaftliche und humanitäre Krise in Afghanistan verschärfte sich. Im März 2022 brachen die Taliban endgültig ihr Versprechen, weiterführende Schulen für Mädchen wieder zu öffnen. Die meisten dieser Schulen waren nach der Machtübernahme geschlossen worden.
„Die Frauen dieser Länder und aller Länder, in denen Krieg, Armut und Unterdrückung herrschen, brauchen unsere ungeteilte Solidarität“, sagt Pia Hamann.