28.06.2023
Pressemitteilung 444

Stadtrat beschließt zwei neue Straßennamen in der Innenstadt


Der Chemnitzer Stadtrat hat in seiner heutigen Sitzung die Neubenennung von zwei Straßen im Bereich der Neuen Johannisvorstadt (Baufelder E3 und E4) beschlossen. Im Baufeld 3 wird ein Teilstück der Wiesenstraße in Hermann-Fürstenheim-Straße umbenannt und im Baufeld E4 erhält die Erschließungsstraße den Namen Dr.-Frieda-Freise-Straße.

Die Neue Johannisvorstadt umfasst den Innenstadt-Bereich zwischen Bahnhofstraße, Moritzstraße, Theresenstraße und Augustusburger Straße, angrenzend an die Johanniskirche/Park der Opfer des Faschismus und das TIETZ. Darin befinden sich die Baufelder E3 und E4, die durch die Zschopauer Straße getrennt werden.
Das Baufeld E3 erstreckt sich zwischen Moritzstraße, Zschopauer Straße, Bahnhofstraße und Wiesenstraße, unmittelbar angrenzend an Das TIETZ. Der Verkehr wird für Mieter und Zulieferer über eine Fußgängerzone (Innenhofgestaltung) erschlossen, die in den Teilabschnitt der Wiesenstraße zwischen Moritz- und Bahnhofstraße mündet. Dieser Straßenabschnitt wird in Hermann-Fürstenheim-Straße umbenannt, da es einen unmittelbaren örtlichen Bezug zum historischen Gebäude des TIETZ gibt.

Hermann Fürstenheim wurde am 27. Dezember 1877 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Bahn/Pommern geboren. 1904 kam er von Bamberg nach Chemnitz und war am Aufbau der ersten Niederlassung des Tietz in unserer Stadt beteiligt. Am 23. Oktober 1913 wurde das damals größte und vornehmste Geschäftshaus Sachsens an der damaligen Poststraße eröffnet. Hermann Fürstenheim stand dem Haus bis zu seiner Ermordung als Direktor vor. Nach 1933 erfuhr der Geschäftsbetrieb deutliche Einschränkungen. Es durfte keine Werbung in der Tagespresse mehr erfolgen, das Haus trafen auch Boykottaufrufe. Eine „Arisierung“ konnte jedoch noch abgewendet werden. Hermann Fürstenheim fühlte sich als ehemaliger Weltkriegsteilnehmer zunächst wohl noch nicht gefährdet und zog eine Auswanderung nicht in Betracht. In den Morgenstunden des 10. November 1938 drangen SA- und SS-Männer in die Villa der Familie Fürstenheim in der Weststraße 13 ein und richteten ihn dort im Keller regelrecht hin. Seine Urne wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt.

Das Baufeld E4 wird begrenzt durch die Augustusburger Straße, Bahnhofstraße, Zschopauer Straße und den Park der OdF. Der innere Verkehr wird über eine Straße zwischen Bahnhofstraße und Augustusburger Straße erschlossen. Diese erhält in Erinnerung an die Verdienste auf dem Gebiet der Schulhygiene und der Wohlfahrtspflege sowie an die Nähe ihrer Wirkungsstätte in Chemnitz den Namen Dr.-Frieda-Freise-Straße.

Dr. Frieda Freise (geb. 7. November 1886 in Dissna bei Wilna) wurde 1925 Stadtschulärztin in Chemnitz. Sie engagierte sich insbesondere im Bereich der Schulhygiene und der Wohlfahrtspflege, und förderte maßgeblich die 1927 gegründete Chemnitzer Mütterschule (die erste Einrichtung ihrer Art in Sachsen) die sich in den Räumen der Berufsschule für Mädchen in der Dresdner Straße 7 befand.

1933 wurde Dr. Frieda Freise aufgrund ihrer jüdischen Herkunft durch die NS-Behörden in den Ruhestand versetzt. Zunächst praktizierte sie weiter als Mitarbeiterin einer Allgemeinpraxis in der Zschopauer Straße 173, sah sich jedoch zunehmend Repressalien ausgesetzt. Um diesen zu entgehen, verzog Dr. Frieda Freise nach Prutting bei Rosenheim, wo sie die Pogrome 1938 erlebte. Am 28. November 1938 verstarb sie in Rosenheim.
Die Kosten für die Anfertigung und Aufstellung der Straßennamensschilder übernimmt der Bauvorhabenträger.

Informationen

Herausgeber:
Pressestelle Stadt Chemnitz

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