01.03.2024
Pressemitteilung 131

Chemnitzer Friedenspreis 2024 verliehen


Bürgerverein FUER CHEMNITZ e. V. kürt die diesjährigen Preisträger – Vergeben wurden drei Preise, ein Ehrenpreis sowie ein Kinder- und Jugendpreis

Heute wurde vom Bürgerverein FUER CHEMNITZ e. V., in Zusammenarbeit mit der Migrationsbeauftragten der Stadt Chemnitz, Etelka Kobuß, im Stadtverordnetensaal des Chemnitzer Rathauses zum 21. Mal der Chemnitzer Friedenspreis feierlich verliehen.

Der Chemnitzer Friedenspreis ist ein zivilgesellschaftlicher Preis, von Bürger:innen für Bürger:innen. Mit dem Preis werden Personen, Organisationen, Projekte und Initiativen aus Chemnitz ausgezeichnet, die für Grundwerte wie Toleranz und Demokratie eintreten, die Integration verschiedener Kulturen als wesentlichen Bestandteil unseres Zusammenlebens betrachten, gegen jede Form von Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus Position beziehen, aktive Friedensarbeit leisten und ein gewaltfreies Miteinander fördern und unterstützen.

Die Preisträger werden durch die ehrenamtliche Jury des Chemnitzer Friedenspreises gekürt.

Die Verleihung findet traditionell kurz vor dem 5. März statt, dem Jahrestag der Bombardierung von Chemnitz 1945. Vor 23 Jahren hat eine Gruppe von Chemnitzerinnen und Chemnitzern um Pfarrer Hans-Jochen Vogel und Künstlerin Sabine Kühnrich den 5. März zum Chemnitzer Friedenstag erklärt. Ziel ist, dass an diesem Tag friedensstiftende kulturelle und politische Impulse für die Stadt und von der Stadt ausgehen, um ein Abgleiten in inhaltslose Rituale zu verhindern. Die Forderung nach Frieden ist aktueller denn je.
 

Die Preisträger

1. Preis

Mit dem ersten Preis wurde in diesem Jahr die Organisatoren und Initiatoren des Projektes „Sprachencafé“ ausgezeichnet.
Das in Sachsen einmalige Projekt bringt wöchentlich viele Menschen aus mittlerweile 20 Nationen zusammen, um sich gemeinsam in deutscher Sprache auszutauschen. Seit vielen Jahren schaffen die Organisatoren und Initiatoren des Sprachencafés eine Atmosphäre, in der Migrantinnen und Migranten, egal welcher Herkunft, Kommunikation pflegen können, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, korrigiert zu werden, um die Scheu vor dem Sprechen der fremden Sprache zu verlieren und soziale Kontakte zu pflegen. Für die Organisatoren ermöglichen die Begegnungen die Weitung des eigenen Horizonts, weil sie etwas von anderen Ländern und dem Leben derLeute erfahren und so auch eigene Vorurteile abbauen. Die Gäste des Sprachencafés kommen nicht nur aus Chemnitz, sondern auch aus dem Umland.
Die Preisträger erhielten die Friedenspreis-Skulptur des Bildhauers Erik Neukirchner.

2. Preis

Der zweite Preis ging an Alke und Michael Schmidt.
Das Künstlerehepaar (sie ist Violinistin an der Robert-Schumann-Philharmonie, er ist Puppenspieler) bereitet Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen ein freundliches Willkommen in Chemnitz. Sie schätzen die Vielfalt auf dem Sonnenberg, ihrem Stadtteil. Die beiden öffnen seit Jahrzehnten ihr privates Zuhause, um sich in ungezwungener Atmosphäre mit Migrantinnen und Migranten auszutauschen, ihre Sorgen und Nöte zu verstehen, um Orientierung und Unterstützung zu geben. Für das Ehepaar Schmidt ist das eine Herzensangelegenheit und ganz selbstverständlich.

3. Preis

Der dritte Preis wurde an Gabriele Engelhardt vergeben.
Gabriele Engelhardt ist es zu verdanken, dass in Chemnitz seit vielen Jahren eine permanente, prägnante und laute Stimme gegen Faschismus, Rechtsextremismus und Krieg zu hören ist. In überragendem Maß engagiert sie sich gegen rechtsextremistische Aktivitäten, für ein demokratisches Zusammenleben und als Sprecherin des zivilgesellschaftlichen Bündnisses „Aufstehen gegen Rassismus“ in Chemnitz. Sie geht keiner Diskussion aus dem Weg, verbindet viele Menschen in gemeinsamen Aktionen und streitet für eine Stadt ohne Rassismus, in der jeder als Mensch gesehen wird.

Ehrenpreis

Den Ehrenpreis erhielt Doris Müller.
Doris Müller hat in der Zeit der Massenarbeitslosigkeit unmittelbar nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland alles getan, um Menschen zu helfen, die sich plötzlich in völlig unsicheren Lebenslagen befanden. Von 100.000 Arbeitsplätzen in Industrie und Maschinenbau in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz blieben 1992 noch 15.000 übrig. Ein großer Teil der Chemnitzerinnen und Chemnitzer war verunsichert und hatte Existenzangst. Auch an Doris Müller ging die Vernichtung der ostdeutschen Industrie nicht vorbei. Mit ihren Kolleginnen und Kollegen wurde sie auf Kurzarbeit Null gesetzt. „Ich konnte es nicht ertragen, wie die mit uns umgegangen sind“, sagt sie heute. Die damals 50-Jährige stellte ihr eigenes Leben komplett auf den Kopf. Sie absolvierte bei der IG-Metall Schulungen zu Arbeitsrecht und ließ sich zur Sozialberaterin ausbilden. Fortan kämpfte sie mit fast übermenschlicher Energie für die Belange der Arbeitslosen, ob im Verein „Neue Arbeit – Hilfe zur Selbsthilfe“, in der IG Metall, in anderen Vereinen oder im Stadtrat. Mit Beharrlichkeit stritt sie für ein Haus für Arbeitslose (Otto-Brenner-Haus), für Beratungsstellen im Stadtgebiet und organisierte elf Arbeitslosenkonferenzen mit prominenten Politikern als Gäste. Auch heute im hohen Alter steht sie noch dem Verein Neue Arbeit vor.
Dr. Peter Seifert schrieb in dem Buch „Arbeitslos, aber nicht wehrlos!“ (Berlin, 2021): „Für mich als Oberbürgermeister war die Neue Arbeit ein wesentlicher Baustein zum Erhalt des sozialen Friedens in Chemnitz. Doris Müller wurde zu einer Gallionsfigur. In meinen Augen ist sie eine Chemnitzer ‚Mutter Courage‘.“
Die Ehrenpreisträgerin erhielt ebenfalls die Friedenspreis-Skulptur des Bildhauers Erik Neukirchner.

Kinder- und Jugendpreis

Der Kinder- und Jugendpreis ging an Luisa Frieden.
Luisa Frieden engagiert sich zurzeit in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Majdanek in Lublin (Polen), im Rahmen eines internationalen Freiwilligen-Dienstes. Sie erarbeitete eine Konzeption für Führungen und betreut nun Besuchergruppen der Gedenkstätte. Außerdem bereitet sie Programme und Workshops vor und begleitet Treffen von Holocaust-Überlebenden.
Erinnerungskultur hält sie für unverzichtbar und fordert eine viel intensivere Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus im Schulunterricht. Es ist ihr ein großes Anliegen, ihren Beitrag für unsere Demokratie und ein friedliches Europa zu leisten. Das freiwillige Jahr in Majdanek hat sie ganz bewusst angetreten, weil sie die zunehmende Geschichtsvergessenheit in unserer Gesellschaft nicht ertragen kann und darin eine ernsthafte Gefahr für den internationalen Frieden sieht.


Die Preisverleihung

Bürgermeister Knut Kunze eröffnete mit einem Grußwort der Stadt Chemnitz die festliche Vergabe. Sabine Kühnrich eröffnete die Veranstaltung im Namen der Jury und des Bürgervereins FUER CHEMNITZ e. V.
Heda Bayer und Chris Münster erinnerten in einer kleinen theatralen Improvisation an Egmont Elschner, den im vergangenen Jahr verstorbenen, langjährigen Sprecher der Jury. Gefolgt von Julia Bombien mit einigen persönlichen Gedanken.

Die Laudationen hielten für den Kinder- und Jugendpreis Ute Spindler, für den dritten Preis Carmen Schreiter und Thiemo Kirmse; Etelka Kobuß für den zweiten Preis. Die Laudatio für den ersten Preis hielt Heike Steege. Die Laudatio für den Ehrenpreis hielten Dr. Melanie Hartwig und Sabine Kühnrich.

Das Klarinetten-Ensemble aus Schüler:innen der Städtische Musikschule Chemnitz gestaltete die Festveranstaltung musikalisch aus. Im Anschluss gab es einen kleinen Empfang.
 


Für Rückfragen stehen folgende Ansprechpartner zur Verfügung:

Sabine Kühnrich
Bürgerverein FUER CHEMNITZ e.V. und Mitglied der Jury
Telefon: 0177 223 1335
E-Mail: sabine.kuehnrich@gmx.de

Etelka Kobuß
Migrationsbeauftragte der Stadt Chemnitz und Mitglied der Jury
Telefon: 0371 488 5047
E-Mail: migrationsbeauftragte@stadt-chemnitz.de

Informationen

Herausgeber:
Pressestelle Stadt Chemnitz

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