Amtseinführung zur Stadtratssitzung am 5. Mai 2021

Oberbürgermeister Sven Schulze bei der Unterschrift unter dem Amtseid
Dieses Video wird von Vimeo.com abgerufen.

Bei Abspielen des Videos werden Cookies des Drittanbieters gesetzt.
Datenschutz-Hinweise Vimeo


Rede zur Amtseinführung

 

Sehr geehrte Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger,

sehr geehrte Mitglieder des Deutsches Bundestages,

sehr geehrte Mitglieder des Sächsischen Landtages und des Chemnitzer Stadtrates,

sehr geehrte Kollegen Bürgermeister,

 

liebe Gäste, meine sehr verehrten Damen und Herren,

liebe Chemnitzerinnen und Chemnitzer,
 

vielleicht haben Sie die Melodie eben erkannt.
 

Hast du alles probiert?

Hast du alles versucht?

Hast du alles getan?

Wenn nicht, fang' an

 

Hast du wirklich gelebt?

Hat deine Welt sich wirklich gedreht?

Hast du alles getan?

Wenn nicht, fang' an

 

Das Lied „Wir sind am Leben“ der Band Rosenstolz spricht mir aus der Seele. Es stellt all die Fragen, die in unserem Leben als Mensch, als Mutter oder Vater, als Partnerin oder Partner, Freundin oder Freund, Bürgerin oder Bürger wichtig sind.

Auf all diese Fragen gemeinsam mit Ihnen in unserer Heimatstadt Antworten zu finden, das ist eine wunderbare Aufgabe, der ich mich ab heute offiziell als Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz stelle.

Es mag pathetisch klingen, aber so einer wunderbaren Stadt zu dienen, ist für mich eine Herzensangelegenheit, und zugleich eine Herausforderung, der ich mit größtem Respekt begegne.

Chemnitz und ich – wir gehören zusammen, seitdem ich 1986 hier ans Gymnasium gekommen bin. Hier habe ich meine Teenagerzeit verbracht und bin verwurzelt. Hier bin ich nicht nur vernetzt, sondern auch geerdet.

Chemnitz ist zur Heimat geworden und zum Lebensgefühl. Deshalb ist diese Amtseinführung für mich ein feierlicher und sehr bewegender Moment.

Ich danke den Chemnitzerinnen und Chemnitzern. Danke für Ihr Vertrauen, das Sie mir entgegenbringen.
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

dieses Amt verlangt viel, vor allem in turbulenten Zeiten, wie wir sie gerade alle erleben. Und doch bin ich zuversichtlich, dass wir unsere Stadt gemeinsam weiter erfolgreich voranbringen können und das auch tun werden. Ich weiß, wie groß die Verantwortung ist, wie hoch die Erwartungen sind. An uns als „Stadt“ und insbesondere an mich sind.

Ich wünsche mir, mit diesem Stadtrat, mit Ihnen, vertrauensvoll zusammenzuarbeiten und werde hierzu auf all diejenigen zugehen, die sich zu demokratischen Werten und zu einer offenen Gesellschaft bekennen. Mit einer streitbaren Diskussionskultur, in der wir uns mit gegenseitigem Respekt begegnen.

Auch wenn wir nicht einer Meinung sind oder Prioritäten unterschiedlich setzen, sollten wir bei unseren Entscheidungen immer das Wohl der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger im Blick haben.

Als ich im September 2019 meine Kandidatur als Oberbürgermeister bekannt gab, ahnte noch niemand, was uns ab März 2020 bevorstehen sollte.

Die Corona-Pandemie bestimmt seitdem unser gesellschaftliches Leben. Homeschooling, geschlossene Geschäfte und Gastronomiebetriebe, Arbeiten von zu Hause aus, fehlende Freizeitaktivitäten. Familien, Unternehmen und Kreative am äußersten Limit. Keine Zeit der einfachen Antworten. Keine Zeit der leichten Entscheidungen.

Neben den wirtschaftlichen Folgen für die Stadt haben wir alle auch persönlich mit gravierenden Einschränkungen zu leben:

Geschlossene Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen, eine Reduzierung der persönlichen Kontakte, der Verzicht auf größere Konzerte oder traditionsreiche Veranstaltungen wie unseren Weihnachtsmarkt, aber vor allem auch die steigende Anzahl schwerer Erkrankungen und die Zunahme von Todesfällen – das alles geht an niemandem spurlos vorbei.

Hinzu kommt die Sorge vieler Menschen um den eigenen Arbeitsplatz und um die wirtschaftliche Existenz. Die Pandemie hat einen dramatischen Verlauf genommen.

Umso wichtiger ist es, dass wir die wirtschaftlichen Grundlagen in unserer Stadt nicht nur erhalten, sondern sie stärken und weiter ausbauen. Denn sie sind die Basis dafür, dass sich Chemnitz weiter gut entwickelt, Menschen hierherziehen und gerne hier leben.

Das wird eine zentrale Aufgabe in den nächsten sieben Jahren sein und dafür gibt es noch einiges zu tun!

Meine Vorgängerinnen und Vorgänger haben uns den Weg bis hierher geebnet. Sie haben viel für unsere Stadt geleistet. Sie haben Chemnitz zu einer modernen Industriestadt geformt. Ich will gar nicht versuchen, in Fußstapfen zu treten, sondern einen eigenen Weg einschlagen, ohne Bewährtes zu vergessen.

Für mich ist der respektvolle und direkte Umgang mit den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt enorm wichtig. Der direkte Draht zu allen Chemnitzerinnen und Chemnitzern, kurzum: Politik auf Augenhöhe.

Verlassen können Sie sich auf meine Bereitschaft zum Dialog und zur Lösung von Problemen. Auf mein Streben, Dinge zu schaffen und voranzubringen, das Mögliche zu tun, anstatt zu sagen, was nicht geht.

  • Mehr Eigenverantwortung zulassen, aber auch selbst Verantwortung übernehmen.
     
  • Transparenz bei politischen Entscheidungen schaffen, damit die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt verstehen, warum wir bestimmte Dinge tun oder auch nicht tun. 
     
  • Unser Handeln erklären, auch wenn wir es am Ende nicht allen recht machen können.

Das ist es, was ich mir vorgenommen habe.

 

Einen Schwerpunkt sehe ich in der digitalen Umgestaltung unserer Verwaltung. Bürgerinnen und Bürger haben die berechtigte Erwartungshaltung, dass die Dienstleistungen der Verwaltung komfortabel und kostengünstig erbracht werden.

Ein Baustein dafür ist eine Bürger-App, die informiert, Unterstützung bei Problemen bietet und die Chemnitzerinnen und Chemnitzer auf schnellstem Weg mit der Verwaltung verbindet. Die Konzepterstellung ist abgeschlossen und soll dem Stadtrat Mitte des Jahres vorgestellt werden.


Sehr geehrte Damen und Herren,

was macht Chemnitz für mich zu einer besonderen Stadt?

Es ist der Charme der kurzen Wege, der mich begeistert. Überall schnell hinkommen, zu Fuß, mit dem Rad, dem Auto und dem öffentlichen Nahverkehr. Und mit dem Chemnitzer Modell sogar bis ins Umland, in nicht allzu langer Zeit beispielsweise auch nach Limbach-Oberfrohna.

Chemnitz, das sind für mich die attraktive Innenstadt, die lebendigen Stadtteile und die aktiven Ortschaften.

Mir ist wichtig, dass wir uns bei allem, was wir tun, als eine Stadt verstehen. Ohne dabei die Besonderheiten der Stadt- und der Ortsteile über Bord zu werfen.

Denn nur gemeinsam bringen wir Chemnitz weiter voran. In diesem Sinne setze ich auf ein konstruktives Miteinander beim Erhalt von Traditionen und der Umsetzung neuer Ideen.

Besonders an unserer Stadt sind auch die Angebote an Kunst und Kultur. Wir haben ein hochkarätiges Fünf-Sparten-Theater, das sich nur die wenigsten Städte leisten. Wir tun das aus Überzeugung. Nicht in erster Linie, um Gäste zu unterhalten, sondern um den Chemnitzerinnen und Chemnitzern ein Kulturgut zu bieten, das sie ehren und schätzen. Und wir haben darüber hinaus eine vielfältige freie Kulturszene, die unsere Stadt lebendig macht.

Was ich an unserer Stadt ebenso sehr schätze, ist der Sport, der mich nicht nur als Zuschauer begeistert, sondern auch als Aktiven anspornt.

Sport spielt in der Stadtgeschichte schon immer eine große Rolle. Die Sportbegeisterung liegt den Chemnitzerinnen und Chemnitzern im Blut:

Ob auf Kufen, auf Rädern, an Turngeräten, mit dem Ball, bei der Leichtathletik – viele herausragende Sportlerinnen und Sportler aus unserer Stadt und der Region haben Erfolge bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften erzielt. Daran wollen wir anknüpfen.

Die Basis für diese Erfolge bildet der Breitensport mit seinen 221 Vereinen, knapp 35.000 Mitgliedern, darunter mehr als 11.000 Kinder und Jugendliche. Auch diese hohe Zahl an Aktiven ist es, was Chemnitz auszeichnet. Und wir müssen gemeinsam alles tun, damit das auch nach der Pandemie so bleibt.

Doch das Wichtigste an Chemnitz sind für mich die Menschen, die unsere Stadt so besonders machen, sie gestalten und damit auch ihr Bild nach außen prägen.

Deshalb freue ich mich, dass heute auch 20 Chemnitzerinnen und Chemnitzer meiner persönlichen Einladung gefolgt sind, die stellvertretend für die gesellschaftliche, kulturelle und berufliche Vielfalt unserer Stadt stehen.

Der Unternehmer, der täglich anpackt, ist dabei. Und der Handwerksmeister, der lange Traditionen pflegt. Der Start-up- und Innovationsnetzwerker, der neue Ideen und Konzepte nach Chemnitz bringt. Die Vertreterin der Kreativwirtschaft, die mithilft, bunte Ideen in Produkte und Kooperationen umzusetzen.

Die ehrenamtlich Tätigen, die sich als Präsident eines Sportvereins, Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr, als Eisenbahn-Enthusiast, als Gründer einer Initiative oder einer Stiftung, in ihrer Freizeit für unsere Stadtgesellschaft engagieren.

Die Leiterin eines Pflegeheimes, die Krankenschwester auf der Intensivstation oder der Kindergärtner, die sich mit viel Herz und Leidenschaft um Menschen kümmern, die auf Unterstützung angewiesen sind.

Chemnitzerinnen und Chemnitzer, die etwas zu erzählen haben. Wie die Überlebende der Bombennacht vom 5. März 1945 oder der Bürgerrechtler, der sich um den Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis verdient gemacht hat. Die Studentin, die sich für die Gesellschaft engagiert. Die Gästeführerin, die den Besuchern die spannenden Ecken unserer Stadt zeigt.

Der Migrant, der hier eine neue Heimat gefunden hat und sich einbringt. Die Leichtathletin, die für diese Stadt schwärmt und das auch weitererzählt, wie der Gastronom, der gern wieder für seine Gäste da sein will.

Sie alle sind ganz unterschiedliche Menschen, die ein gemeinsames Ziel eint: Unser Chemnitz jeden Tag ein bisschen lebenswerter zu machen.

Viele von Ihnen stehen nicht so gern im Scheinwerferlicht und doch möchte ich die öffentliche Aufmerksamkeit für die folgenden Minuten genau auf Sie richten.

Warum sind Sie heute hier?

Sie verkörpern Werte und Einstellungen, die mir wichtig sind und die sich in meiner Arbeit und in meiner Amtszeit widerspiegeln sollen. Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Engagement, Hartnäckigkeit, Wille…


Aber vor allem sind Sie Chemnitzerinnen und Chemnitzer mit vollem Herzen.

Eine Stadt, in der sich Menschen wie Sie engagieren, in der Menschen wie Sie leben, ist eine reiche Stadt. Reich an Werten, Normen, Ideen, Plänen, Visionen.

Chemnitz verfügt über eine gut vernetzte Zivilgesellschaft, engagierte Vereine, Bildungsträger, Institutionen und Unternehmen. Diese Unterstützung von gesellschaftlichem Engagement für den Zusammenhalt, für die Entwicklung und den Erfolg unserer Stadt, ist wichtig. Sie geben diesem Miteinander ein Gesicht und eine Stimme.

Und ich sage Ihnen zu, dass ich als Oberbürgermeister für Ihre Ideen und Meinungen, für Ihre Probleme und Sorgen, für Ihre Nöte und Ängste immer ansprechbar sein werde. Und dort mithelfe, wo es die Unterstützung der Stadt braucht.
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

unsere Stadt und die gesamte Region ist bisher in erheblichem Maß abhängig von einer starken Automobil- und Zuliefererindustrie, ebenso wie vom Maschinenbau, der wiederum vom Export lebt. Und vor allem im Bereich der Mobilität stehen wir heute vor grundlegenden Veränderungen:

Neue Antriebskonzepte verdrängen herkömmliche Benzin- oder Dieselmotoren. Doch was aus ökologischer Sicht durchaus zu begrüßen ist, stellt in der Praxis eine ganze Reihe von Unternehmen vor ökonomische Probleme. Auch die zunehmende Digitalisierung wird nicht nur Vorteile mit sich bringen, sondern viele althergebrachte Arbeitsplätze überflüssig machen.

Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, uns diesen Veränderungen offensiv zu stellen, sie zu begleiten und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass neue Technologien entwickelt und vorangetrieben werden, aus denen wiederum neue Produkte und neue Arbeitsplätze entstehen.

Unsere Wurzeln liegen in der sächsischen Industriegeschichte: Bergbau, Textilproduktion, Textil- und Werkzeugmaschinenbau. Unsere Zukunft liegt in Technologiefeldern wie der Mikrosystemelektronik, der Sensorik, dem autonomen Fahren, Age Tech, Künstlicher Intelligenz und Wasserstofftechnologie.

Ich bin stolz darauf, dass von Chemnitz Impulse in diese zukunftsträchtigen Forschungsfelder ausgehen. Daran haben in den vergangenen Jahren viele Unternehmen gemeinsam mit der Stadt gearbeitet.

So ist der Technologie-Campus ein Ort, um den uns viele beneiden. Er ist einmalig in Deutschland. Ein Alleinstellungsmerkmal, entstanden auf einem leeren Acker, aber mit einer großen Vision. Und genau das zeichnet uns Chemnitzerinnen und Chemnitzer aus: Wir haben Ziele. Und mögen die Hürden noch so groß sein, wir packen erst einmal an und machen!

Stadt und Region verfügen über exzellente, zukunftsfähige und aufstrebende Unternehmen. Es gilt keine Zeit zu verlieren, um Chemnitz weiter wirtschaftlich zu stärken.

Damit das gelingt, brauchen Unternehmen kompetente Ansprechpartner innerhalb und außerhalb des Rathauses, die sie in ihrer Entwicklung beraten und unterstützen.

Ich bin mit dem Versprechen angetreten, dass Wirtschaft im Rathaus wieder Chefsache wird. Und dieses Versprechen möchte ich einlösen. Unternehmen, die sich hier ansiedeln oder expandieren wollen, müssen unbürokratisch unterstützt werden. Es geht um zügige Genehmigungsverfahren und um Investitionssicherheit.

Ich habe dazu eine „Stabsstelle Wirtschaft und Digitalisierung“ direkt bei mir eingerichtet, die sich gezielt um Anliegen von Unternehmen kümmert und diese unterstützt. Zudem bringt ein Wirtschaftsbeirat mit kompetenten Mitgliedern aus Unternehmen, Verbänden, Kammern, Gewerkschaften und der Technischen Universität seinen Sachverstand in die Chemnitzer Wirtschaftspolitik ein und trägt dazu bei, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen.

Mir ist dabei wichtig, dass wir uns nicht nur auf die eigenen Stadtgrenzen beschränken. Denn wenn wir eine gute Wirtschaftspolitik betreiben wollen, dann muss diese auch das Umland in einem starken regionalen Netzwerk einbeziehen.

Ich werde die Zusammenarbeit mit dem Umland wieder intensivieren, Verbindungen mit den Bürgermeistern und den Landräten stärker pflegen, um gemeinsam als Region aufzutreten.

Eine gute Wirtschaftspolitik umfasst aber nicht nur große Unternehmen. Sie muss auch den Mittelstand, den Einzelhandel, die Gastronomie und die Kreativwirtschaft im Blick haben. Und das vor allem im Stadtzentrum.

Die Schließung des Kaufhofs, die zumindest vorerst abgewendet werden konnte, war ein deutlicher Warnschuss. Sie zeigt, wie fragil die Situation für Gewerbetreibende in der Innenstadt nach wie vor ist – und es steht zu befürchten, dass die Auswirkungen der Pandemie diese Situation noch einmal verschärfen werden.

Deshalb möchte ich, dass wir die Händler, Kreativen und Gastronomen so gut unterstützen, wie wir es als Stadt können. Sei es durch den Erlass von Gebühren, sei es durch eine Genehmigungspolitik, die Dinge ermöglicht und nicht verhindert. Oder sei es durch ein gezieltes Angebot städtischer und privater Kultureinrichtungen, die Veranstaltungen im Stadtzentrum organisieren und durchführen, sobald das wieder möglich ist.

Zu all diesen Fragen habe ich mich bereits in der Vergangenheit regelmäßig mit Vertretern der Gewerbetreibenden vor Ort ausgetauscht, und das möchte ich auch weiterhin tun.
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

zu einer starken Wirtschaft gehört in unserer Stadt immer auch eine starke Universität. Einerseits, weil sie das Stadtleben bereichert. Andererseits aber auch, weil sie wesentliche Voraussetzungen zur Erforschung neuer Technologien und zur Entwicklung neuer Produkte schafft.

Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes der Treiber für unsere Stadtentwicklung. Denn sie zieht Jahr für Jahr junge Menschen aus aller Welt an, die im besten Fall nach ihrem Studium hier in unserer Stadt und in der Region Fuß fassen, einen Beruf finden, später vielleicht auch eine Familie gründen, und so dazu beitragen, dass Chemnitz wächst.

Die Technische Universität ist ebenso ein Motor für Innovationen. Sie erzählt Erfolgsgeschichten junger Start-ups, aus denen später Unternehmen werden, die mit ihren Produkten nicht nur in Europa, sondern weltweit gefragt sind. Unternehmen wie Baselabs, Naventik, 3D-Micromac und Staffbase sind aus unserer Universität hervorgegangen und tragen heute dazu bei, dass der Name unserer Stadt weit über ihre Grenzen hinaus bekannt wird. Eine Imagewerbung für Chemnitz, die nicht mit Geld zu bezahlen ist.

Wenn wir unsere Universität und damit auch unsere Wirtschaft stärken wollen, dann wird dies auf Dauer nur mit einer angemessenen Unterstützung durch den Freistaat Sachsen und den Bund gelingen.

Das gilt natürlich auch für den fehlenden Fernbahnanschluss, unter dem unsere Stadt seit langer Zeit leidet. Der erste Schritt ist hier gemacht. Laut aktueller Planung werden wir ab Juli 2022 erstmals seit Jahren wieder einen Intercity durch unseren Hauptbahnhof fahren sehen, der dort auch planmäßig anhält. Weitere Schritte werden folgen müssen und auch die Schnellzugverbindung über Leipzig wird kommen, wenn Bund und Land ihre Zusagen einhalten.

Ein ganz wesentliches Thema wird in Zukunft die Frage nach umweltfreundlichen Antrieben und Energiespeichern sein. Hier ist unsere TU bereits heute mit dem HZwo-Netzwerk ganz vorn dabei und macht Chemnitz zum Hochtechnologiestandort für Brennstoffzellen und Wasserstoff. Aus diesem Grund sind wir auch in der Endrunde für den Standort des neuen nationalen Technologie- und Innovationszentrums des Bundes für Wasserstofftechnologien.

Ich halte es für notwendig, in allen Bereichen auf Nachhaltigkeit zu achten. Nicht aktionistisch, sondern mit Sinn und Verstand und einem klaren Ziel vor Augen.

Die Erforschung neuer Antriebe, wie an der TU Chemnitz, gehört für mich genauso dazu wie der Ausbau des Chemnitzer Modells und eines attraktiven ÖPNV als Alternative zum eigenen PKW und die Schaffung von guten und sicheren Fahrradwegen.

Die Errichtung der ersten Fahrradstraße auf der Reichenhainer Straße zwischen Lutherstraße und Campusplatz ist so ein erster wichtiger Schritt.

Den Effekt des Klimawandels abzumildern, ist eine wichtige Aufgabe, die auch die Stadt Chemnitz verfolgt. Mit der Verringerung des CO2-Fußabdrucks bis 2030 auf weniger als 4,4 Tonnen sind wir auf dem Weg, zur klimaneutralen Stadt zu werden.
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

eine starke Wirtschaft, eine hervorragende Universität, eine moderne Infrastruktur oder ein vielseitiges Kulturangebot – all das ist wichtig für eine Stadt. Und doch gibt es etwas, dass für unsere Kommune mindestens ebenso hohe Bedeutung hat:

Brände löschen, bei Katastrophen helfen, Kinder trainieren, Migranten unterstützen, zusammen musizieren, die Stadt verschönern, Chemnitzer Geschichte zugänglich machen oder einfach zuhören.

Rund 37 Prozent der Chemnitzerinnen und Chemnitzer engagieren sich ehrenamtlich in den rund 1.800 Vereinen sowie weiteren Organisationen und Initiativen in unserer Stadt.

Diese aktiven Ehrenamtlichen sind für unsere Stadt wie das Herz für einen menschlichen Körper. Sie lassen Chemnitz pulsieren. Sie halten das Leben hier am Laufen. Deshalb gilt Ihnen mein tiefster Dank. Danke für Ihren unermüdlichen Einsatz für unsere Mitmenschen, für uns alle zusammen! Danke für Ihre unzähligen, unentgeltlichen Stunden! Danke für den Mut, dass Sie sich für andere in Gefahr begeben! Ohne sie wäre Chemnitz nicht die gleiche, lebenswerte und herzliche Stadt.

Ich bin überzeugt: Das Engagement, das Sie tagtäglich zeigen, muss mehr Wertschätzung in unserer Gesellschaft erfahren. Dazu gehört für mich ganz selbstverständlich, Ihnen etwas zurückgeben zu können, zum Beispiel durch vergünstigten Eintritt in Museen oder Bäder.

Denn was wir nicht vergessen dürfen: Gerade das vielfältige Ehrenamt ist ein Pfund, das wir auch bei der Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2025 in die Waagschale geworfen haben. Die Jury war beeindruckt vom Engagement und der Leidenschaft, mit denen die Chemnitzerinnen und Chemnitzer für ihre Stadt eintreten.
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

es gibt Momente, die sich ins Gedächtnis eingebrannt haben. Einer dieser Momente ist der 28. Oktober 2020, als um 13.27 Uhr die Jury-Vorsitzende Sylvia Amann die Kulturhauptstadt Europas 2025 kürte: Chemnitz.

Jede Chemnitzerin und jeder Chemnitzer, der die Daumen gedrückt und mitgefiebert hat, weiß ganz genau, wo er in diesem Moment gewesen ist. Vielen Dank an dieser Stelle an die vielen Menschen, die mit Leidenschaft, Hartnäckigkeit und Einsatz für dieses Ziel gekämpft haben.

Ein ganz besonderer Dank geht hier an meine Amtsvorgängerin Barbara Ludwig. Liebe Barbara, ohne Dich wäre 2025 nicht unser Jahr!

Es hat sich gelohnt, denn wir werden 2025 uns selbst und vor allem unseren Gästen aus nah und fern zeigen, was in unserer Stadt steckt und was sie so besonders macht. Wir werden 2025 ein starker und faszinierender Gastgeber für Europa sein und mit Europa darüber sprechen, wie wir die gemeinsamen, wichtigen Themen angehen wollen. 

Mit dem Motto „C the Unseen“ haben wir das Augenmerk auf das gelegt, was sich nicht auf den ersten Blick zeigt. „Sieh das Ungesehene“ ist eine Aufforderung an unsere Gäste:

 

Schaut nach dem ein oder anderen bisher Verborgenen und entdeckt das Schöne! Entdeckt unsere Leuchttürme wie die Museen, aber auch das Chemnitzer Modell, das TIETZ und die TU. Und natürlich die Städte und Gemeinden um Chemnitz herum. Denn die Kulturhauptstadtbewerbung ist ein Musterbeispiel für die Zusammenarbeit von Stadt und Region.

Ja – die Erwartungshaltung an den Titel ist hoch. Aber er darf kein Selbstzweck sein. Wir haben diese Bewerbung weder für die Jury noch für eine kleine auserlesene Gruppe von Menschen gemacht.

Deshalb setze ich mich dafür ein, dass diese Kulturhauptstadt Europas ein nachhaltiges Programm für Chemnitz wird, das ganz und vollkommen im Sinne der Bürgerinnen und Bürger der Stadt ist. Denn nur etwas für alle – etwas, das bleibt – passt zu unserer Stadt. Nur so lernen die Gäste aus dem In- und Ausland ein authentisches Chemnitz kennen.

Hier ist nicht der eine Scheinwerfer auf das eine Museum, das eine imposante Gebäude oder die eine Veranstaltung gerichtet, die einmal zigtausende Menschen anlockt. Es sind die vielen kleinen Scheinwerfer, die die Stadt gemeinsam in vier Jahren und darüber hinaus erstrahlen lassen werden. 

Das europäische Kulturhauptstadtjahr 2025 wird eines für alle sein! Für Sie, liebe Chemnitzerinnen und Chemnitzer, und für unsere willkommenen Gäste.

Ich wünsche mir, dass Sie sich mitgenommen fühlen, dass Sie unsere Kulturhauptstadt Europas fesselt und im Herzen berührt. Dann haben wir alle zusammen etwas für uns geschaffen, auf das wir stolz sein werden und stolz sein können.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Chemnitzerinnen und Chemnitzer,

als wir Mitte August 2016 mit der Idee Kulturhauptstadt an die Öffentlichkeit gingen, hatte noch keiner die Bedeutung dieses Titels geahnt. Nur zwei Jahre später ist die Stadt Metapher für Rechtsextremismus geworden und ihr Image wurde durch hässliche Bilder weltweit beschädigt.

Doch dieses Problem gibt es nicht nur in Chemnitz, sondern in Deutschland, in Europa, auf der ganzen Welt. Umso wichtiger ist es, dass wir 2025 zeigen, wofür Chemnitz wirklich steht. Doch das allein reicht nicht.

Wir müssen die schützen, die davon betroffen sind. Wir müssen die unterstützen, die sich gemeinsam mit uns dagegenstellen. Und wir müssen diejenigen auffordern, die ihre Stimme bisher nicht erhoben haben: Die schweigende Mehrheit, die stille Mitte unserer Gesellschaft – sie darf den wenigen Schreihälsen nicht das Feld überlassen. Sie muss sich bekennen zu dem, was unsere offene Stadtgesellschaft ausmacht:

Gegenseitiger Respekt, die Achtung der Menschenwürde und der Verzicht auf verbale und körperliche Angriffe – über alle unterschiedlichen Auffassungen und Meinungen hinweg. Denn Hass und Hetze – egal gegen wen – sind nie der richtige Weg. Weder in unserer Stadt noch sonst irgendwo in der Welt.

In dieser Überzeugung möchte ich als Stadtoberhaupt mit gutem Beispiel vorangehen und auch über Parteigrenzen hinweg Lösungen finden, damit die Stadt und unsere Gesellschaft wieder zusammenwachsen.
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

in den sozialen Medien schwebt bisweilen die Frage mit, was eigentlich meine Vision von unserer Stadt ist – abgesehen von ausgeglichenen Konten und einem wirtschaftlichen Haushalt. Ich gebe zu: Als ehemaliger Kämmerer und Zahlenmensch ist mir eine solide Finanzpolitik wichtig. Das gilt vor allem auch für schwierige Zeiten, wie wir sie gerade erleben. Hier werden wir nicht umhinkommen, Prioritäten zu setzen. Doch diese Prioritätensetzung ist ebenso wenig Selbstzweck wie ein Sparen um jeden Preis! Sie muss einem Ziel dienen, das zugleich meine Vision für die kommenden Jahre ist:

  • Die Vision einer florierenden Großstadt, die ihre Eigenheiten als Stärke erkannt hat.
     
  • Eine Stadt, von der wir Chemnitzerinnen und Chemnitzer ganz selbstbewusst sagen, dass wir gern in ihr leben und das ebenso selbstverständlich zeigen.
     
  • Eine Stadt, auf die wir selbst mit Stolz und andere mit Respekt blicken. Denn wir müssen uns schon lange nicht mehr hinter anderen Städten verstecken!

 

Ich bin überzeugt, dass uns das gemeinsam gelingt.

Ja – wir haben viele Brüche erlebt. Doch wie oft sind wir in Chemnitz wieder aufgestanden? Aus allen diesen Brüchen haben wir so viel gelernt, so viele Erfolgsgeschichten geschrieben. Lassen Sie uns anfangen, davon zu erzählen. Vom Erfolg – gemacht in Chemnitz.

„Dann fang an“. Wir fangen an. Jetzt.


Liebe Chemnitzerinnen und Chemnitzer,

das ist unsere Zeit! Wir sind dank des Kulturhauptstadt-Titels die Stadt in Deutschland mit dem größten und weitreichendsten Stadtentwicklungsprojekt der nächsten vier Jahre und darüber hinaus. Die Kulturhauptstadt Europas ist mehr als nur ein Impuls. Sie ist das wichtigste Vorhaben der nächsten Jahre, dass das Gesicht unserer Stadt und die Art wie andere uns wahrnehmen enorm verbessern wird.

Wir machen unser Chemnitz noch schöner:

  • In der Stadt am Fluss werden Ufer und Auen zu attraktiven Treffpunkten.
     
  • Brachen, für die es keine sinnvolle wirtschaftliche Nutzung gibt, werden mit städtischer Hilfe in Grün- und Erholungsflächen umgewandelt.
     
  • Unsere Stadteingänge, die großen Einfallsstraßen, werden eine Visitenkarte, die sich vorzeigen lässt.


In Chemnitz ist wieder was los:

  • Hier haben Kinder und Jugendliche Fun und Möglichkeiten zum Funsport!
     
  • Hier gibt es ein Fünf-Sparten-Theater und eine lebendige freie Kultur.
     
  • In Chemnitz toben Festivals.
     
  • Von hier kommen Meister im Sport.


Hier investieren wir in die Köpfe und in die Zukunft, bauen moderne Kitas und neue Schulen und schaffen gute Bedingungen für bezahlbares Wohnen und Familienfreundlichkeit.

Hast du wirklich gelebt?

Hat deine Welt sich wirklich gedreht?


Liebe Chemnitzerinnen und Chemnitzer,

ich wünsche mir, dass wir uns diese Frage mit Ja beantworten können. Ich möchte, dass wir alle – Jung und Alt – hier in Chemnitz richtig gut leben. Dafür werde ich, als Ihr Oberbürgermeister, alles tun! Gemeinsam mit Ihnen!

Vielen Dank!
 

Cookie Einstellungen

Wir verwenden auf dieser Website mehrere Arten von Cookies, um Ihnen ein optimales Online-Erlebnis zu ermöglichen, die Nutzerfreundlichkeit unseres Portals zu erhöhen und unsere Kommunikation mit Ihnen stetig zu verbessern. Sie können entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten und welche nicht (mehr dazu unter „Individuelle Einstellung“).
Name Verwendung Laufzeit
privacylayer Statusvereinbarung Cookie-Hinweis 1 Jahr
cc_accessibility Kontrasteinstellungen Ende der Session
cc_attention_notice Optionale Einblendung wichtiger Informationen. 5 Minuten
Name Verwendung Laufzeit
_pk_id Matomo 13 Monate
_pk_ref Matomo 6 Monate
_pk_ses, _pk_cvar, _pk_hsr Matomo 30 Minuten

Datenschutzerklärung von Matomo: https://matomo.org/privacy/