Siegmund Rotstein

Langjähriger Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Chemnitz

Ehrenbürgerwürde verliehen am 16.05.2007

Siegmund Rotstein, Ehrenbürger der Stadt Chemnitz, ist am 6. August 2020 verstorben.

Siegmund Rotstein wurde am 30. November 1925 als Kind jüdischer Eltern in Chemnitz geboren.

Die Kinder- und Jugendjahre Siegmund Rotsteins waren nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten geprägt von Repressalien der Machthaber gegen die jüdische Bevölkerung: Antisemitismus, Ausgrenzung, Verfolgung und schließlich die Deportation in das Konzentrationslager Theresienstadt musste Rotstein am eigenen Leib erfahren – Erlebnisse, die nachhaltig sein Bewusstsein und seine zutiefst humanistische Lebenseinstellung prägten.

Nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager gehörte Siegmund Rotstein im Juni 1945 zu den wenigen Überlebenden der Israelitischen Religionsgemeinde, die nach Chemnitz zurückkehrten.

Siegmund Rotstein absolvierte in Chemnitz zunächst eine Lehre zum Herrenschneider sowie weitere berufliche Qualifizierungen und arbeitete bis zum Ausscheiden aus dem Berufsleben erfolgreich in verschiedenen Leitungsfunktionen des Groß- und Einzelhandels.

Mit Leidenschaft und Engagement widmete sich Siegmund Rotstein neben seinem Beruf dem jüdischen Gemeindeleben in seiner Geburts- und Heimatstadt: Ab 1959 gehörte er dem Gemeindevorstand sowie dem Beirat des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der DDR an. 1966 wurde er erstmals zum Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Karl-Marx-Stadt gewählt und nahm dieses verantwortungsvolle Ehrenamt bis 2006 wahr. 2007 ist Siegmund Rotstein Ehrenvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Chemnitz.

Es ist – so heißt es auch in der Begründung zur Beschlussvorlage an den Stadtrat zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft – das große persönliche Verdienst von Siegmund Rotstein, dass die nach 1945 zunächst nur noch 53 Mitglieder zählende Jüdische Gemeinde und damit jüdisches Leben in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz stets Bestand hatten. In den Jahren 1988 bis 1990 sorgte Rotstein in seiner Eigenschaft als Präsident des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der DDR vor allem dafür, dass die Wahrung und Pflege religiöser Traditionen gemeinsam mit anderen jüdischen Gemeinden und unter Zuhilfenahme von kantoraler Unterstützung aus Berlin fortgesetzt werden konnte.

Dass für mehr als 500 übergesiedelte Gemeindemitglieder Chemnitz ein neues zu Hause wurde, ist vor allem dem unermüdlichen Engagement von Siegmund Rotstein zu verdanken. Darüber hinaus widmete sich Rotstein in den Jahren 1990 bis 2001 als Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden der Lösung dieser Integrationsfragen auch in Leipzig und Dresden.

Gemeinsam mit der Stadt Chemnitz bemühte sich Siegmund Rotstein beharrlich um den Bau einer neuen Synagoge. Seit dem Jahr 2002 ist die neue Synagoge von Chemnitz ein deutlich sichtbarer Ort jüdischen Lebens in Chemnitz!

In Anerkennung seiner großen Verdienste um die Bewahrung jüdischen Lebens in Karl-Marx-Stadt / Chemnitz sowie seines langjährigen verdienstvollen Engagements in Chemnitz beschloss der Stadtrat Chemnitz in seiner Sitzung am 14. März 2007 mit Beschlussvorlage Nr. B-110/2007 die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Siegmund Rotstein.


Siegmund Rotstein verstarb am 6. August 2020 im Alter von 94 Jahren.

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