Chemnitzer Zeitzeugen: Rosmarie Ciesielski

Ich wurde zum Reichsarbeitsdienst (RAD) nach Thalheim/Erzgeb. einberufen. Nach einem halben Jahr sollte sich der sog. Kriegshilfsdienst (KHD) in Bad Lausick anschließen. Die Verlegung war für den 5.3.45 geplant.

Auf der Strecke von Thalheim nach Chemnitz wurden wir dabei bereits von einem Fliegeralarm überrascht und blieben kurzzeitig außerhalb des Bahnhofes stehen, während irgendwo Bomben fielen. Als wir etwas später den abgedunkelten Luftschutzraum aufsuchen mussten, pfiff dort ein junger Bursche völlig unangebracht und widersinnig den Schlager „In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine, denn die Liebe beim hellen Mondenscheine ist das schönste  -  Sie wissen, was ich meine  - einesteils und andernteils und außerdem“. . .


Eine Weiterfahrt an diesem Tag war aussichtslos.  Deshalb suchten dann einige Maiden und ich bei der Frau meines gefallenen Bruders Unterschlupf in der Uferstraße 26.(b. Eisenbahn-Brücke u.Nähe Farben-Merz), besorgten in Eimern Wasser, das aus irgendeinem Grund vor Ort nicht mehr verfügbar war, und ergatterten für das Abendbrot die Wenigkeiten, die man ohne Lebensmittel-Marken erhalten konnte und saßen noch am Tisch, als am Abend die Sirenen heulten.
Mit unseren Habseligkeiten hasteten wir in den Luftschutzkeller, wo sich alle Hausbewohner einfanden. Bald vernahmen wir angstvoll die dumpfen Einschläge.
Auf Entwarnung brauchten wir nicht zu warten. Der ausgesandte Erkunder informierte uns mit Entsetzen: „Es brennt überall!“ Wir drängten in Panik nach draußen wie auch ins Haus, in die Wohnung mit den umgestürzten Möbeln und wehenden Gardinen. Auf die verschiedensten Leute trafen wir, auch auf befreite Kriegsgefangene -  und verloren einander wieder aus dem Blick.
Zu Fuß erfolgte Stunden später der Weg über teilweise schuttbeladene Straßen  nach Niederwiesa, von wo aus  eine Zugfahrt in den Heimatort (Freiberg/ Großhartmannsdorf) möglich sein konnte.
Rußgeschwärzt, erschöpft und mit roten Augen wurde das heimatliche Ziel erreicht, wo es ein freudentränenreiches Wiedersehen gab.

 

Hier hat die Zeitzeugin ihre Geschichte erlebt:

Zeitzeugen-Broschüren

Der ewige März

Titelbild der Broschüre

Erinnerungen an eine Kindheit im Krieg


Die letzten Zeugen

Titelbild der Broschüre

Als das alte Chemnitz im Bombenhagel starb

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