Chemnitzer Zeitzeugen: Ursula Klimpel
So ein schlimmer Tag, der mein Leben geprägt hat.
Ich war gerade ein 11-jaehriges Mädchen und ging das 5. Schuljahr in die Pestalozzischule auf den Sonnenberg. Dort erlebte ich im Januar 1945 den ersten Bombenangriff. Verstört rannte ich nach Hause. Schule gab es in der nächsten Zeit nicht mehr. Öfters gab es Alarm und es fielen auch einige Bomben. Der nächstgrößere Angriff folgte einen Tag nach Dresden, am 14. Februar 1945. Wieder rannten wir in den Luftschutzkeller. „Diese große Angst.“ Zum Glück konnten wir wieder nach oben. Doch am 5. März traf es uns voll. Nach dem Angriff ging es durch eine Maueröffnung ins Freie. Drei Kinderwagen mussten noch mit raus. Durch das Chaos waren Mutter und ich fast die Letzten, und Vater war uns verloren gegangen. Aus dem 2. Stockwerk schlugen schon die Flammen. Soweit wir sehen konnten nur Feuer und Qualm. Es muss gegen 22 Uhr gewesen sein. Es hatte geschneit. Durch die große Hitze war alles Schneematsch. Wir sind dann in Richtung Industrieschule gelaufen. Das Dach der Schule hatte auch Feuer gefangen. Vollkommen überfüllt von Menschen. Ich wollte nicht rein. So haben wir beide diese Wahnsinnsnacht im Freien an einer Bretterbude verbracht, hinter der Johanniskirche. In den ersten Morgenstunden suchte meine Mutter meinen Vater. Er suchte uns. Gemeinsam gingen wir dann doch noch ins Schulgebäude. Aber vorher kamen noch die Tiefflieger dazu. Das war noch die Krönung, daraufhin sagte mein Vater: Nur erst mal raus aus Chemnitz. Da eine Familie von uns in Thalheim / Erzgebirge wohnte, sind wir bei Bruder und Schwägerin aufgenommen worden. Ich lebe nun die vielen Jahre hier, bin aber immer wieder gern in meine Heimatstadt gefahren.
Was ich hier in diesen Zeilen berichte, ist die bittere Wahrheit, die ein Krieg mit sich bringt.