Chemnitzer Zeitzeugen: Käthe Lippmann
Ich war zur damaligen Zeit 8 Jahre alt und wohnte, mit meinen Eltern und meinen jüngeren Bruder, in der Theaterstraße 52, 4. Etage. Also mitten in der Stadt.
Am Abend des 5. März 1945 gab es, wie üblich, einen Voralarm. Meine Mutter, mein Vater war noch zu Beginn des Jahres 1945 zur Wehrmacht eingezogen worden, sorgte dafür, dass wir uns bereit machten um in den Keller des Hauses zu gehen. Dort versammelten sich alle Hausbewohner bei Fliegeralarm. Angst hatten alle das etwas passiert.
Ich hörte Flugzeuggeräusche und kurz darauf krachte es mörderisch. Das hörte eine lange Zeit nicht auf. Zeitweise rieselte der Putz von den Wänden. Plötzlich wurde es still.
Einer der Männer wagte sich hinauf um zu schauen wie die Lage ist. Er kam zurück und meinte es ist fürchterlich draußen, überall brennt es. Aber bei uns im Haus hörte man nichts. Daraufhin verließen auch noch die beiden anderen Männer den Keller mit. Nach gefühlt langer Zeit kamen sie wieder. Ihr Bericht, die beiden Häuser Nr. 50 und 52 sind von den Bomben verschont geblieben, aber im Haus Nr. 48 beginnt der Dachstuhl zu brennen. Nach der anderen Seite stehen alle Häuser noch.
Wir müssen etwas tun, damit das Feuer nicht auf unser Haus übergreift. Also alles raus zum Löschen. Unsere Nachbarin, eine alte Frau, mein 2 jähriger Bruder und ich blieben im Keller. Erst gegen Morgen kamen sie wieder. Sie waren körperlich geschafft aber glücklich, denn es war ihnen gelungen zu verhindern, dass das Feuer auf unser Haus übergreift.
Meine Mutter holte uns nun nach oben. Wieder in der 4. Etage angekommen, sah ich draußen ein Bild des Grauens. Überall loderten Flammen. Das Schauspielhaus brannte. In den Wohn- und Geschäftshäusern fraßen sich die Flammen von Etage zu Etage nach unten. In den Straßenbahnwagen, die morgens immer Gemüse und Obst von der Markthalle durch die Stadt fuhren, saßen Menschen und schauten zu wie alles brennt. Die Theaterstraße war von Menschen bevölkert, die in Richtung Falkeplatz, Chemnitz Fluss liefen.
Diese Nacht habe ich mein Leben lang nicht vergessen.