Chemnitzer Zeitzeugen: Ruth Meise
Den 5. März erlebte ich in einem kleinen Keller in Reichenbrand als 15-jährige mit 30-jähriger Tante und 20-jähriger ausgebombter Cousine aus Berlin und deren beiden Kleinstkindern. Am nächsten Vormittag kamen zwei ausgebombte Großtanten, sie hatten gegenüber der ehemaligen Synagoge ein Blumengeschäft gehabt.
Im April schlug neben unserem Haus eine Panzergranate ein, abgeschossen von amerikanischen Truppen auf den Rabensteiner Wald, während wir alle in der Küche Mittag aßen. Eine Großtante bekam einen Splitter ins Knie, die Cousine starb sofort an einem Splitter im Kopf. Ein Splitter ging durch meinen Mantel ohne mich zu verletzen – ich hatte nur einen Hörschaden.
Das sechs Monate alte Mädchen überlebte im Keller, der 3-jährige Junge schlief unbeschadet im Nachbarzimmer und die andere Großtante neben mir kam mit dem Schrecken davon.