Chemnitzer Zeitzeugen: Barbara Wähner

Barbara Wähner
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Am 5. März 1945 wurde schon am Nachmittag in der „Goebbelsharfe“ ein Angriff auf Chemnitz angekündigt. Dies spürten schon am Nachmittag 3 Tanten von mir, eine hatte ihren 37. Geburtstag. Sie kamen alle mit ihren Kindern zu meiner Oma auf die damalige Ludendorfstraße 59, später Rudolf-Harlass-Straße und heute Barbarossastraße.

Das Haus steht heute noch und wurde vom Bombenangriff verschont. Nur ein Blindgänger lag einige Tage später im Hof meiner Oma. Der war durch das Dach in das Bett einer Spielkameradin im 4. Stock gefallen. Der Vati hatte ihn behutsam runtergetragen. Das war natürlich ein besonderes Erlebnis für uns Kinder.

Ich wohnte damals mit meiner Mutti auf der Wittelsbacher Straße 8, heute Georg-Landgraf-Str. Mein Vati war im Oktober 1944 an der Front gefallen.

Das Haus Georg-Landgraf-Str. 8 steht heute noch, aber in das Haus 6 fiel eine Sprengbombe und das Haus 4 wurde mit Phosphor überschüttet. Alle Menschen, darunter auch Spielkameraden, verbrannten.

In unsere unversehrte Wohnung zogen vorübergehend meine Tante Gretel mit ihren 3 Kindern. Eine Tante mit Mann und Sohn wohnten bei meiner Oma. Meine Mutti, ihre Schwester Hilde, hochschwanger, und Tochter, wir 4, meine Cousine 10 Jahre und ich 6 Jahre, machten uns mit dem Handwagen, 2 Koffern mit dem Nötigsten auf nach Wittgensdorf zu meinen Großeltern.

Ich hatte einen kleinen Rucksack mit meinem Teddy „Petz“ mit. Meine Kinder und Enkelkinder nannten ihn später den „Bombenteddy“ und halten ihn heute noch in Ehren. Der Weg nach Wittgensdorf war beschwerlich. Es war kalt, es schneite und es war Nacht. Ein verwundeter Soldat, der aus der damaligen Andréschule, heute Dr.-Wilhelm-André-Gymnasium, kam, schob uns den Handwagen bis zum Küchwaldkrankenhaus. Unser Weg führte uns weiter über den Bornaer Berg, ein ziemlicher Berg. Oben angekommen bot sich uns ein schaurig schönes Bild. Der Himmel war feuerrot und gespenstige Ruinen ragten aus dem Feuermeer. Ein bekannter Chemnitzer Maler Willy Wittig malte das Bild „Inferno am 5. März 1945“ (ist in Privatbesitz).

Jedes Jahr am 5. März halte ich 21:00 Uhr Gedenkminuten mit meinem „Petz“ und wünsche, dass es niemals so etwas gibt.
 


 

Hier hat die Zeitzeugin ihre Geschichte erlebt:

Zeitzeugen-Broschüren

Der ewige März

Titelbild der Broschüre

Erinnerungen an eine Kindheit im Krieg


Die letzten Zeugen

Die letzten Zeugen

Als das alte Chemnitz im Bombenhagel starb

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