Chemnitzer Türme: Die Schloßkirche
Standort: Schloßchemnitz, Schloßberg 12
Bauzeit: 12. Jahrhundert (Chor und Nebenchöre), 1499-1527 (Hallenkirche), 1895–1897 (Turm)
Architekten: Andreas Günther (Komotau/Chomutov), Gotthilf Ludwig Möckel (Doberan), Georg Laudeley (Chemnitz)
Auf einem Geländesporn über dem „Chemnitz“ genannten Fluss begann vor reichlich acht Jahrhunderten die Geschichte der Stadt. Als Stützpunkt für die Erschließung des Gebirges gründete Kaiser Lothar von Süpplingenburg 1136 das Benediktinerkloster St. Marien. Von der romanischen Klosterkirche blieben bis heute Teile erhalten. Den Höhepunkt der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung erlebte die Anlage dann im frühen 16. Jahrhundert: Unter den Äbten Heinrich von Schleinitz und Hilarius von Rehburg kam es zu großzügigen Um- und Neubauten. Die Klosterkirche, heute als Schloßkirche bezeichnet, wurde 1527 vollendet. Sie gehört zu den großen spätgotischen Hallenkirchen Sachsens. Für die Ausstattung gewann man führende Künstler wie die Wittenberger Cranach-Werkstatt oder die Bildhauer HW (Hans Witten?) und Franz Maidburg. Ein europaweit einzigartiges Kunstwerk ist die so genannte „Geißelsäule“.
In Folge der Einführung der Reformation hörte das klösterliche Leben 1541 auf. Die Gebäude standen eine Zeit lang leer, bevor sie der Dresdner Hof als Jagdschloss ausbauen ließ. Die ehemalige Klosterkirche wurde zur Schloßkirche. Im Dreißigjährigen Krieg kam es 1632 zu schweren Plünderungen und Verwüstungen. Seitdem wurde die Anlage nur noch teilweise benutzt und verfiel allmählich. Im 18. und 19. Jahrhundert riss man dann große Teile ab, so dass nur noch die Kirche und zwei Flügel der Klausurgebäude übrigblieben. Die verwahrloste Kirche diente nur noch sporadisch dem Gottesdienst.
Das änderte sich erst mit der Gründung einer eigenen Schloßkirchengemeinde 1864. Anschließend erfuhr die Kirche zwei umfangreiche Restaurierungsphasen. Bei der letzten, 1897 beendeten, entstand auch der mächtige neugotische Turm, der mit seiner Höhe von 87 Metern das Stadtbild beherrschte. Er wurde 1945 beschädigt und anschließend in seine heutige Form mit einem niedrigen Walmdach als Abschluss gebracht. Die Kirche erfuhr von 1975 bis 1990 eine umfassende Restaurierung, bei der das spätgotische Astwerkportal von der Nordseite in den Innenraum versetzt wurde.
Schloßkirche und Schloßbergmuseum bilden heute als historische und bauliche Einheit nicht nur das älteste, sondern auch das wertvollste Baudenkmal der Stadt Chemnitz.