Stolpersteine in Chemnitz
Jakob, Erika, Ryfka und Charlotte Frisch
Jakob Frisch
Geboren: 31.03.1898
Gestorben: 04.06.1941
Patin: Kerstin Hermann-Nitz
Erika Frisch
Geboren: 23.06.1925
Gestorben: nach dem 10.05.1942
Patin: Hanife Sulejmani
Ryfka Frisch, geb. Kirschen
Geboren: 01.07.1898
Gestorben: 19.07.1940
Patin: Kerstin Hermann-Nitz
Charlotte Frisch
Geboren: 27.07.1927
Gestorben: nach dem 10.05.1942
Pate: Andreas Georgi
Verlegeort:
Parkplatz zwischen Wiesenstraße 10 und Clara-Zetkin-Straße 10
Stolperstein-Verlegung am:
5. Dezember 2019
Lebensweg
Die Familie Frisch gehörte zu den jüdischen Familien in Chemnitz, die während der Shoa von den Nationalsozialisten ganz ausgelöscht wurden. Der kaufmännische Angestellte Jakob Frisch lebte seit 1921 in Sachsen. Im März 1923 heiratete Jakob Frisch in Wien die gleichaltrige Ryfka Kirschen. Diese hatte bis dahin mit ihren Eltern in der Donaumetropole gelebt. Vor der Vermählung war Jakob Frisch in dem Vorort Schönau gemeldet. Er zog nun mit seiner Ehefrau nach Chemnitz in die Wiesenstraße 52. In den Folgejahren erblickten dort ihre zwei Töchter das Licht der Welt: Erika und Charlotte.
Die Familie verlor in dieser Zeit ihre polnische Staatsangehörigkeit und wurde staatenlos. Dies erklärt möglicherweise, wieso Ryfka Frisch 1933 aufgrund eines Passvergehens aus Deutschland ausgewiesen werden sollte. 1934 nahm die Kreishauptmannschaft diese Verfügung gegen die Hausfrau jedoch zurück. Bis Ende der 1930er Jahre war Jakob Frisch als Reisender tätig. Ryfka Frisch erkrankte in dieser Zeit schwer und wurde zunächst in die hiesige Nervenklinik eingewiesen. Von dort wurde sie im Dezember 1936 in die Landesheilanstalt Hochweitzschen verlegt. Dies nahm ihr Mann zum Anlass, sich im Mai 1938 von ihr scheiden zu lassen. Die Töchter wurden damals, wohl auf Veranlassung der Jüdischen Gemeinde, in das Leipziger Jüdische Kinderheim eingewiesen, wo sie weiterhin die Schule besuchten.
Am 1. August 1939 teilte der Polizeipräsident Frisch mit, dass er als Staatenloser binnen zweier Monate das »Reichsgebiet« zu verlassen habe. Im Folgemonat brach der Zweite Weltkrieg aus und die Anweisung wurde ausgesetzt. Im Januar 1940 wurde Jakob Frisch verhaftet und nach Sachsenhausen verbracht. In kurzen Abständen wurden die Töchter Halb- und Vollwaisen. Zuerst wurde die Mutter am 19. Juli 1940 in der T4-Anstalt Pirna-Sonnenstein ermordet. Der Vater befand sich weiterhin in Sachsenhausen. Als invalider Häftling wurde dieser am 4. Juni 1941 in derselben Anstalt getötet.
Ihre Urnen wurden in einer gemeinsamen Grabstelle auf dem Jüdischen Friedhof im Ortsteil Altendorf beigesetzt. Erika und Charlotte wurden am 10. Mai 1942 von Leipzig mit einem Transport mitteldeutscher Juden in das Ghetto Belzyce b. Lublin deportiert und dort ermordet.
Hier liegt der Stolperstein für Familie Frisch:
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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