Stolpersteine in Chemnitz

Alice Glaser

Stolperstein für Alice Glaser

Alice Glaser, geb. Wertheimer

Geboren: 30.06.1893

Gestorben: nach dem 14.11.1941

 

Paten: Klassen Holunder und Lärche der Montessori- Schule Chemnitz

Verlegeort:

Clara-Zetkin-Straße 1
 

Stolperstein-Verlegung am:

5. Dezember 2019

Lebensweg

Alice Glaser

Alice Glaser entstammte einer angesehenen Kaufmannsfamilie in Chemnitz. Ihre Eltern waren Abraham Wertheimer und Rosalie Lindenfeld. Mit Flora hatte sie noch eine jüngere Schwester. Ihr Vater war Mitinhaber des 1889 gegründeten Modehauses Gebr. Wertheimer am Johannisplatz. Im Dezember 1912 starb ihr Vater.

 

Alice, die die Städtische Höhere Mädchenschule absolvierte, wuchs in einer Welt der neuesten Modeschöpfungen aus Berlin, Paris und Wien auf. Durch ihre Mutter entwickelte sie frühzeitig Sinn für Kunst und Bildung. An ihrem 25. Geburtstag vermählte sich Alice Glaser mit dem Arzt, Sozialhygieniker und überzeugten Sozialdemokraten Dr. Kurt Siegfried Glaser (1892-1982) aus Zittau. Im Juni 1919 verlegten die Eheleute ihren Wohnsitz nach Berlin, wo ihre einzige Tochter Marianne am 4. Januar 1922 das Licht der Welt erblickte. Im Juni 1922 zogen die Eheleute nach Chemnitz, wo Adolf Wassermann, Alices Schwager, das Modehaus zu einem der imposantesten seiner Art in Sachsen ausgebaut hatte. Ihr Ehemann ließ sich in der Innenstadt als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten nieder. Die Ehe wurde am 6. November 1928 geschieden.

 

Alice Glaser gehörte zu den Frauen, die 1925 eine Ortsgruppe des Jüdischen Frauenbundes ins Leben riefen. In dieser Eigenschaft war sie maßgeblich an der Gründung des ersten Jüdischen Kindergartens in der Stadt beteiligt, zu der es im Februar 1927 kommen sollte.

 

Bereits im März 1926 hatte sie Gespräche mit dem Jugend- und Wohlfahrtsamt der Stadt über die Schaffung eines privaten Kindergartens geführt, in dem die Erziehungsmethoden der italienischen Reformpädagogin Maria Montessori, die auf dem Bild »des Kindes als Baumeister seines selbst« beruhen, angewandt werden sollten. Am 20. April 1926 sprach die selbstbewusste Frau auf einer Versammlung des Frauenbundes über das Kindergartenprojekt.

 

Ende 1926 kehrte Alice Glaser mit ihrer Tochter Marianne nach Berlin zurück. 1928 nahm sie ein Studium am Bauhaus in Dessau auf. Im Anschluss daran war sie als Schaufensterdekorateurin in Berlin tätig. Wenige Wochen nach dem Novemberpogrom 1938 konnte sie ihre Tochter nach Argentinien in Sicherheit bringen, wo diese später die Ehe mit einem Rabbiner einging. Am 14. November 1941 wurde Alice Glaser in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet. Sie wurde 48 Jahre alt.

Hier liegt der Stolperstein für Alice Glaser:

Stolpersteine in Chemnitz

Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.

Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

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