Stolpersteine in Chemnitz
Verlegeort:
Bahnhofstraße 74
Stolperstein-Verlegung am:
5. Dezember 2019
Lebensweg
Foto: Stadtarchiv München
Dr. med. Ernst Martin Müller – am 18. Mai 1879 in Königsberg (Ostpreußen) geboren – führte eine gut gehende Arztpraxis an der Lange Straße 12. In einem Geschäftshaus im belebten Chemnitzer Stadtzentrum hatte sich der Mediziner 1913 nach beruflichen Stationen als Assistenzarzt in Leipzig und an der UniversitätsHautklinik in Breslau niedergelassen. Die Praxis, in welcher der Facharzt seinen Patienten auch Röntgen und Lichtbehandlung anbot, lief gut. Beruflich erfolgreich, heiratete der Mediziner am 20. September 1926 die Konzertsängerin Helene Maria Winterer und wohnte mit ihr im Haus, in dem er auch praktizierte.
Sängerin Helene MüllerWinterer gab dort in den 1920er Jahren Gesangsunterricht. Dr. Müllers eigenes kulturelles Interesse lässt sich sicher an seiner Mitgliedschaft im Chemnitzer Verein »Kunsthütte« ablesen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Anfang 1933 änderte sich die Situation des Paares jedoch, obwohl Müllers Praxis zunächst nicht vom Aufruf der NSDAP zum Boykott jüdischer Waren, Ärzte und Rechtsanwälte vom 1. April 1933 betroffen war. 1935 geriet die Arztpraxis ins Blickfeld der lokalen NSBehörden. In einer von der Stadtverwaltung erstellten »Liste der nichtarischen Geschäftsinhaber und Gewerbetreibenden des Kreises Chemnitz« wurde Dr. med. Ernst Martin Müller aufgeführt.
Dem jüdischen Arzt wurde im September 1938 von den NSBehörden die Approbation entzogen. Zwei Monate später zog das Ehepaar dann nach München. Dort begannen im November 1941 die Deportationen der Juden nach Osten. Fast wöchentlich wurden im Sommer 1942 Transporte ins Ghetto Theresienstadt zusammengestellt. Die damit verbundene Bedrohung vor Augen, entschied sich Dr. Ernst Müller am 30. August 1942 für den Freitod.
Hier liegt der Stolperstein für Dr. Ernst Martin Müller:
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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