Stolpersteine in Chemnitz
Verlegeort:
Klinikgelände Chemnitz- Altendorf, Flemmingstraße jetzt SFZ
Stolperstein-Verlegung am:
5. Dezember 2019
Lebensweg
Adele Marie Prager wurde am 29. Juli 1882 in Gera geboren. Sie wuchs in einem protestantischen Elternhaus am dortigen Kornmarkt auf. Ihr Vater hatte eine Ölraffinerie, Wein- und Kolonialwarenhandlung. Nach den über 50 Jahre später erlassenen Nürnberger Rassengesetzen galt die Kaufmannstochter zwar als »deutschblütig«, aber als »jüdisch versippt« oder in einer »Mischehe« lebend.
Im Oktober 1902 vermählte sich Adele Reichelt in der Leipziger Peterskirche mit dem um 22 Jahre älteren Gerichtsund Handelschemiker Dr. Albert Prager, der aus einer jüdischen Familie in der westpreußischen Stadt Thorn stammte. Im September 1893 hatte dieser jedoch mit dem Judentum gebrochen und war Mitglied der Evangelischen Französisch- reformierten Landeskirche in Berlin geworden.
Die Eheleute lebten fortan in Leipzig. Adele Prager schenkte in den Jahren 1903 und 1904 zwei Söhnen (Erich Robert Albert und Horst Walter Rudolf) das Leben. Doch das junge Eheglück war nicht von langer Dauer. Bereits im Juni 1907 erkrankte Adele schwer. Aufgrund einer unheilbaren Nervenkrankheit wurde die erst 25- jährige Frau in die Heil- und Pflegeanstalt Leipzig-Dösen eingewiesen, wo sie sich fortan ununterbrochen befinden sollte. Ende 1939 wurde sie in die Landeserziehungsanstalt Chemnitz-Altendorf verlegt und bereits am 29. Mai 1940 in die Landesanstalt Hubertusburg überführt. Dort befand sie sich nur drei Monate und wurde am 29. August 1940 nach Großschweidnitz gebracht, wo sich eine weitere Zwischenanstalt befand.
Am 25. September 1940 wurde Adele Prager »gemäß Verordnung Xc 60101 vom 29. Mai 1940« in einem Sammeltransport verlegt, d. h., sie wurde in die T4- Anstalt Pirna-Sonnenstein verbracht und dort ermordet. Albert Prager starb am 14. Juni 1941 in einem jüdischen Alters- und Pflegeheim in Leipzig. Noch im fortgeschrittenen Alter hatte er sich auf seine jüdische Tradition besonnen und war im Mai 1935 aus der Evangelisch-reformierten Kirche ausgetreten. Ihre Söhne hatten sich schon 1934 bzw. 1936 in Sicherheit bringen können, sie waren nach Palästina ausgewandert.
Hier liegt der Stolperstein für Adele Prager:
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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