Stolpersteine in Chemnitz
Verlegeort:
Geibelstraße 40
Stolperstein-Verlegung am:
5. Dezember 2019
Lebensweg
Foto: Staatsarchiv Chemnitz
Gertrud Stern, am 4. November 1888 in Mittweida geboren, absolvierte das sozialpädagogische Frauenseminar an der HenrietteGoldschmidtSchule in Leipzig. Als staatlich geprüfte Kindergärtnerin und Jugendleiterin ließ sie sich in der Folgezeit zudem zur Wohlfahrtspflegerin ausbilden und arbeitete zwischen 1918 und 1920 als Lehrerin der freireligiösen Gemeinde in Frankfurt/ Main. Danach zog sie nach Chemnitz, um auch hier für diese Gemeinde tätig zu sein. Dr. Hans Keller, der Leiter der hiesigen Volkshochschule, wurde im Herbst 1921 auf sie aufmerksam und empfahl dem Verwaltungsausschuss, die überzeugte Sozialdemokratin als neues Mitglied aufzunehmen. Damit wurde sie das Sprachrohr der Frauenbewegung an der Volkshochschule.
Im Herbst 1925 entstand die »Gemeinschaft Frauenfragen«, die fortan unter ihrer Leitung stand. Noch im Herbst 1932 wollte Gertrud Stern in einem Vortrag ihren Zuhörern »Wege durch das Wirrsal« dieser Zeit zeigen. Im März 1933 wurde der Lehrbetrieb der Volkshochschule jedoch eingestellt. Gertrud Stern, die damals noch Berufsberaterin beim Arbeitsamt war, hatte sich als Vorsitzende des Chemnitzer Friedenskartells auch für dessen Belange engagiert. Von der Ortsgruppe der SPD war sie 1930 sogar als Kandidatin für den Reichstag aufgestellt worden. Wegen Verfassung und Verbreitung eines regimekritischen Flugblattes wurde Gertrud Stern am 9. März 1933 im Arbeitsamt verhaftet und in »Schutzhaft« genommen. Die Freilassung am 5. November 1933 erfolgte nur, weil ihre Mutter im Sterben lag.
Im Juli 1944 wurde sie im Rahmen der »Aktion Gitter« erneut verhaftet. Als ehemalige SPDStadträtin wurde sie »einem scharfen Verhör« unterzogen. Nur auf Bitten ihres hochbetagten Vaters wurde sie vorläufig auf freien Fuß gesetzt. Während der angloamerikanischen Luftangriffe auf die Stadt verlor Gertrud Stern in der Bombennacht des 5./6. März 1945 ihr gesamtes Hab und Gut.
Hier liegt der Stolperstein für Gertrud Stern:
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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