Stolpersteine in Chemnitz
Dr. Margot, Heinrich und Suzanne Carola Hochherr
Dr. Margot Hochherr, geb. Bähr
Geboren: 23.11.1911
Gestorben: 18.07.1942
Pate: Dr. Christian Flade
Heinrich Hochherr
Geboren: 03.07.1910
Gestorben: 17.08.1942
Pate: Dr. Christian Flade
Suzanne Carola Hochherr
Geboren: 01.09.1939
Gestorben: 18.07.1942
Pate: Dr. Christian Flade
Verlegeort:
Barbarossastraße 39
Stolperstein-Verlegung am:
6. Mai 2021
Lebensweg
Margot Bähr wurde in eine jüdische Kaufmannsfamilie in Breisach (Baden) hineingeboren. Hermann Bähr, ihr Vater, war Stadtrat in Breisach. Margot besuchte bis Ostern 1926 die Realschule in Breisach. Dann trat sie in die Obersekunda der Rotteck-Oberschule in Freiburg ein und bestand dort zu Ostern 1929 die Reifeprüfung.
Danach begann sie ein Zahnmedizinstudium an der Universität Heidelberg, wo sie im Sommer 1930 die zahnärztliche Vorprüfung ablegte. Die beiden ersten klinischen Semester verbrachte sie an der Universität München und die letzten an der Universität Freiburg, wo sie am 25. Juli 1932 die zahnärztliche Reifeprüfung bestand. Ihre Approbation erlangte sie am 14. November 1932 in Karlsruhe.
Ab dem Jahr 1932 arbeitete Margot Bähr als zahnärztliche Assistentin in Dresden. Am 29. März 1933 wurde sie an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg zum Doktor der Zahnheilkunde promoviert.
Anfang des Jahres 1936 zog Dr. Margot Bähr nach Chemnitz. Sie begann, bei dem jüdischen Zahnarzt Hans Stein als Zahntechnikerin zu arbeiten. Dieser bot ein „eigenes technisches Laboratorium, Munduntersuchung und -beratung“ an. Dr. Margot Bähr wohnte zunächst zur Untermiete im Haus Friedrichstraße 17, bevor sie in der Barbarossastraße 39 ein Zimmer fand.
Am 29. Februar 1938 ging sie vorübergehend nach Breisach zurück. Noch in Chemnitz hatte sie beim Polizeipräsidium einen Reisepass beantragt, um nach Holland auswandern zu können. In der Hoffnung, in Amsterdam ihren Beruf weiterhin ausüben zu können, hatte sie sogar ihren Zahnarztstuhl mitgenommen. Doch ihr Wunsch erfüllte sich nicht.
Im Oktober 1938 vermählte sie sich mit Heinrich Hochherr, dem Sohn eines Tabakfabrikanten aus Heidelberg. Im Folgejahr wurde ihre Tochter Suzanna Carola geboren.
Als die Wehrmacht Holland im Mai 1940 besetzte, dachte Heinrich Hochherr zunächst daran, mit Frau und Tochter in den Untergrund zu gehen. Er verwarf den Plan jedoch aus Furcht davor, die Tochter könnte durch ihr Geschrei das Versteck verraten. Heinrich, Margot und Suzanna Hochherr wurden kurz darauf verhaftet und in das Durchgangslager Westerbork verschleppt. Von dort aus wurde die Familie am 15. Juli 1942 unter dem Kommando „Arbeitsdienst Ostpreußen“ in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und später ermordet.
Hier liegt der Stolperstein für Dr. Margot, Heinrich und Suzanne Carola Hochherr:
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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