Stolpersteine in Chemnitz
Verlegeort:
Zschopauer Straße 74
Stolperstein-Verlegung am:
6. Mai 2021
Lebensweg
Foto: Staatsarchiv Chemnitz
Leo Sonder gehörte zusammen mit seinem Sohn Justin zu den wenigen Chemnitzer Juden, die die »Hölle Auschwitz« überlebten. Beide nahmen am 7. September 1945 auch an der Zusammenkunft im Ortsteil Ebersdorf teil, auf der die Jüdische Gemeinde wiedergegründet wurde.
Leo Sonder war Kaufmann. Er wurde in Unterfranken als Sohn eines Fleischermeisters geboren. Nach dem Besuch der Realschule begann Leo Sonder eine kaufmännische Lehre, die er 1917 als Einjährig- Freiwilliger mit dem Eintritt in den Heeresdienst unterbrach. Im August 1918 wurde er durch einen Lungensteckschuss schwer verwundet, konnte sich davon aber wieder erholen. Der Demobilisation folgten die Beendigung der Lehre und sein Eintritt ins Berufsleben. In dieser Zeit trat er auch der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bei.
Im Mai 1923 verließ Leo Sonder seine Heimat und war bis 1938 als Weinhändler in Chemnitz tätig. In Würzburg vermählte er sich Ende 1924 mit Zita Stern. Bald darauf wurde ihr Sohn Justin geboren. Ab dem Jahr 1934 wohnte die Familie gemeinsam in der Lindenstraße 1. Während der Novemberpogrome 1938 gehörte Leo Sonder zu den wenigen Chemnitzer Juden, die sich einer Verhaftung entziehen konnten. Er hielt sich eine Zeit lang bei Bekannten in der Sächsischen Schweiz versteckt. Fortan wurde er zur Zwangsarbeit verpflichtet, zuletzt in der Lampenfabrik E. F. Barthel. Aus ihrer geliebten Wohnung wurde die Familie verstoßen und in das »Judenhaus« Zschopauer Straße 74 eingewiesen.
Am 8. September 1942 wurden die Eheleute in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort am 29. Januar 1943 nach Auschwitz verschleppt. Zita Sonder, bereits durch Krankheit geschwächt, überlebte die ersten Stunden in Birkenau nicht. Am 18. Januar 1945 wurde Leo Sonder auf einen Todesmarsch geschickt, der ihn unter anderem nach Sachsenhausen, Flossenbürg und Dachau führte, wo er am 30. April 1945 von der U.S. Army befreit wurde. Leo Sonder war ab August 1945 als Treuhänder für enteignete Betriebe tätig und erwarb später eine Wäscherei auf dem Kaßberg. Im November 1945 ging er mit Hertha Müller, einer Tochter des ehemaligen sächsischen Innenministers Max Müller, eine zweite Ehe ein.
Im Januar 1948 wurde er Mitglied des Vorstandes der Jüdischen Gemeinde und war fortan für Friedhofsangelegenheiten verantwortlich. Am 6. Januar 1949 verstarb Leo Sonder an den Spätfolgen der unmenschlichen Haftbedingungen in Auschwitz und wurde drei Tage später auf dem Jüdischen Friedhof im Ortsteil Altendorf beigesetzt.
Hier liegt der Stolperstein für Leo Sonder:
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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