Stolpersteine in Chemnitz
Henoch Bulka, Rahel Bulka, Doris Ida Bulka, Max Josef Bulka
Foto: Philipp Köhler
Henoch Bulka
Geboren: 13.03.1898
Gestorben: unbekannt
Rahel Bulka, geb. Paperno
Geboren: 30.02.1905
Gestorben: nach dem 10.05.1942
Doris Ida Bulka
Geboren: 22.04.1934
Gestorben: nach dem 10.05.1942
Max Josef Bulka
Geboren: 13.06.1938
Gestorben: nach dem 10.05.1942
Verlegeort:
Zschopauer Straße 54
Stolperstein-Verlegung am:
29. Mai 2024
Fotos der Stolpersteinverlegung
Lebensweg
Der Handelsmann Henoch Bulka wurde in der Stadt Lututow (bis 1918 Russisch-Polen) geboren. Mit Abram Bulka hatte er einen Bruder.
Während des Ersten Weltkrieges (1917) verlegte er seinen Wohnsitz nach Deutschland. Ab April 1919 lebte er in Sachsen. Nach dem Untergang des Russischen Reiches wurde er staatenlos. Am 8. August 1933 vermählte sich Henoch Bulka, der sich auch Heinrich nannte, mit Rahel Paperno. Die Vermählung fand in Frankenberg statt, wo seine Braut zu diesem Zeitpunkt wohnte. Salomon Paperno, ihr Vater, und Wilhelm Sielmann waren die Trauzeugen.
Die Eheleute verlegten daraufhin ihren Wohnsitz nach Chemnitz. Sie hatten zwei Kinder. Doris Ida wurde in der Staatlichen Frauenklinik in Chemnitz geboren. Max Josef erblickte in der Privatklinik der Ärzte Dr. Hans Uhle und Dr. Franz Vogt das Licht der Welt.
Henoch Bulka versuchte, einen Großhandel mit Garnen aufzubauen. Rahel Bulka hingegen handelte mit Textilabfällen. Die Geschäftsräume befanden sich in der Wiesenstraße 56. Ihre gewerblichen Versuche waren nicht von Erfolg gekrönt. Die Eheleute sahen sich veranlasst, ihre Wohnung aufzugeben. Sie lebten mit ihren Kindern bei Rahels Eltern in der Zschopauer Straße 54. Rahel Bulka arbeitete mittlerweile als Strumpfrepassiererin. Ihr Traum, nach Australien oder Palästina auszuwandern, blieb angesichts des Kriegsausbruchs im September 1939 unerfüllt. In beiden Ländern lebten nahe Verwandte. Die Familien Bulka und Paperno wurden im Herbst 1939 aus der Zschopauer Straße 54 ausquartiert. Im 2. Obergeschoss des »Judenhauses« Apollostraße 18 fanden sie eine Notwohnung.
Tochter Doris hatte mittlerweile das Schulalter erreicht. Die Volksschulen blieben ihr aufgrund der Gesetzgebung der Nationalsozialisten verwehrt. Sie besuchte daher die im August 1939 eröffnete Private Jüdische Volksschule an der Zöllnerstraße.
Salomon Paperno flüchtete nach Belgien, wo er im Mai 1940 starb. Möglicherweise war er mit seinem Schwiegersohn Henoch Bulka dahin aufgebrochen. In dem Land lebte ab Ende der 1920erJahre dessen Bruder Abram. Vermutlich hatte er gehofft, seine Familie nachholen zu können. Dazu kam es aber nicht. Abram Bulka erkundigte sich 1960/61 von Belgien aus bei der Jüdischen Gemeinde in Karl-Marx-Stadt nach dem Verbleib seines Bruders.
Rahel Bulka blieb mit den Kindern allein zurück. Die Zustände in dem "Judenhaus" erlaubten kaum ein menschenwürdiges Dasein. Sie bemühte sich, alle möglichen Einnahmequellen zu erschließen. So übernahm sie im Februar 1940 einen Restposten einzelner und fehlerhafter Strümpfe aus dem Geschäft ihres Vaters, um diese nach Berlin zu verkaufen. Ob die Industrie- und Handelskammer dies genehmigte, ist nicht überliefert.
Rahel Bulka und ihre Kinder wurden am 10. Mai 1942 in das Ghetto Bełżyce deportiert. Danach verliert sich ihre Spur.
Autor: Dr. Jürgen Nitsche
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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