Stolpersteine in Chemnitz

Irmgard Goeritz

Irmgard Goeritz, verh. Selver, geb. Frank
Geboren: 24.08.1906
Gestorben: 19.01.2004

Verlegeort:

Hoffmannstraße 52

 

Stolperstein-Verlegung am:

29. Mai 2024

Lebensweg

Am 2. November 2012 wurden vor dem Haus in der Hoffmannstraße 52 drei Stolpersteine in Gedenken an den Unternehmer und Kunstsammler Karl Goeritz sowie die Kinder Frank-Stefan und Irene Beatrice verlegt, die infolge des gewaltsamen Untergangs des holländischen Passagierschiffs »Simon Bolivar« vor der Küste Englands ums Leben kamen. Zu den Überlebenden gehörte Karls Ehefrau Irmgard.

Sie wurde als jüngstes Kind der Eheleute Julius Frank und Katharina Mallison in Chemnitz geboren. Irmi, wie sie von allen liebevoll genannt wurde, besuchte zunächst ab Ostern 1913 die II. Höhere Volksschule für Mädchen (Kanzlerstraße 9), bevor sie zu Ostern 1916 an die renommierte Höhere Mädchenbildungsanstalt (Reichsstraße 45) wechselte. Die kunstinteressierte Irmi studierte anschließend Kunstgeschichte an der Universität Lausanne.

Im Dezember 1926 vermählte sie sich mit Karl August Goeritz. Die Eheleute lebten in der Folgezeit in der Hoffmannstraße 52. Am 4. Februar 1932 erblickte ihr Sohn Frank-Stefan in der Staatlichen Frauenklinik das Licht der Welt.

Irmi Goeritz engagierte sich innerhalb der jüdischen Frauenvereine in Chemnitz. So war sie Vorstandsmitglied des Israelitischen Frauenvereins. Außerdem unterstützte sie das Vorhaben der Ortsgruppe des Jüdischen Frauenbundes, einen Jüdischen Kindergarten in Chemnitz zu gründen. Die Eheleute fingen in dieser Zeit an, eine eigene Kunstsammlung aufzubauen. Die Schwerpunkte ihrer Sammlung waren bildende Kunst, aber auch Keramik und Möbel. Sie traten aber auch als Fördernde des jüdischen Sports in Chemnitz auf. So stifteten sie den »Irmi und Karl GoeritzWanderpreis«, um den im jüdischen »Tennis-Club 1926« gespielt wurde.

Im Herbst 1936 fassten die Eheleute Goeritz den schwerwiegenden Entschluss, ihre Heimat zu verlassen. Im November 1937 wanderte die Familie nach Holland aus. Sie mieteten ein Haus in der Nähe eines Tulpenfeldes in Aerdenhout bei Haarlem, wo sie auf ihre Überfahrt nach Südamerika warteten. Im holländischen Exil erblickte ihre Tochter Irene Beatrice am 3. Februar 1938 das Licht der Welt. Im Juli 1939 wurden die Eheleute von den NS-Behörden ausgebürgert. Als die Familie endlich am Abend des 17. November 1939 mit dem Passagierschiff »Simon Bolivar« nach Curaçao fahren durfte, endete die Reise bereits am Tag darauf in einer Katastrophe. Irmi Goeritz konnte sich mit ihrer Nichte Ilse Brandenstein an Land retten.

Nach dem Schiffsunglück ging Irmi Goeritz zunächst eine weitere Ehe ein. Sie folgte um 1940 ihrem Mann nach New York, wo sie sich wenig später aber trennten. 1942 vermählte Irmi sich mit dem aus Chemnitz stammenden Pädagogen Heinrich Selver. Das Ehepaar hatte zwei Töchter: Irene und Veronica. 1949 zog die Familie nach Versailles (Frankreich), wo Henry Selver Direktor einer jüdischen Weiterbildungsanstalt wurde. Er starb dort 1958.

Irmi Selver, die 1984 ihrer Geburtsstadt und dem Jüdischen Friedhof einen Besuch abstattete, lebte bis zu ihrem Tod in New York. Irene Selver wird an der Verlegung des neuen Stolpersteines teilnehmen.

Autor: Dr. Jürgen Nitsche

Stolpersteine in Chemnitz

Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.

Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

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