Stolpersteine in Chemnitz

Hersz Rappel, Recha Rappel, Ingrid Rappel

Hersz Rappel
Geboren: 27.03.1896
Gestorben: 04.01.1961 (?)

Recha Rappel, geb. Friedmann
Geboren: 20.09.1891
Gestorben: 16.01.1960

Ingrid Rappel
Geboren: 11.09.1921
Gestorben: August 1979
 

Verlegeort:

Helenenstraße 46 (heute Walter-Oertel-Straße)

 

Stolperstein-Verlegung am:

29. Mai 2024

Lebensweg

Der Kaufmann Hersz Rappel wurde in Warschau geboren. Die Stadt war ab 1815 die Hauptstadt des Königreiches Polen (Kongresspolen). Ab Herbst 1917 lebte er in Deutschland. Zunächst hielt er sich in Magdeburg auf. Im Februar 1919 verlegte er seinen Wohnsitz nach Chemnitz, wo sein Stiefbruder Kelman (auch Karl) bereits seit 1906 lebte.

Im Herbst 1920 zog Hersz Rappel, der sich in der Geschäftswelt Hermann nannte, vorübergehend nach Berlin, um dort am 7. Oktober 1920 Recha Friedmann zu heiraten. Seine Braut stammte aus Berlin. Wenige Wochen später verlegten die Eheleute, die mittlerweile im Besitz der polnischen Staatsbürgerschaft waren, ihren Wohnsitz nach Chemnitz. Ihre Tochter Ingrid war ihr einziges Kind. Sie erblickte in der Reichsstraße 39, in dem sich die Entbindungsanstalt des Frauenarztes Dr. Hermann Uhle (†1935) befand, das Licht der Welt.

Hersz Rappel eröffnete zunächst ein Wollwaren- und Damenkonfektionsgeschäft. Der Laden befand sich im Kirchgässchen 7. Eine Zweigstelle eröffnete er in der Gartenstraße 23. Aus dem Geschäft wurde in der Folgezeit die "Wollwarenhaus Rappel GmbH", die den Handel mit Woll- und anderen Waren zum Gegenstand hatte. Hersz Rappel und seine Ehefrau waren die Gesellschafter. Das Wollwarenhaus befand sich ab März 1926 in der Gartenstraße 15, gleich gegenüber dem früheren Kaffeehaus "Admirals-Palast". Die bisherige Zweigstelle blieb bestehen.

Die Eheleute waren in der Chemnitzer Geschäftswelt endgültig angekommen, als sie eine Wohnung auf dem Kaßberg fanden. Sie zogen in die Helenenstraße 46. Das Haus gehörte zum Helenenhof, der damals wegweisend für großzügiges Wohnen galt. Die Wohnungen verfügten schon über Bad, Wasserklosett und Balkon an der Küche. Und die Eheleute fanden dort auch etliche Gemeinschaftseinrichtungen vor. Neben Drogerien, Konditoreien und Friseurgeschäften war dies eine Verkaufsstelle der Genossenschafts-Molkerei eGmbH. Pfarrer i. R. Karl-Heinz Kleve geht davon aus, dass Recha Rappel zu den Kundinnen seiner Mutter, die in der Verkaufsstelle tätig war, gehörte.

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten veränderte sich die Lage umgehend. Ihre ersten Angriffe richteten sich auch gegen jüdische Geschäftsinhaber. Der Boykottaufruf vom 1. April 1933 traf mit voller Wucht auch Rappels Wollwarenhaus. Die Eheleute beschlossen im Juli 1936, ihr Geschäft umzubenennen. Sie verzichteten auf den Zusatz "Wollwarenhaus". Trotz alledem meldeten sie im Juli 1938 Konkurs an.

Ingrid, die den Beruf einer Friseurin erlernt hatte, konnte 1938 nach England auswandern. Sie lebte fortan in London, wo sie ihr fast gleichaltriger Cousin Bernhard Kirschenzweig bei sich aufnahm. Im Unterschied zur Tochter hielten sich ihre Eltern noch in Chemnitz auf, als sie im Rahmen der "Polen-Aktion" des Landes verwiesen wurden. Mit Hilfe von Mieczyslow (auch Meiro) Kirschenzweig, eines im Ausland lebenden Neffen, konnten die Eheleute aber im Jahr 1939 Polen verlassen und nach Italien auswandern. Zuletzt befanden sie sich in dem im Juni 1940 errichteten Internierungslager Ferramonti di Tarsia in Süditalien. Im Januar 1946 konnten die Eheleute an Bord des Passagierschiffes "Rainbow Bridges" Italien verlassen und sich in den USA niederlassen, jedoch ohne gültiges Visum. Im März 1946 reisten die Eheleute von Ontario (New York) aus nach Kanada, um von dort aus offiziell in die USA einzureisen. Sie lebten fortan in Chicago.

Im Februar 1947 konnte auch Ingrid Rappel England in Richtung USA verlassen. Samuel Wolicki, ihr künftiger Ehemann, hatte für sie gebürgt. Im März 1947 vermählten sie sich in den USA. Die Familie war endlich wieder vereint. Elf Monate später wurde ihre Tochter Eva Ruth in Chicago geboren.

Autor: Dr. Jürgen Nitsche

Stolpersteine in Chemnitz

Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.

Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

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