Stolpersteine in Chemnitz

Johannes Strauch

Johannes Strauch
Geboren: 22.09.1928
Gestorben: 02.05.1944

Verlegeort:

Helenenstraße 24 (heute Walter-Oertel-Straße)

 

Stolperstein-Verlegung am:

29. Mai 2024

Lebensweg

Familie Strauch, 1932, Johannes links

Johannes Christoph Strauch gehört möglicherweise zu den Mädchen und Jungen, die der zweiten Phase der nationalsozialistischen »Euthanasie« zum Opfer fielen. In dieser wurde von den Behörden mit Luminal, Veronal und Hungerkost ein "natürlicher" Tod vorgetäuscht. Er wurde als zehntes Kind der Eheleute Bruno Richard Strauch und Auguste Agnes Müller in Chemnitz geboren. Seine Eltern hatten sich am 26. Juli 1908 in der Stadt das JaWort gegeben. Sein Vater war von Beruf Handlungsbevollmächtigter. Die Eltern erzogen ihre Kinder im Geiste der Altlutherischen Dreieinigkeitskirche.

Johannes erkrankte bereits im Kindesalter. Im Juni 1936 wurde er aufgrund der Erkrankung auf Beschluss des Bezirksschulamtes aus den Schullisten der Andréschule für Knaben gestrichen. Laut ärztlichem Zeugnis des Kinderarztes Dr. Kurt Oxenius (1881−1950), der das Kind seit Geburt kannte, litt Johannes an "mongoloider Idiotie", wie damals das Krankheitsbild einer Defektpsychose geringschätzig bezeichnet wurde. Der Arzt empfahl dem besorgten Vater im August 1943 die Unterbringung in einer Pflegeanstalt. Für ihn kam nur die "Anstalt Katharinenhof" in Großhennersdorf, die einst als "Königlich Sächsische Landesanstalt für schwachsinnige Kinder" gegründet worden war, in Frage. Seit dem Jahr 1911 diente sie der "Unterbringung der bildungsunfähigen Schwachsinnigen" des Landes Sachsen. Bereits am 22. Juli 1943 hatte sich Auguste Strauch mit einer Anfrage an den Hausvater des Katharinenhofes gewandt, ob die Anstalt »ihr Hansel in Hut und Pflege" nehmen würden? Die Anstaltsleiter erkundigten sich umgehend bei ihr nach dem Alter des Sohnes und wiesen darauf hin, dass es nur noch die "Abteilung für erwachsene männliche Schwachsinnige" gäbe. Richard Strauch füllte daraufhin den zugesandten Fragebogen aus. Bevor die Geschäftsleitung über die Aufnahme entschied, musste der Vater noch einige Fragen beantworten: "1. Mein Sohn Johannes ist arbeitsfähig und arbeitet auch gern. 2. Er ist unbedingt sauber, sprechen kann er auch, stottert nur etwas. 3. Verträglich ist er mit Kameraden. 4. Schlimmer ist sein Schwachsinn nicht geworden". Es dauerte noch bis zum 3. September 1943, bis alle organisatorischen Fragen geklärt werden konnten. In Begleitung seines Vaters wurde Johannes Strauch in die Obhut der Anstalt übergeben.

Richard Strauch erkundigte sich einen Monat später nach dem Befinden seines Sohnes. Durch eine Schwester erfuhr er, dass sich Johannes gut eingelebt habe, anständig verhalten und willig zur Arbeit gehen würde. Über Weihnachten 1943 befand er sich drei Wochen bei seinen Eltern in Chemnitz.

Johannes, der sich in den Augen des Anstaltspersonals zu einem »lieben, braven und willigen Jungen« entwickelt hatte, erkrankte plötzlich Ende April 1944. Sein Zustand verschlechterte sich schlagartig, so dass er am 2. Mai 1944 in Anwesenheit einer Schwester "ruhig und friedlich" einschlief. Als Todesursache wurde "Herzschlag" angegeben. Der Anstaltsinspektor teilte den Eltern den "Heimgang ihres Sohnes" telegrafisch mit und schlug vor, diesen auf dem Friedhof in Großhennersdorf zu beerdigen. Eine Überführung nach Chemnitz schied aus, weil die Reichsbahn kriegsbedingt keine Wagen für Leichentransporte mehr stellen durfte. Stephan Dicke war der Initiator für den Stolperstein in Gedenken an seinen unbekannten Onkel. Er starb am 6. August 2023.

Autor: Dr. Jürgen Nitsche

Stolpersteine in Chemnitz

Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.

Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

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