Stolpersteinverlegung am 25. September 2013
18 weitere Stolpersteine wurden an elf Orten in Chemnitz zur Verlegung am 25. September 2013 verlegt:
Henriettenstraße 50
Hier hatte die Familie Kupferberg ihren letzten Wohnsitz. Heinrich Kupferberg (geb. 1882), Ehefrau Frieda Kupferberg (geb. 1882 als Frieda Stein) und Tochter Ilse-Lotte Kupferberg (geb. 1926) wurden am 10. Mai 1942 in das Ghetto Belzyce bei Lublin deportiert. Bei der Räumung des Ghettos durch die SS im Oktober 1942 wurden etwa 5300 Menschen ermordet, unter ihnen auch die Familie Kupferberg.
Paten: Schüler und Lehrer des Dr.-Wilhelm-André-Gymnasiums Chemnitz
Henriettenstraße 35
Ilse-Lotte Kupferberg besuchte hier die Schule.
Pate: Andreas Liese
Hoffmannstraße 45
Leopold Steinhardt (geb. 1883), Besitzer einer Trikotagenfabrik in Chemnitz, und sein Sohn Hans Adolf Steinhardt (geb. 1923) kamen am 18. November 1939 bei dem Schiffsunglück ums Leben, als der niederländische Passagierdampfer „Simon Bolivar“ vor der Küste Englands in ein deutsches Minenfeld lief. Ehefrau Erna Steinhardt und Tochter Lily Mirjam überlebten die Katastrophe.
Pate: Hans-Joachim Wunderlich
Uhlichstraße 20
Dr. Ernst Cohn (geb. 1901), Zahnarzt, hatte seit Januar 1932 eine Assistentenstelle an der Zahnklinik der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Chemnitz. Im März 1933 wurde er entlassen und wanderte nach Palästina aus. Er kehrte später nach Europa zurück.
Pate: Enrico Hilbert
Hübschmannstraße 22
Moritz Mecklenburg (geb. 1880), Kaufmann, stammte aus Lübeck. Er lebte seit 1907 in Chemnitz, wo er bis 1932 Mitinhaber der Firma E. Adler & Co., einer Metall- und Maschinengroßhandlung, war. Mit seiner Ehefrau Elise, geb. Adler, wanderte er 1939 nach Schanghai aus. Das dortige Leben war für die Neuankömmlinge nicht einfach, wovon im März 2013 Miriam Brookfield in den Kunstsammlungen berichtete. Moritz Mecklenburg starb am 17.03.1945 in Schanghai.
Patin: Heidemarie Kugler-Weiemann, Lübeck
Reichsstraße 15
Bruno Heidenheim (geb. 1885) wurde während der Reichspogromnacht 1938 in „Schutzhaft“ genommen und später zur Zwangsarbeit verurteilt. Auf Grund der körperlich schweren Arbeit unter unzumutbaren Bedingungen erkrankte er tödlich. Die nötige medizinische Versorgung wurde ihm verwehrt. Der Familienvater verstarb am 24.12.1940. Ehefrau und Tochter überlebten und emigrierten nach Kriegsende nach Australien.
Paten: David und Juliette Mendelovits, Australien
Hospitalstraße 7, historisch (heute: Fußweg neben Johanniskirche)
Sigismund Nachmann (geb. 1907), seine Ehefrau Bajla Ides Nachmann (geb. 1908 als Bajla Ides Dressler), die Kinder Ingrid Nachmann (geb. 1931), Joachim Nachmann (geb. 1934) und Manfred Gerhard Nachmann (geb. 1934) wurden bei der „Polenaktion“ Ende Oktober 1938 nach Polen ausgewiesen. 1942 wurde die ganze Familie im besetzten Polen ermordet. Verwandte der Opfer übernahmen die Patenschaft.
Pate: Familie Unger, London
Dresdner Straße 38
Georg Landgraf (geb. 1885), Verlagsleiter der sozialdemokratischen Chemnitzer Volksstimme, war als Stadtverordneter und Gewerkschafter aktiv politisch tätig. Nach dem Verbot der Volksstimme am 1. März 1933 versuchten SA-Männer am 9. März die Geschäftsräume und die Druckerei des Verlags zu besetzen. Georg Landgraf stellte sich dagegen und verwehrte ihnen den Zutritt, woraufhin er durch zwei Pistolenschüsse ermordet wurde.
Pate: SPD Unterbezirk Chemnitz
Antonplatz 15 (heute Käthe-Kollwitz-Str./Fußweg Richtung Brückenstr.)
Julius Sommerfeld (geb. 1878), aufstrebender Kaufmann, Inhaber einer Tuchgroßhandlung und Hausbesitzer, wurde 1939 in „Schutzhaft“ genommen und in das KZ Sachsenhausen deportiert. Am 16. März 1940 wurde er dort ermordet.
Paten: Schüler und Lehrer des Georgius-Agricola-Gymnasiums Chemnitz
Hartmannstraße 24
Ernst Enge (geb. 1893) war antifaschistischer Widerstandskämpfer in Chemnitz. Seiner ersten Inhaftierung im Juni 1933 folgten zwei Jahre Haft im Zuchthaus Waldheim, 1939 eine weitere so genannte „vorbeugende“ Haft von sechs Wochen. Nach seiner Haftentlassung wurde er zur Zwangsarbeit in einem Chemnitzer Rüstungsbetrieb verpflichtet. Von dort aus organisierte er weiter den Widerstand, bis die Gestapo auf seine Spur kam und ihn am 26. September 1944 verhaftete.
Er wurde nach schweren Folterungen durch die Gestapo im damaligen Polizeipräsidium am 17. Oktober 1944 in den Tod getrieben.
Pate: Dr. Stephan Pfalzer
Blankenauer Straße 101
Karla Jäcker (geb. 1928) wurde Opfer der Kinder-„Euthanasie“-Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes. Sie war eines von etwa 500 ermordeten behinderten Kindern der Kinderfachabteilung Leipzig-Dösen und starb am 8. September 1941.
Patin: Irmgard Teschner