Genau die richtige Stadt

Dr.-Ing. Jens Trepte

Macher der Woche vom 10. Dezember 2014

Am Stadtrand von Chemnitz hat sich das Technologieunternehmen imk automotive einen beachtlichen Unternehmenssitz geschaffen. Im Ortsteil Kleinolbersdorf-Altenhain sind die Straßen erstaunlich eng, der Ausblick in die Landschaft dafür weit. Am Ende einer Sackgasse erhebt sich die alte Spinnmühle mit einer farben- und strukturreichen Steinfassade, erbaut im Jahre 1820. Pferdeäpfel liegen vor der Tür. Ein Bach plätschert entlang des Hauses. Seit drei Wochen arbeiten knapp 50 Mitarbeiter von imk automotive im sanierten Denkmal. Geschäftsführer Dr. Jens Trepte ist der Stolz auf sein Bauvorhaben anzusehen. Er erklärt, wie die Fassade des Hauses fachgerecht erhalten bleiben konnte und dem Haus ein neues Innenleben geschenkt wurde.


Was macht die imk automotive?
Dr.-Ing. Jens Trepte:
Wir sind ein Ingenieurdienstleister, der zum einen in einer sehr frühen Phase Produkte und Fertigungsprozesse für weltweite Kunden, vor allem in der Automobilproduktion, entwickelt. Zum Beispiel ist das Konzept der Karosseriefertigung für das günstigste Auto der Welt, das Auto Tata Nano vom indischen Automobilhersteller Tata Motors, in Chemnitz entstanden. Zum anderen arbeiten wir an der Verbesserung von Prozessen und der Ergonomie an Arbeitsplätzen. Das Ergonomiekonzept von VW haben wir in die Praxis umgesetzt. Seit 2011 arbeiten wir an der Software ema, Editor für menschliche Arbeit, die es ermöglicht, menschliche Arbeit bereits in frühen Phasen zu simulieren. In diesem Bereich sind wir aktuell Technologieführer.

Ema – Editor menschlicher Arbeit: Im Mittelpunkt steht der Faktor Mensch im Fertigungsprozess. Insbesondere bei Montage-Prozessen ist die menschliche Arbeit aufgrund ihrer Flexibilität gegenüber Maschinen und Automaten von großer Bedeutung. Die Software ema hilft dabei, diese Bewegungsabläufe zu planen, auf Ausführbarkeit zu prüfen und auf ergonomische und arbeitsschutzrechtliche Aspekte zu achten. Für die Software hat imk automotive mehrere Auszeichnungen erhalten, darunter der IQ Innovationspreises Mitteldeutschland 2011 in Silber.

Für wen ist das interessant? Wer sind Ihre Kunden?
60 Prozent macht bei uns die Automobilindustrie aus. Wir arbeiten für alle namhaften Automobilhersteller: VW, Porsche, Audi, BMW, Daimler. Ansonsten gehören Maschinenbauer und die Luftfahrtindustrie zu unserem Kundenkreis.

Die imk automotive gibt es seit 12 Jahren in Chemnitz. Warum haben Sie sich damals für den Standort entschieden?
Ich war bis 2002 bei einer Firma in Frankenberg tätig und wir waren eine Kerngruppe vom ehemaligen Trabant-Hersteller Sachsenring. Nach dem Hochwasser stand die Firma unter Wasser und ich habe mir gesagt: Jetzt werde ich Unternehmer. Jetzt gründe ich meine eigene Firma. Die Netzwerke, die ich damals aufgebaut habe, helfen mir bis heute. Warum Chemnitz? Ich bin selber Chemnitzer, geborener Karl-Marx-Städter. Außerdem kann man in dieser Region Kunden in der Industrie finden. Chemnitz hat sich mit seiner Industrie gut entwickelt. Geld verdienen wir natürlich auch in anderen Regionen. Aber die Stadt hat nach wie vor Potenzial. Chemnitz ist für uns genau die richtige Stadt.

Wenn Sie mit Ihrer Idee bundesweit unterwegs sind, spielt da die Herkunft eine Rolle?
Meine Geschäftspartner sehen Sachsen als fortschrittliches Bundesland. Und Fortschritt verbinden sie auch mit Chemnitz. Hier tut sich was. Hier bewegt sich etwas. Und das ist keine Floskel. Die Chemnitzer schauen immer neidisch nach Dresden und Leipzig . Sie sind sich nicht bewusst, in welcher wirtschaftsstarken Region sie leben.

Sie haben jetzt ein starkes Zeichen mit ihrem neuen Unternehmenssitz gesetzt. Für 3,5 Millionen Euro haben Sie die alte Spinnmühle saniert. Wie sind Sie auf das Gebäude aufmerksam geworden?
Ich wohne gleich hier oben am Waldesrand. Früh, vor der Arbeit, gehe ich immer eine Runde laufen und kam regelmäßig hier vorbei. Irgendwann habe ich meiner Frau gestanden, dass ich mich verliebt habe – und zwar in genau dieses Haus.

Die untere Spinnmühle wurde 1820 errichtet und später nach dem Möbelfabrikanten Ernst Merkel benannt. Sie gehört zu den letzten, noch erhaltenen früheren Spinnmühlen des sächsischen Kirchenbaumeisters Christian Friedrich Uhlig. Sie ist somit Zeugnis der frühen Industriebauten Sachsens. Das Gebäude wurde seit 1895 als Möbelgestellfabrik Merkel zur Möbelfabrikation genutzt. Die Produktion wurde erst 1990 eingestellt.

Es wäre doch einfacher bzw. kostengünstiger gewesen, etwas Neues zu bauen.
Wir verdienen Geld durch geistig-schöpferische Leistung. Die herrliche Landschaft und eben das moderne Gebäude in historischer Hülle sind ganz bewusst gewählt. In Kombination mit dem umgesetzten offenen, transparenten und kommunikativen Einrichtungskonzept hoffen wir Inspiration und Kreativität für unser Geschäft ganz erheblich fördern zu können. Bisher waren wir zentrumsnah im Wirkbau untergebracht. Das war als Start-up auch sehr gut. Aber wenn man wächst, braucht man größere Flächen. Und ein Gewerbegebiet kam von Anfang an nicht in Frage. Ich nenne das Haus auch gern Denkfabrik. Viele Geschäftspartner sagen von uns: Denen fällt immer etwas ein. Jetzt haben wir auch ein entsprechendes Aushängeschild. Und ehrlich, was ist nachhaltiger: ein funktionaler Neubau oder ein Haus, das schon 200 Jahre Geschichte aufweisen kann und eine neue Nutzung erfährt.

Wie waren die ersten drei Wochen im neuen Unternehmenssitz?
Es ist schon sehr spannend. Wir haben das Haus so gestalten wollen, dass es ideal für die Arbeitsbedingungen ist. Die Frage zu Beginn stellt sich natürlich, wie die Mitarbeiter es annehmen. Und wie bei jedem Umzug ist es immer eine Umstellung. Nach drei Wochen sind wir aber schon schnell hier heimisch geworden.

In den vergangenen Jahren ist Ihr Personalbestand von 28 auf knapp 50 gestiegen. Kann man mit dem Standort Chemnitz punkten?
Bei uns sind fast ausschließlich Akademiker angestellt. Und wir haben keine Probleme, Stellen zu besetzen. Viele kommen aus Chemnitz oder der Region, aus Zwickau, aus Dresden. Wir haben hier eine sehr gute Fach- und Hochschullandschaft, von der wir profitieren. Und wir selbst arbeiten an unserem Ruf als attraktiver Arbeitgeber. Es gibt nicht so viele Firmen mit fundiertem Fachwissen in diesem Bereich.

Welche Ecken von Chemnitz würden Sie Auswärtigen zeigen?
Kleinolbersdorf-Altenhain und Rabenstein sind für mich wunderbare Ortschaften mit hohem Erholungsfaktor. Das Schloss Rabenstein ist noch viel zu wenig bekannt. Ich war schon zu Geschäftsanlässen mehrfach dort. Eine kleine Idylle mit guter Küche. Viele staunen auch über den Kaßberg. Und wir können mit unsere Landschaft und der Nähe zum Erzgebirge punkten.

Muss man den Chemnitzern Mut machen, zu Ihrer Stadt zu stehen?
Ich glaube, ja. Wenn Besuch von weither kommt, zeigt man dann doch wieder die Schlösserwelt von Dresden. Dabei fände ich es schöner, die eigene Stadt zu zeigen. Die Chemnitzer könnten stolzer sein, als sie es sind. Dabei ist Chemnitz eine wirtschaftsstarke Stadt, die das Potenzial hat, sich weiter gut zu entwickeln.

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