Weichen für die Zukunft stellen

Sandra Rothe

Macherin der Woche vom 18. März 2015

Im Chemnitzer Küchwald beginnt mit dem Frühling auch die Saison der Parkeisenbahn. Jungen und Mädchen in blauen Uniformen machen sich auf den Bahnbetrieb bereit. Im Lokschuppen ist am Wochenende vor der Saisoneröffnung schon Gedränge. Die 17-jährige Sandra Rothe mahnt kurz ihre Schützlinge zur Ruhe. Die blonde Schülerin ist seit sieben Jahren bei der Parkeisenbahn dabei und gehört zu den ganz engagierten Parkbahnern.


Wieso bist Du Parkbahnerin geworden?
Sandra Rothe:
Ich kenne die Parkeisenbahn schon lange, durch meinen Opa, der mit mir viel hierher gegangen ist. Meine ganze Familie ist Mitglied im Förderverein und so gehörte die Parkeisenbahn schon immer zu meinem Leben dazu. Seit 2007 bin ich selbst Parkbahnerin geworden.

Was sind Deine Aufgaben bei der Parkeisenbahn?
Ich mache mittlerweile ziemlich viel – vom Zugschaffner bis zur rechten Hand des Bahnhofleiters mache ich alles. Ich habe mich die sieben Jahre durch jede Ausbildung gekämpft. Zurzeit mache ich eine Ausbildung als Heizerin für die Dampflokomotive.

In der Lokomotive mitfahren darf nicht jeder?
Nein.

Wie funktioniert die Ausbildung bei der Parkeisenbahn?
Wir haben ein bestimmtes Ausbildungssystem. Jeder fängt mit der Grundausbildung an, das betrifft die Bereiche Zugschaffner,  Eingangskontrolle, Lautsprecher-Ansage und Souvenirverkauf. Danach kommen die Ausbildungsbereiche Aufsicht, Fahrkartenverkäufer und Zugführer. Das ist schon anspruchsvoller. Dann baut es sich weiter auf. Grundlegendes Wissen zur Bahn braucht man für den Blockwärter. Schließlich kann man Fahrdienstleiter werden und Sonderausbildungen machen.

Kann denn jeder Parkbahner werden?
Parkbahner kann man ab zehn Jahre werden, wenn man sich wirklich dafür interessiert.

„Hier können Kinder und Jugendliche eigenverantwortlich den Eisenbahnbetrieb durchführen. In welcher Freizeiteinrichtung ist das schon möglich?“, fragt Matthias Dietel, Technischer Geschäftsführer. Vorschriften, Signaltechnik, Betriebserlaubnis – es würde alles wie bei der richtigen Eisenbahn ablaufen. nur die Bahnen sind etwas kleiner, fügt er an. Die Parkeisenbahn fährt seit dem 13. Juni 1954 im Chemnitzer Küchwald ihre Runden. Sie wurde damals als Pioniereisenbahn konzipiert. Heute konzentriert sie sich auf die außerschulische Förderung von Kindern und Jugendlichen rund um das Thema Eisenbahn. Die Parkeisenbahn hat eine 600 mm Spurweite und fährt auf einem 2,3 km langen Rundkurs. 90 Kinder und Jugendliche kommen regelmäßig in die Freizeiteinrichtung und gestalten den Betriebsalltag selbst mit. Der Förderverein zählt 170 Mitglieder.

Was braucht ein guter Parkbahner?
Disziplin!

Das kam wie aus der Pistole geschossen. Warum ist das so wichtig?
Das ist bei uns das A und O. Sonst funktioniert unser Bahnbetrieb nicht. Man muss auch liebevoll und trotzdem konsequent mit den Fahrgästen umgehen. Und man muss sich daran gewöhnen, etwas im Rampenlicht zu stehen.

Was machst Du am liebsten?
Ich mache alles gern. Da bin ich nicht so (lacht). Am liebsten bin ich Schichtleiterin, weil es mir Spaß macht, mit den Kindern zu reden.

Was bedeutet das, Schichtleiterin zu sein?
Das ist schon so eine Art Chefin von der Gruppe, die gerade Dienst hat. Ich gebe ca. 15 bis 20 Kindern Aufgaben, die sie machen sollen und passe auf, das alles funktioniert.

Und wie kommst Du mit so einer großen Gruppe kleiner Kinder klar?
Bei mir sind die Kinder echt lieb. Ich hab da einen guten Draht zu den Zwergen.

Das klingt trotzdem nach einem anstrengenden Job. Wie viel Zeit investierst Du in die Parkeisenbahn?
Ich bin wirklich viel hier. Dienst geht am Samstag von 13 bis 18 Uhr, am Sonntag von 10 bis 18 Uhr und von Dienstag bis Freitag von 14 bis 17:30 Uhr. In den Schulferien ist das dann noch mal anders, da geht es 9:45 Uhr los. Ich bin hauptsächlich am Wochenende und in den Ferien da. In der Woche geht es bei mir nicht so gut, wegen der Schule.

„Lebensschule“ – nennt Geschäftführer Matthias Dietel das, was die Kinder hier tatsächlich lernen. „Sie sind stolz darauf, hier den Betrieb zu leiten und ein Teil des Ganzen zu sein. Disziplin, Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit und soziale Kompetenz – das ist Rüstzeug, das die Kinder- und Jugendlichen auch später gut gebrauchen können“, ist sich Dietel sicher. Ca. 30 bis 40 Prozent der Parkbahner schlagen tatsächlich den Weg zur Bahn ein. Weitere 20 Prozent finden eine berufliche Perspektive im Verkehrswesen.

Was sagen deine Freunde zu deinem Hobby?
Für sie ist es schon ungewöhnlich, sie sind so etwas nicht gewöhnt. (lacht)

Musst du dir deswegen Sprüche anhören?
Ja, manchmal. Aber das macht mir nichts aus.

Kannst du dir auch beruflich vorstellen, bei der Bahn zu arbeiten?
Bei der Bahn arbeiten will ich nicht unbedingt. Ich will Erzieherin im Kindergarten werden. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen liegt mir und das kann ich mir auch beruflich vorstellen.

Was machst du in Chemnitz, wenn du nicht bei der Parkeisenbahn bist?
Dann bin ich zu Hause, in der Schule oder bei  meinem Bruder mit auf dem Fußballplatz.

Was ist das besondere der Parkeisenbahn für dich?
Das besondere ist die Vielfalt. Man findet viele Freude, die ganz unterschiedlich sind. Und man lernt viel für die Zukunft.

Muss man den Chemnitzer Mut machen?
Das ist schwierig. Klar gibt es Leute, denen man Mut machen muss und es gibt aber auch viele, die zu der Stadt stehen.

Zu welcher Gruppe gehörten die Parkbahner?
Wir sagen ganz klar, dass wir gerne aus Chemnitz kommen. Die Parkeisenbahn ist ein richtiges Aushängeschild geworden auch im Vergleich mit anderen Städten.

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