Wasserball-Weltmeister Spanien kommt nach Chemnitz

Heike Oelsner & Thomas Ebell

Macher der Woche vom 11. Februar 2015

Noch zwei Wochen, dann steigt in der Schwimmhalle des Chemnitzer Sportforums ein Wasserballspiel der Extraklasse. Das Weltliga-Spiel der Frauen zwischen Deutschland und Spanien. Eine Idee, die bei den Organisatoren, Geschäftsführerin des SC Chemnitz Heike Oelsner und Vizepräsident Thomas Ebell, anfangs für Kopfzerbrechen sorgt, entwickelt sich zum vorläufigen Höhepunkt für den wohl ältesten Mannschaftsport in der Olympischen Geschichte.  


Wie seid Ihr an dieses Wasserballspektakel gekommen?
Heike Oelsner:
Mehr oder weniger durch einen dummen Zufall (lacht). Zur Tagung der Deutschen Wasserball Liga (DWL) im September vergangenen Jahres wurde die Frage gestellt, wer ein solches Weltliga-Spiel ausrichten möchte. Die deutschen Damen haben seit drei Jahren nicht an diesem Wettbewerb teilgenommen und es wurden neue Austragungsorte gesucht. Unser Vizepräsident war dort anwesend und kam zurück nach Chemnitz mit dieser einen Fragen: Was würdest du davon halten, wir richten so ein Spiel aus?“ (lacht)

Und Deine Reaktion:
Heike Oelsner: Man macht sich anfangs nicht ganz so viele Gedanken drüber, bis man sich die Regularien durchliest. Wenn man sich diese anschaut und durchliest, dann denkt man erst einmal anders über die Idee. Wobei das Reglement bei den Frauen nicht ganz so extrem ist, wie bei den Männern. Männerwasserball ist hochwertiger angesiedelt als Frauenwasserball.
Thomas Ebell: Beim Blick auf die Männerregularien haben wir gesagt: Nein das machen wir nicht.
Heike Oelsner: Ein Grund, der Kopfzerbrechen bereitete, war unsere Schwimmhalle. Sogar die Teammanagerin der deutschen Wasserballnationalmannschaft der Frauen ist extra nach Chemnitz gereist und hatte sich die Halle angeschaut. Sie kannte diese Schwimmhalle noch nicht.

Stand die Austragung des Weltliga-Spiels damit in Frage? 
Thomas Ebell: Nach der anfänglichen Skepsis beim Betreten der Halle, haben wir ihr aber erklärt, wie wir uns das mit den Tribünen vorstellen. Nachdem uns die Stadt die Genehmigung für die Zuschauerkapazität von 300 inklusive Teams und Betreuer erteilte, haben wir uns offiziell beworben. Es war am Anfang einfach eine verrückte Idee, die uns aber seit der Tagung der DWL am 7. September nicht mehr losgelassen hat.

Wie ist diese Weltliga einzuordnen?
Thomas Ebell: Ich würde es eher mit einer Champions League im Fußball vergleichen. Es wird in vier oder fünf Gruppen gespielt und es gibt entsprechende Preisgelder. Das Finale ist im Juni. Im vergangenen Jahr hat das die USA gewonnen.

Kann sich jeder für ein derartiges Spiel bewerben oder muss man in der ersten Liga Wasserball spielen?
Thomas Ebell: Die Austragungen der Spiele waren offiziell ausgeschrieben. Damit konnte sich jeder bewerben. Wir waren mit unserer Bewerbung relativ zeitig dran und wurden dann entsprechend berücksichtigt.
Heike Oelsner: Mit Veranstaltungen im Wasserball haben wir in Chemnitz Erfahrung.  Zwar nicht auf diesem spielerischen Niveau, aber Deutsche Meisterschaften im Jugendbereich finden hier regelmäßig statt. Damit haben wir uns in den vergangenen Jahren einen guten Ruf erarbeitet.

Wie ist die sportliche Qualität in der Liga bei den deutschen Frauen?
Thomas Ebell: Im Moment ist es so, dass die Mannschaft in einem extremen Umbruch ist. Viele ältere, die beim dritten Platz zur Olympia-Qualifikation und der Europameisterschaft dabei waren, haben sich verabschiedet. Es werden sehr viele junge Spielerinnen eingesetzt – auch im Hinblick auf die Jugendeuropameisterschaften im Sommer in Baku. Sportlich haben wir mit dem Welt- und Europameister Spanien, dem Vizeeuropameister Niederlande und Griechenland, das zu den sechstbesten Teams weltweit zählt, eine richtige Hammergruppe erwischt. Wir können nur gewinnen, zumindest an Erfahrung. 

Hat Euch der Zuspruch für das Spiel überrascht? Innerhalb von sechs Tagen waren die Tickets vergriffen.
Heike Oelsner: Das Spiel und der Termin machten irgendwann bei unseren Mitgliedern die Runde bzw. war es auch in der Zeitung zu lesen, dass wir das organisieren. Dadurch gab es schon einen Ansturm im Dezember auf die Karten. Seitdem stand das Telefon nicht still, Menschen kamen in die Geschäftsstelle bzw. fragten per Mail nach den Tickets. Da war der Deutsche Schwimmverband (DSV) noch gar nicht so weit. Über die lief der Verkauf.
Thomas Ebell: Die Mitarbeiterin des DSV hat gesagt, sie können getrost 1.000 Karten verkaufen.

Bleibt für den Verein was hängen an den Geldern für Tickets?
Thomas Ebell: Nein.
Heike Oelsner: Dem DSV entstehen durch das Spiel auch enorme Kosten. Die Gelder für die Gastmannschaften werden komplett übernommen. Diese Summe muss erst einmal bewältigt werden. Mit den Karten ist das nicht allein zu stemmen.

Mit dem Weltligaspiel erhält Chemnitz viel Aufmerksamkeit im sportlichen Bereich. Ist das euer Beitrag fürs Stadtmarketing?
Heike Oelsner: Wir wollen mit diesem Projekt erreichen, dass in der Stadt Chemnitz und Umgebung Wasserball als Sportart wahrgenommen wird. Das ist einfach Publicity für diese Sportart. Zudem erhoffen wir uns für die Bundesligamannschaft der Damen einen Gewinn an Zuschauern. 
Thomas Ebell: Für die Sponsorengewinnung ist das Spiel ebenfalls wichtig. Wir haben im April ein Folgeprojekt - das Fünf-Nationen-Turnier. Wir wollen potentiellen Sponsoren zeigen, dass es kein einmaliges Projekt ist. Denn wir haben in Chemnitz ein Luxusproblem, das viele städtische Mannschaften so weit oben spielen.

Zeigt ihr den Spanierinnen was von Chemnitz?
Thomas Ebell: Das Programm ist sehr eng geplant. Sie kommen am Montag an, absolvieren abends eine Einheit in der Halle und dann geht es ins Hotel.  Am Dienstag gibt es noch eine Trainingseinheit und dann ist schon das Spiel. Die werden nicht viel von der Stadt sehen.

Wenn Ihr Euch für den Damenwasserball in Chemnitz was wünschen könntet – was wäre das?
Heike Oelsner: Dass die Mannschaft und die Mädels ihr spielerisches Niveau halten. Sie haben in der vergangenen Saison als Team mit einem Durchschnittsalter von 17 Jahren Platz sechs belegt. Sie spielen teilweise gegen zehn Jahre ältere. Das heißt, sie haben Potential, können noch wachsen und sollen mal höher klettern. Diese Chance haben sie aber nur, wenn das Geld und die Umgebung stimmen. Daran arbeiten wir.
Thomas Ebell: Finanzielle Unterstützung von Firmen aus der Umgebung ist immens wichtig. Die Mädels können mit Wasserball kein Geld verdienen. Du musst verrückt sein, wenn du diesen Sport betreibst. Solange die Mädels noch in die Schule gehen, bekommen wir das hin. Wir sind an der Spitzenposition in Deutschland bei der Jugendarbeit, haben im vergangenen Jahr alle drei Titel in der Jugend gewonnen. Mehr geht nicht.  Aber wir müssen langfristig dafür sorgen, dass die Mannschaft auch über den Jugendbereich hinaus zusammenbleibt und sich weiterentwickelt. Dann können wir die erfolgreiche Entwicklung im Jugendbereich auch auf die Bundesligamannschaft übertragen und unser langfristiges Ziel, international als Chemnitzer Mannschaft zu spielen, gezielt angehen und in die Tat umsetzen. Das ist unsere große Vision. Eine Chemnitzer Frauen Wasserball-Mannschaft in den Europäischen Wettbewerben.

Verrückt und außergewöhnlich, meistens etwas unterschätzt aber immer wieder überraschend – Sind das die Eigenschaften von Chemnitzern?
Thomas Ebell: Na klar ist die Aktion, ein Weltliga-Spiel durchzuführen, verrückt. Man muss doch auch ein wenig verrückt sein, um vorwärts zu kommen. Als wir uns für das Spiel beworben haben, kam der Verband auf uns zu und meinte, wir sollten doch besser nach Zwickau oder Plauen ausweichen. Da gibt es bessere Halle. Doch wir sind ein Chemnitzer Verein. Was wollen wir in einer anderen Stadt. Wir haben hier ideale Trainingsbedingungen für Schwimmer und Wasserballer. Viele Vereine beneiden uns dafür. Lediglich für Großveranstaltungen ist die Halle nicht optimal. Doch wir machen das Beste draus.

Muss man den Chemnitzern Mut machen?
Thomas Ebell: Ich denke schon. Man muss selber Mut haben und macht dadurch anderen Mut. Als gebürtiger Karl-Marx-Städter liegt mir die Stadt am Herzen. Ich würde niemals eine solche Veranstaltung woanders durchführen. Ich bin nach sieben Jahren in Bayern wieder zurück nach Chemnitz gekommen und habe den Schritt nicht bereut.

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