Kaffee stärkt nicht nur das Wohlbefinden sondern auch die Region

Macher der Woche vom 27. April 2016

Durch die großen Fenster dringt viel Licht in die kleine Manufaktur von Matthias Dallinger. Ein leichter Kaffeegeruch hängt erfrischend im Raum. Im Hintergrund wird der frisch geröstete Kaffee gemahlen. Neben dem Herzstück, dem Kaffeeröster, stehen Jutesäcke voll mit frischen Kaffeebohnen aus Äthiopien und Brasilien. Die Kaffeerösterei Bohnenmeister in der Zschopauer Straße produziert hochwertigen Kaffee. Ein Hochgenuss für jeden Kaffeeliebhaber.


Ist der Kaffee das Lieblingsgetränk der Deutschen?
Matthias Dallinger:
Kaffee ist definitiv das Lieblingsgetränk der Deutschen. Statistisch ist Kaffee in Deutschland das meistgetrunkene Getränk. Wir liegen um die 150 Liter pro Kopf im Jahr. Dabei sind alle Menschen in Deutschland eingeschlossen, also auch Säuglinge und Teetrinker. Wenn man sich das vorstellt, ist das ungefähr ein Vollbad. Das ist viel, viel mehr als Bier und Wein und sogar mehr als Wasser.

Wie muss dein Kaffee am Morgen schmecken?
Gut! (lacht) Ich trinke mit meiner Frau zusammen meistens French press. Der gemahlene Kaffee wird in einer Stempelkanne oder auch Kaffeepresse gegeben und mit idealerweise 95 Grad heißem Wasser aufgegossen. Erst Bodenbedeckt, damit der Kaffee quellen kann und dann bis oben aufgießen. Vier Minuten ziehen lassen und dann den Filter nach unten drücken. Dadurch, dass der Kaffee nicht direkt gefiltert wird, kann man den ganzen Charakter des Kaffees entdecken. Dennoch ganz klar: Kaffee ist ein Genussmittel. Jeder muss für sich entdecken, wie ihm der Kaffee am besten schmeckt.

Milch, Zucker, Milch und Zucker oder Schwarz?
Auch da heißt es wieder: Kaffee ist ein Genussmittel. Das Empfinden für wohlschmeckenden Kaffee ist subjektiv. Man muss sich eben bewusst sein: Je mehr dem Kaffee zusätzlich zugefügt wird, ob Milch oder Zucker, desto mehr verändere ich das Grundprodukt. Wenn der Kaffee ordentlich röstet und gute Bohnen verwendet werden, dann ist Kaffee auch nicht bitter. Bitterstoffe haben im Kaffee nichts zu suchen. Kaffee hat um die tausend Aromen, die er entwickeln kann. Das kann sich mit Wein messen.
Der Kaffee hat vor allem in Sachsen eine lange Tradition. Melitta Bentz hat in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts in Dresden den Kaffeefilter entwickelt. Nach dem Krieg ist die Firma Melitta nach Nordrhein-Westfalen gezogen. In Leipzig befindet sich noch heute eines der am längsten bewirtschafteten Kaffeehäuser Europas, das „Zum Arabischen Coffe Baum“. „Sachsen ist in Deutschland der Vorreiter in Sachen Kaffee“, sagt Matthias Dallinger.

Du betreibst die einzige Kaffeerösterei in Chemnitz – wie ist die Idee einer eigenen Rösterei mit Verkauf entstanden?
Historisch gesehen bin ich aber nicht die erste. Vor dem Krieg gab es bis zu 15 Röstereien in der Stadt.
Wie bin ich zum Kaffee bekommen? In erster Linie habe ich natürlich immer Kaffee getrunken. Während meines Studiums war ich für einen Auslandsaufenthalt in Spanien und habe dort einen späteren Freund aus Mexiko kennengelernt. Er kam aus einer Kaffeefamilie und hat mir einfach viel erzählt. Das hat mich sehr fasziniert. Ich war dann in Südamerika, und dort kommt man an der Kaffeewirtschaft einfach nicht vorbei. Nach meinem Studienabschluss hat mich das Thema nicht mehr los gelassen. Ich bin zwei Jahre durch verschiedene Städte gegangen, habe Seminare gemacht und hatte dann gutes theoretisches Wissen. Da reifte schon der Gedanke einer eigenen Rösterei. Nur wollte mir keiner zeigen, wie das Rösten funktioniert – sie fürchteten die Konkurrenz. Bei einer sächsischen Rösterei hatte ich dann Glück und konnte als Röstmeister arbeiten. Dort habe ich ein Jahr gelernt, konnte mich ausprobieren und habe den Schritt zur eigenen Rösterei gewagt. Jetzt hat Chemnitz endlich wieder eine eigene Rösterei.

Ist der Standort deiner Rösterei an der Zschopauer Straße bewusst gewählt oder Zufall?
Ich würde es als Schicksal bezeichnen. Eigentlich hatte ich ein Objekt auf dem Kaßberg sicher. Aber es gab von Anfang an Schwierigkeiten – da hatte ich einfach ein schlechtes Gefühl. Der Makler hat mir dann was Neues gezeigt und das war eben dieses Objekt hier. Ich bin hier reingekommen und wusste: Das ist es. Das Haus ist sensationell, schönes Jugendstilgebäude, tolle Räume, tolle große Fenster, was ich unbedingt wollte. Somit sind wir transparent, eine Art gläserne Manufaktur. Und es liegt direkt an der Hauptverkehrsstraße. Hier werden wir gesehen. Da wir Kurzzeitparkplätze direkt vor der Tür haben, halten die Leute auch an und kaufen bei uns ihren Kaffee.
„Wichtig ist aber: Ich bin eigentlich kein Laden und kein Café – ich bin eine Kaffeerösterei, also ein Produzent“, sagt Matthias Dallinger deutlich. Er baue sein Händlernetzwerk kontinuierlich auf, an die er dann seinen Kaffee verkauft. Einen Werksverkauf habe er natürlich trotzdem in seiner Manufaktur. „Jeder kann kommen und sich sein Päckchen Kaffee kaufen. Aber man kann eben auch sehen, wie der Kaffee geröstet, gemahlen und verpackt wird.“

Woher beziehst du deine Kaffeebohnen?
Ich verwende ausschließlich Hochland Arabica-Bohnen. Die wachsen in über 1000 Metern Höhe. Ich beziehe die Bohnen vom ganzen Erdball. Ich habe Kaffees aus Mittelamerika, aus Südamerika, aus Afrika und aus Asien.

Kannst du sagen, wie die Chemnitzer ihren Kaffee am liebsten trinken?
Aus meiner Erfahrung heraus kann ich das schon sagen. Prinzipiell trinken die Sachsen Kaffee mit einem vollen Körper – also eher kräftig. Wohingegen im Norden eher fruchtbetontere Kaffees getrunken werden. Ich denke, das ist eine Gewohnheitssache. Die Sachsen sind zwar für Blümchenkaffee bekannt, aber das ist nicht unbedingt eine Sache der Stärke.

Gemeinsam mit der Chemnitzer Brauerei „Stonewood“ hast du ein Chemnitz-Kaffee-Ale entwickelt? Wie kommt man denn auf die Idee, Bier und Kaffee zu mischen?
Das war ein spontaner Einfall abends auf meinem Balkon. Es war eher ein Blitzgedanke. Und so fern liegt es ja gar nicht. Bier und Kaffee sind die beliebtesten Getränke der Deutschen. Bier ist ja auch sehr differenziert zu betrachten. Es gibt nicht einfach „das Bier“. Bei uns ist Bier meistens mit Pilsener verbunden. Wir haben aber ein Ale kreiert – also ein obergäriges Bier, was ganz wenige Bitterstoffe hat, eher süßlich und fruchtig ist. Wir haben dem eine feine kleine Kaffeenote beigefügt.

Wird das Bier von den Chemnitzern angenommen?
Das Ale gibt es seit Dezember vergangenen Jahres. Das erste Fass ist komplett verkauft. Jetzt lagert gerade das zweite Fass. Zur Zeit ist es also ausverkauft. Aber ich schätze, in einem Monat gibt es wieder neues.

Durch solche Projekte möchte Matthias Dallinger die Region stärken. „Es gibt viele hier in der Gegend, die ihr Bestes geben und mit Genuss arbeiten. Da kann man sich gut zusammenschließen und tolle gemeinsame Dinge entwickeln, wie eben das Bier.“ Somit arbeite er lieber mit Unternehmen in der unmittelbaren Umgebung zusammen. „Wenn wir das Kapital bei uns in der Region lassen, dann profitieren wir alle davon.“

Hast du in Chemnitz einen Lieblingsplatz, wo du deinen Kaffee „to go“ trinkst?
Also grundsätzlich: „to go“ trinke ich gar keinen Kaffee (lacht). Kaffee braucht so lange, vom Anbau bis zur Pflege, Ernte, dann kommt er hierher, wird schonend geröstet. Und dann kippe ich den guten Kaffee in einen Pappbecher, um ihn unterwegs zu trinken und damit noch Müll zu produzieren? Das passt für mich nicht. Dennoch gibt es viele schöne Plätze in Chemnitz. Zum Beispiel am Kappelbach an der Zwickauer Straße, oder der Schlossteich. Auch im Küchwald gibt es sehr schöne Plätze.

Ursprünglich kommst du aus Rochlitz. Warum hat es dich nach Chemnitz verschlagen?
Naja, Chemnitz ist eben die nächstgrößte Stadt. Und dann habe ich in Chemnitz studiert und bin nach dem Studium hier geblieben. Chemnitz ist eine schöne Stadt zum Leben. Es ist nicht zu groß und es ist auch kein Dorf. Ich lebe auf dem Kaßberg – eines der größten Gründerzeit- und Jugendstilviertel – das gibt es woanders in der Form nicht. Dann ist das Verhältnis zwischen dem, was man bezahlt und dem, was man dafür bekommt in Chemnitz einfach gut.

Muss man den Chemnitzern Mut machen?
Das ist schwierig. Man muss versuchen, den Chemnitzern Selbstbewusstsein zu geben. Damit sie sehen, dass es eine schöne Stadt ist. Wir haben eine Vergangenheit, auf die man stolz sein kann. Und damit meine ich nicht das Karl-Marx-Monument und die DDR-Vergangenheit als sozialistische Vorzeigestadt. Natürlich sind Leipzig und Dresden schöne Städte, aber Chemnitz ist auch schön. Und wenn man sagt, Paris ist schöner als Dresden, dann trifft das für viele auch zu. Das ist mit Vergleichen nun mal so. Von daher würde ich den Chemnitzern wünschen, dass sie sich dessen bewusst sind, was wir hier haben und nicht immer alles negativ sehen.

Mit deiner Serie „Chemnitzer Legenden“ bist du eine Art Botschafter der Stadt und bringst deinen Kunden historische Geschichte über Chemnitz näher.
Genau, das ist unsere Sonderedition. Mit einem Sack sehr hochwertigen Kaffees verbinde ich die Chemnitzer Geschichte. Auf die Kaffeepackungen wird dann ein schönes Etikett gemacht, auf dem eine Chemnitzer Legende beschrieben wird. Damit haben wir schon die Wanderer-Werke vorgestellt. Wenn der Sack alle ist, dann gibt es einen neuen und damit eine neue Chemnitzer Legende. Die letzte Sonderedition war über Karl Schmitt-Rottluff. Viele wissen gar nicht, dass er in Chemnitz geboren wurde und ein Chemnitzer war. Der dritte Teil wird wieder in Richtung Industriegeschichte gehen. So wird ein Stück Chemnitzer Geschichte weitergetragen und man hat ein super Mitbringsel aus Chemnitz.

 

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