Eine Frau, viele Aufgaben und ein gutes Netzwerk

Christin Busch

Macherin der Woche vom 12. Oktober 2016

Die schwierigste Frage, die man ihr stellen könnte, ist die nach ihrem Beruf. Christin Busch ist ein Multitalent. Sie ist Inhaberin eines Textilgeschäfts auf dem Brühl, leitet die Geschäftsstelle des Chemnitzer Künstlerbundes, legt als DJ Cath Boo auf, dieses Wochenende zum Beispiel beim Theaterfestival KammerMachen, und hat gemeinsam mit einer Freundin das Frauennetzwerk DIEDA gegründet. Zwischen Turntables und bestickten Kissen beantwortet sie trotzdem die schwierige Frage, was sie beruflich macht.


Du hast ein gemütliches Atelier und deinen Laden Mondtaler in der Johann-von-Zimmermann-Straße. Was stellst du her?
Christin Busch:
Ich bin in erster Linie als Textildesigner tätig, das habe ich auch studiert. Mein Laden ist Atelier, Stickerei und Boutique. Ich habe eine eigene kleine Kollektion unter dem Namen Mondtaler entwickelt und besticke verschiedene Stoffe. Ich nehme Aufträge entgegen, wie die Veredlung von Textilen, Änderungen und Anfertigungen von Heimtextilien. Alles, was mit Nadel und Faden zu realisieren ist.

Wie kommst du zu den Aufträgen?
Ich arbeite mit Werbeagenturen zusammen oder es sind private Anfragen, die oft aus Mund-zu-Mund-Propaganda resultieren. Bisher musste ich gar nicht viel Werbung machen. Drei Tage die Woche bin ich hier im Atelier und kann die Wünsche gerade gut abarbeiten.

Wann hast du dich für Chemnitz und den Brühl entschieden?
Ich bin 2001 hierhergekommen. Ich habe hier gestaltungstechnische Assistentin gelernt. Meine allererste Wohnung lag in der Nähe, in der Elisenstraße. Als ich auf Wohnungssuche war, habe ich mich in den sehr brachliegenden Brühl verguckt. Ich mochte es, mitten im Zentrum der Stadt zu sein und ich habe gesehen, hier wird etwas passieren müssen. Und es ergab sich die günstige Gelegenheit, dass ich Arbeiten und Wohnen hier verbinden kann.

Du kommst ursprünglich aus Johanngeorgenstadt. War Chemnitz da das naheliegende Oberzentrum?
Ich fühle mich mit Chemnitz verbunden, auch wenn ich hier nicht geboren und aufgewachsen bin. Aber meine Freunde sind hier, meine Musik mache ich hier. Dort, wo ich herkomme, hätte sich das nie so entwickeln können. Großstädte haben mich aber auch nie gereizt, ich mag es lieber überschaubau. In jeder größeren Stadt, wie Hamburg und Berlin, lebt man auch nur in seinem Kiez. Hier ist die Mischung aus großstädtischem Flair, Dorfnähe und Grün vorhanden. Auch die Nähe zu meiner Familie ist hier gegeben.

Was hat dich an Chemnitz noch gereizt?
Hier war etwas zu machen. Hier konnte man zugucken, dabei sein und ein Stück dazu beitragen, dass etwas passiert. Ich hab damals im Praktikum beispielsweise miterlebt, wie Peggy Albrecht ihren Laden Spangeltangel aufgebaut hat. Das hat mich beeindruckt und ich habe viel dabei gelernt.

Wolltest du auch die Musikszene von Chemnitz aufmischen?
Auch das hat sich entwickelt. Am Anfang war ich nur Gast in Clubs. Um die Ecke lag der Cube Club und ich durfte mich da erstmal an einem realen Clubsetup  ausprobieren. Damals noch während der Club von der Vorparty gereinigt wurde. Im Kaffeebohnen-Rhythmus habe ich mich da langsam ran getastet.

Wie hast du deine DJ-Karriere dann gestartet?
Ich komme eigentlich aus dem HipHop und habe viele Mixe erstellt. Das hat sich dann immer mehr zur elektronischen Musik hin entwickelt. Über Soundcloud habe ich meine Musik online gestellt. Ein Freund von mir hat sich das angehört und war total überrascht, was ich mache. Er hat mich zum Theaterfestival KammerMachen gebucht. Das war mein erster elektronischer Gig. Da war ich hin und her gerissen. Ich hab mich gefragt: Will ich das eigentlich? So im Fokus zu stehen. Aber es war eine sehr schöne Erfahrung. Das Café im Weltecho hat einfach Flair. Dann folgten gleich Auftritte in Plauen. Und von da an war klar, dass es mehr als nur ein Hobby ist.

Die Erinnerungen an den ersten Auftritt werden am Freitag, dem 14. Oktober wieder wach. Denn dann legt DJ Cath Boo im Weltecho zur zehnten Auflage von KammerMachen auf. Ihre Musik unterstützt dann auch eine Lichtperformance von Claudia Reh. „Ich bereite gerade ein Set vor, das voraussichtlich ihren Live-Auftritt begleitet wird“, verrät Christin Busch. „Und zur Aftershow-Party lege ich dann auf.“ Das Theaterfestival startet am Dienstag mit der Theaterperformance von Gabi Reinhardt und bietet bis zum Samstag verschiedene Theater- Musik- und Tanzformate im Weltecho.

Was bedeutet diese musikalische Arbeit für dich?
Für mich ist das eine Art Meditation. Andere gehen zum Chor oder machen Sport. Und wenn ich an den Turntables stehe, bin ich voll konzentriert. Ich hab oft Lampenfieber. Ich will das hunderttausendprozentig abliefern. Die Stunde vor dem Gig bin ich sehr aufgeregt und frage mich, warum mache ich das. Sobald ich die Kopfhörer aufhabe, ist mit klar, warum.

Deine musikalische Karriere ist auch eng mit dem Frauennetzwerk DIEDA verknüpft. Zusammen mit Lisa Haupt, die als DJ Liza Main unterwegs ist, hast du das Netzwerk gegründet. Wie kam es dazu?
Ich habe Lisa bei einer Veranstaltung von Treibsand kennen gelernt und war total schockiert, dass es in Chemnitz noch einen weiblichen DJ gibt und wir nichts voneinander wussten. Keiner wusste, wie sie hieß. Im Atomino haben wir uns zufällig wiedergetroffen und dort habe ich sie dann angesprochen. Einen Monat später haben wir zusammen beim Citylights gespielt. Und ab da haben wir überlegt, wer noch etwas in die Richtung macht und zu uns passt.

Wer macht bei DIEDA mit?
Wir sind eine Interessensgemeinschaft. Insgesamt neun Frauen, von der Tätowiererin, über Fotografinnen, einer Komponistin und drei DJs und bis zu einer freien Theaterperformerin. Jeder von uns ist ein Macher und braucht jetzt keine besondere Unterstützung. Aber: Weil wir uns zusammenschließen, schafft halt jeder etwas mehr als allein.

Wie passt deine Tätigkeit beim Chemnitzer Künstlerbund in dein musikalisches und kreatives Leben?
Die Geschäftsstellenleitung des Chemnitzer Künstlerbundes fordert mein organisatorisches Geschickt. Ich bin ein ordnungsliebender Mensch und das kann ich dort gut gebrauchen. Ich stelle Förderanträge, mache die Abrechnung und typische Büroarbeit. Das erdet mich. Ich brauche alle drei Standbeine. Es hat alles mit kreativem Denken und Strukturieren zu tun. Ohne das eine würde sich mein Leben nicht so gut anfühlen.

Muss man den Chemnitzern Mut machen?
Ich denke das ist eine Generationsfrage. Diejenigen, die hier aufgewachsen und schon lange hier sind, die sehen die Stadt unheimlich skeptisch. Wie in einer alten Beziehung kennt man die Macken und Schwächen der Stadt. Ich habe es mir bewusst ausgesucht, hier zu sein und zu bleiben. Mir geht es wie vielen anderen meiner Generation: Wir sehen das als Chance. Hier gibt’s Potenzial. Hier kann ich mich entfalten. Wenn du einmal den Arsch hochkriegst, kannst du hier auch was machen. Dann gehst du eben nicht in der Masse unter.

Cookie Einstellungen

Wir verwenden auf dieser Website mehrere Arten von Cookies, um Ihnen ein optimales Online-Erlebnis zu ermöglichen, die Nutzerfreundlichkeit unseres Portals zu erhöhen und unsere Kommunikation mit Ihnen stetig zu verbessern. Sie können entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten und welche nicht (mehr dazu unter „Individuelle Einstellung“).
Name Verwendung Laufzeit
privacylayer Statusvereinbarung Cookie-Hinweis 1 Jahr
cc_accessibility Kontrasteinstellungen Ende der Session
cc_attention_notice Optionale Einblendung wichtiger Informationen. 5 Minuten
Name Verwendung Laufzeit
_pk_id Matomo 13 Monate
_pk_ref Matomo 6 Monate
_pk_ses, _pk_cvar, _pk_hsr Matomo 30 Minuten

Datenschutzerklärung von Matomo: https://matomo.org/privacy/