Erstes Länderspiel in Chemnitz

Georg Schmidt

Macher der Woche vom 16. November 2016

Vor 18 Jahren wurde die erste Unihockeymannschaft der Stadt gegründet. Erst als Sektion innerhalb der SG Adelsberg vollzogen die Männer aus der mitteldeutschen Landesliga einen rasanten Aufstieg, der mit der Teilnahme an der 1. Unihockey Bundesliga 2002 noch nicht seinen Höhepunkt erreichen sollte. 2007 konnte mit dem Gewinn der Deutschen Vizemeisterschaft bei den Herren der bislang größte Vereinserfolg gefeiert werden. Einer der seit Beginn dabei ist und das Geschehen sowohl auf dem Parkett als auch hinter der Bande kennt, ist Georg Schmidt. Der heutige Vereinsvorsitzende hat sich mit Leib und Seele dem Floorball (so heißt Unihockey heute) verschrieben und hat mit dem Verein noch einiges vor. Stellvertretend für das gesamte Team der Floor Fighters Chemnitz ist er unser Macher der Woche.


Wie bist du zum Floorball gekommen?
Georg Schmidt:
Bei mir ging es schon in der Schule los. Ich war der erste Jahrgang am Schloßteichgymnasium, in dem Floorball als Schulsport angeboten wurde. Damals, vor ca. 20 Jahren, fand ich das schon cool. Jochen Finaske, der die Schul-AGs betreute und dann die Sektion bei der SG Adelsberg gründete, ist es zu verdanken, dass wir diesen Sport in unserer Stadt haben. Er hat die guten Leute aus dem Schulbereich angeworben. So sind die ersten Kontakte entstanden.

Aber ihr habt erstmal klein angefangen. Es ging ja nicht gleich los mit der 1. Bundesliga?
Zuerst war es mitteldeutsche Landesliga auf Kleinfeld, dann Regionalliga auf Großfeld. Im dritten Jahr haben wir dann aber schon Bundesliga gespielt. Aber da war die ganze Struktur noch eine ganz andere. Damals gab es nur fünf, sechs Mannschaften, die auf dem Niveau gespielt haben. Und es gab noch keinen Unterbau, wie heute die zweite Liga.

Heute gehören zehn Mannschaften der 1. Bundesliga an. Die zweite Liga ist unterteilt in eine Nord- und Süd-Staffel. Auch die FLOOR FIGHTERS sind mittlerweile in allen Altersklassen breit aufgestellt. Fünf Jugendteams, eine Damen- und zwei Herrenmannschaften, ein Seniorenteam. Über 230 Mitglieder jagen dem kleinen Kunststoffball hinterher.

Wie stark ist der Sport in den vergangenen 20 Jahren gewachsen?
Gewaltig gewachsen! Schon die Zahl der Mitglieder im Verband ist gestiegen. Zurzeit sind es über 10.000. Und das ist auch eine der Voraussetzungen, um in den deutschen olympischen Sportbund einzutreten. Das ist Ende 2014 erfolgt. Das große Ziel, Floorball olympisch werden zu lassen, ist aber ein sehr langwieriger Prozess. Frühestens 2024 ist damit zu rechnen.

Was hat dich am Unihockey fasziniert?
Es ist ein sehr schnell zu erlernender Sport und braucht wenig Ausrüstung. Lediglich ein Schläger gehört dazu. Und es ist ein fairer, aber trotzdem unglaublich dynamischer Sport.

Wie war denn deine weitere Laufbahn vom Spieler zum Vorstandsvorsitzenden?
Ich glaube, ich habe jede Position im Verein ausgefüllt. Es ging natürlich los als Spieler. Das ging eine ganze Weile. Eine Saison habe ich auch in Heidelberg gespielt. Dann war Trainermangel und ich war ein Jahr lang Trainer in der  1. Bundesliga. Und dann bin ich ins Teammanagement gewechselt und habe parallel nur noch Regionalliga gespielt. 2009 haben wir die Floor Fighters Chemnitz e.V. gegründet und seitdem bin ich Vorsitzender.

Eure Bilanz kann sich sehen lassen.
Höhepunkt war auf Bundesligaebene der Vizemeistertitel in der Saison 2006/2007. Da hatten wir wirklich einen guten Kader zusammen und dachten, wir werden für immer an der Spitze stehen. Dass das falsch ist, haben wir sehr schnell gelernt. Zwei Spielzeiten später sind wir abgestiegen. Kamen dann aber sehr schnell wieder hoch. Dann kam die Entwicklung im Sport eher in der Breite. Die Konkurrenz ist wahnsinnig groß geworden und wir sind mittlerweile wirklich froh, dass wir seit dem erneuten Aufstieg ununterbrochen in der  1.Bundesliga spielen. Der Schritt vom reinen Amateursport zum Semi-Professionellen Sport ist gelungen. Man muss von allen Seiten investieren. Nicht nur die Spieler, das gesamte Umfeld muss wachsen. Die Rahmenbedingungen in der Bundesliga sind heutzutage ganz andere, als es damals losging. Für einen Spieltag in der Bundesliga braucht man hinter dem Team mindestens 20 Leute, die alle nonstop in unterschiedlichen Positionen arbeiten und vorbereiten. Vom Sekretariat, über Einlass, Ordner, Werbemaßnahmen. Und das war früher einfach nicht gegeben. Das hat jetzt schon ganz andere Züge angenommen.

Ca. 200 bis 250 Zuschauer verfolgen die Spiele der Floor Fighters Chemnitz in der ersten Bundesliga. „Das ist für eine Randsportart top“, meint Georg Schmidt. Das Team besteht aus vielen jugendlichen Spielern, die wenig bis noch gar keine Bundesligaerfahrung haben. „Viele haben unsere Mannschaft als Sprungbrett gesehen und sind gegangen“, so der 36-Jährige. Doch dafür hat der Verein beachtliche Erfolge in der Vergangenheit erzielt. An die würde Georg Schmidt gerne wieder anknüpfen. „Natürlich ist auf Bundesliganiveau immer das Ziel, die Spitze anzugreifen. Darauf arbeitet man Jahrzehnte hin. Bisher ist es uns einmal geglückt. Aber jetzt wird es immer schwieriger“, so der fünffache Familienvater zum Vizemeistertitel 2007.

Ist Chemnitz eine Floorball-Hochburg?
Chemnitz ist auf jeden Fall eine Hochburg. Wir haben im Verein über 230 Mitglieder. Wenige Vereine in Deutschland haben so viel. Unser Nachwuchsbereich ist führend. Vor zwei Jahren war die U15-Mannschaft Deutscher Meister, im letzten Jahr waren wir mit der U17-Mannschaft Deutscher Meister. Wir decken das Spektrum vom Kindergarten bis zum Seniorenbereich ab. Ich merk es immer daran, dass ich den Begriff Floorball nicht mehr erklären muss. Vor fünf Jahren war das noch anders.

Neben den sportlichen Highlights in den vergangenen Jahren können sich die FLOOR FIGHTERS und alle Floorball-Fans sowie Interessierte auf einen weiteren sportlichen Leckerbissen freuen. Am 26. November spielen die Floorballnationalmannschaften aus Deutschland und Tschechien in der Schloßteichhalle gegeneinander. „Das erste Floorballländerspiel in Chemnitz überhaupt“, verrät Schmidt. „Ich gehe davon aus, dass das Spiel mit ca. 650 Plätzen ausverkauft sein wird.“

Warum gerade in Chemnitz?
Wir sind für den Floorballverband Deutschland ein attraktiver und zuverlässiger Partner. Wir haben zwei Jahre das Final Four ausgerichtet. Das ist das Pokalfinalwochenende mit je vier Mannschaften, Damen und Herren. Der Verband war damit sehr zufrieden.

Letztlich war es unser großer Wunsch, ein Länderspiel in Chemnitz auszutragen und wir wollten einen attraktiven Gegner. Den haben wir mit Tschechien bekommen. Jetzt vor der Weltmeisterschaft in Riga war es eine einmalige Chance, dass sowohl Deutschland als auch Tschechien nochmal testen wollen. Die Fahrtwege sind nicht unendlich groß. Es soll ein richtiger Härtetest werden und das ist mit Tschechien als Gegner der Fall. Tschechien ist Nummer drei oder vier der Welt. Deutschland ist unter den besten Acht. Aber eher am Ende.

Ihr hattet in den vergangenen Jahren einige Nationalspieler in euren Reihen gestellt. Spielen die beim Länderspiel mit?
Seit dieser Saison spielt Erik Schuschwary, ein gebürtiger Dresdner und im vergangenen Jahr aktiv in Tschechien, bei uns. Er hat auch schon die Kapitänsbinde der Nationalmannschaft getragen und ist ein sehr starker Spieler.

Bekommst du ein Feedback von euren sportlichen Gästen, wenn sie in Chemnitz waren, wie ihnen die Stadt gefällt?
Wenn wir jetzt das Final Four als Beispiel nehmen: Für das Wochenende haben wir die gesamte Jugendherberge am Getreidemarkt gemietet. Die Spieler hatten damit super kurze Wege bis zur Hartmannhalle. Die zudem eine großartige Halle für Events dieser Größe ist. Viele Vereine in Deutschland sind sicher auf unsere sportlichen Rahmenbedingungen etwas neidisch.

Du als gebürtiger Karl-Marx-Städter, der jetzt auch schon in Finnland gespielt hat: Was schätzt du an Chemnitz?
Das ist eine überschaubare Stadt. Nicht zu groß und nicht zu klein. Man findet alle Angebote, die man will. Eine gute Mischung aus Sport und Kultur. Aus familiärer Sicht wünschte man sich manchmal eine bessere Infrastruktur, Stichpunkt Radwegenetz.

Unsere Abschlussfrage: Muss man den Chemnitzern Mut machen?
Ich denke, es passiert viel, es engagieren sich viele Menschen. Aber es ist nie falsch, Menschen Mut zu machen, sich auch ehrenamtlich, ob im sportlichen, kulturellen oder sozialen Bereich zu engagieren. Mit anpacken, helfen – das ist wichtig! Dann entsteht auch ein Gemeinschaftsgefühl, das viel bewegen kann.

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