Elektrisierende Sprünge am Nischel

De Nischelhupper

Macher der Woche vom 13. April 2016

Elektronische Bässe und minimalistische Techno-Beats sind die Grundpfeiler für rund zehn Chemnitzerinnen und Chemnitzer, die sich jedes Wochenende gut gelaunt treffen. Sie nennen sich De Nischelhupper und tanzen bei schönem Wetter nach der Musikrichtig „Jumpstyle“, den gleichnamigen Tanz. Schon zum achten Mal lädt der Haupt-Jumper Sven Leber mit seinen Nischelhuppern zum offiziellen Jumpmeeting ein. Am 23. April treffen sich Jumper aus ganz Deutschland, um an ausgewählten Plätzen in Chemnitz Massenchoreographien einzustudieren. Welche Plätze das sind, verrät er uns im Gespräch.


Woher kommt der Sport, den ihr betreibt? Wie seid ihr auf die Idee gekommen, es selbst zu machen?
Sven Leber:
Ursprünglich ist „Jumpstyle“ eine Musikrichtung, die in Amerika entstanden ist. In den Beneluxstaaten hat sich dann der Tanzstil entwickelt. Durch Internetvideos wurde die Tanzrichtung publik gemacht und wurde bekannt. Die Band Scooter hat dann 2007 mit „Jumping all over the World“in Deutschland einen Hype ausgelöst und so wurde „Jumpstyle“ als Tanzsport immer populärer. Durch Scooter bin auch ich damals darauf aufmerksam geworden und dann habe ich mich hin und wieder umgeguckt, ob es in Chemnitz noch andere gibt, die ebenfalls Jumpstyle tanzen. Durch ein paar Kontakte war ich bei einem Training der Leipziger Jumpcrew und fand es klasse. Einen Monat später gab es „De Nischelhupper“ in Chemnitz. Inzwischen gibt es uns seit sieben Jahren.

Mit wieviel Leuten habt ihr vor sieben Jahren angefangen und wie viele Jumper seid ihr jetzt bei den Nischelhuppern?
Angefangen haben wir mit drei bis fünf Leuten. Jetzt sind wir so um die zehn. Das ist unterschiedlich. Aus beruflichen oder persönlichen Gründen gehen Leute von hier weg, dann kommen Neue dazu. So blieben wir bis jetzt immer auf einer Gruppenstärke von knapp über 10 Nischelhuppern. Als die Welle damals ausgelöst wurde, hat sich das aufgrund des Internets sehr schnell verbreitet. Wir haben unseren eigenen YouTube-Channel, auf den wir unsere Videos hochladen und verbreiten, wir sind bei Facebook vertreten – so machen wir uns bekannt. Und natürlich über Mund-zu-Mund-Propaganda.

Sven Leber hat 2009 die Jumpcrew „De Nischelhupper“ in Chemnitz gegründet. Seitdem treffen sich die Jumper regelmäßig jedes Wochenende, bei schönem Wetter auch am Karl-Marx-Kopf und studieren dort ihre Choreographien ein. Da kann es schon mal vorkommen, dass sie bis abends um sieben oder um acht trainieren.

Wenn jemand noch nie etwas von Jumpstyle gehört hat und gar nicht weiß, was das ist und wie das aussieht, wie würdest du den Sport beschreiben?
Zunächst ist Jumpstyle ein Tanzsport. Ein Streetdance wie in den 80er Jahren zum Beispiel Breakdance war. Das Hauptelement des Tanzes ist das Springen. Wichtig ist, dass wir zu einer ganz bestimmten Form der Techno-Musik tanzen. Und auf den Bässen springen wir dann eben unsere Schritte. Dabei gibt es festgelegte Bewegungen, Basics, die wir uns bei den Treffen gegenseitig beibringen. Und daraus wird viel selbst entwickelt, ob Tricks oder Kombinationen – der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Höchstens der körperlichen Physis. Jumpstyle kann man Solo tanzen, in einem Duo oder in ganz großen Gruppen. Da macht es dann auch den meisten Spaß. Bei Jumpmeetings kommen da schon mal 50 Leute zusammen und jumpen die gleiche Choreographie.

Wie groß ist denn die Szene in Deutschland?
Als wir uns gegründet haben, zu der Hochzeit des Jumpstyles in Deutschland, war die Szene natürlich auch sehr groß. Da hatte jede Kleinstadt eine Jumpcrew. Mittlerweile hat sich das relativiert. Viele sind damals dem Hype gefolgt und sind mit der Welle mitgegangen. Die, die jetzt noch dabei sind, stehen hinter dieser Tanzart und leben auch dafür. Da ist die Leidenschaft richtig vorhanden. Es gibt in unmittelbarer Nähe noch ein Jumpteam in Zwickau. Doch auch über die Ländergrenzen hinaus gibt es noch einige Jumper. In Frankreich, Italien und in den Osteuropäischen Ländern gibt es viele. In bestimmten Foren im Internet werden dann auch Ligen ausgetragen. Die Jumper laden ihre Solo-Videos hoch und eine Fachjury bewertet diese und kürt einen Gewinner. So lässt sich eine Art Wettkampf natürlich auch europa- oder weltweit austragen.

„Gemeinsam in einer Gruppe zu jumpen, macht natürlich viel mehr Spaß, als der Wettkampf über Videos im Internet“, sagt Sven Leber. „Deswegen organisieren wir regelmäßige Jumpmeetings.“ Das nächste Jumpmeeting in Chemnitz findet am 23. April statt. Dann arbeiten mehrere Jumper aus ganz Deutschland an Choreographien und führen diese natürlich auch auf. Und wie der Name „De Nischelhupper“ schon sagt, treffen sich die Jumper auch zum Jumpmeeting natürlich am Nischel.

Wie viele Leute kommen denn zu euren Jumpmeetings?
Unser Spitzenwert waren 80 Jumper, die gemeinsam in Chemnitz Choreographien getanzt haben. Zum nächsten Jumpmeeting am 23. April haben sich bereits 70 Teilnehmer angemeldet. Viele kommen noch kurzfristig dazu – aus der Region oder auch von weiter weg. Es haben sich Jumper von Rügen, aus Hamburg oder aus Rheinland-Pfalz angemeldet. Über die Jahre hinweg knüpft man natürlich Kontakte zu anderen Jumpern aus ganz Deutschland. Die Meetings sind dann immer eine schöne Gelegenheit, sich gegenseitig die neusten Schritte und Sprünge zu zeigen. In der Anfangszeit waren wir fast jedes Wochenende in irgendeiner Stadt zu einem Jumpmeeting. Das hat sich im Laufe der Zeit auch wieder relativiert. In Berlin findet im Juli ein großes internationales Jumpmeeting statt, zu dem auch die Jumper aus ganz Europa kommen. Das ist natürlich was großes, wenn man dann die „Stars“, die man nur von YouTube kennt, live sieht, um gemeinsam zu tanzen.

Wenn ihr Gäste bei euren Jumpmeetings aus ganz Deutschland habt, was zeigt ihr denen von Chemnitz? Gibt es bestimmte Orte an denen ihr auftretet?
Unser Lieblingsplatz ist natürlich der Nischel. Hier haben wir viel Platz und es passt zum Namen. Gleichzeitig können wir den Gästen auch gleich unser Wahrzeichen zeigen. Dann sind wir auch mal am Roten Turm, im Rosenhof oder auf dem Theaterplatz. Dieses Mal überlegen wir auch den Brühl anzusteuern, um dort zu zeigen, was wir machen. So können wir gleich zur Belebung des Brühls beitragen.

De Nischelhupper treten aber nicht nur bei ihren Meetings auf, auch auf den Bühnen sind sie gern gesehene Showacts. So haben sie zum Beispiel beim Stadtfest schon einmal eine zwölfminütige Show geboten und dem Publikum gezeigt, wie hart der Sport eigentlich ist. Einen großen Auftritt vor mehreren tausend Menschen hatten die Jumper aus Chemnitz 2010 bei einem Scooter-Auftritt in Dresden, bei dem sie auf der Bühne für drei Minuten ein Medley der Techno-Band springend unterstützten.

Wie ist denn die Resonanz der Chemnitzer? Habt ihr bei euren Meetings oder Auftritten viel Publikum?
In der Jugendszene haben wir auf jeden Fall viel Feedback und viele, die sich unsere Auftritte begeistert ansehen. Da haben wir uns einen Namen erarbeitet und da sind wir auch stolz drauf. Ältere Leute kommen meistens zufällig vorbei gelaufen, bleiben stehen, finden das toll und applaudieren laut. Wobei wir auch unter diesen Altersgruppen schon eine beachtliche „Fan-Base“ haben.

Wie empfindest du das Stadtleben in Chemnitz?
Also es ist sicherlich nicht so negativ, wie es viele machen. Auch in anderen Städten gibt es dreckige Ecken. Man sagt, die Stadt wird immer älter. Dann müssen wir eben etwas tun, um Chemnitz für Jugendliche attraktiv zu machen. Und ich finde durch Initiativen, wie zum Beispiel das Jugendteam Chemnitz, die „Rock in deine Zukunft“ auf dem Neumarkt organisieren, passiert da schon ganz viel. Da sind wir in diesem Jahr übrigens auch mit dabei. Wichtig ist eben, dass wir da noch mehr Impulse setzen, um die Jugend hier zu halten.

Muss man den Chemnitzern Mut machen?
Ja, ich denke schon. Dabei ist es aber wichtig offen und ehrlich mit den Chemnitzern zu sprechen. Man merkt ja, dass es kritische Stimmen gibt. Und da muss man durch Offenheit eben entgegenwirken.

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