Spektakuläre Sprünge im Konkordiapark – Parkour-Park eröffnet

Toni Mehnert

Macher der Woche vom 18. Mai 2016

Seit Mittwoch vergangener Woche kann im Konkordiapark über Mauern geklettert, auf Sockel gesprungen oder an Stangen gependelt werden. Nach mehrjähriger Planung öffnete der erste Parkour-Park in Chemnitz. Die Anlage ist ein System von Edelstahlstangen und Betonelementen in unterschiedlichen Höhen. Sie wurde gemeinsam mit den Nutzern entwickelt. Die Anlage konnte nun für rund 78.000 Euro realisiert werden. Die Gruppe „Parkour Chemnitz“ war mit dem Verein IF Urban Sports e. V. an der Konzeption beteiligt. Stellvertretend stand uns der Vorstandsvorsitzende Toni Mehnert Rede und Antwort.


Wie viele Leute gehören zu eurem Verein und wann habt ihr euch gegründet?
Toni Mehnert:
Die Gruppe „Parkour Chemnitz“ hat sich bereits 2007 gegründet. 2012 wurde mit den Planungen für den heute eröffneten Parkour-Park begonnen. Es ist kein Verein, sondern eine Gemeinschaft von Leuten, die der Sportart gerne nachgehen.Im April dieses Jahres haben wir den Verein IF Urbane Sports e. V. gegründet. Hierzu gehören knapp 40 Leute. Wie der Name schon sagt, betreiben wir städtische Sportarten wie Slackline, BMX, Skaten, Downhillfahren, Freerunning, Cyr wheel, was dem Rhönrad ähnelt allerdings mit nur einem Reifen, oder auch Parkour. Zurzeit sind wir stark auf Jugendförderung fixiert.

Wie sieht das aus?
Dienstags findet das Kindertraining mit zehn Kids im AJZ auf der Chemnitztalstraße statt. Die Kinder sind im Alter von fünf bis zwölf Jahren. Es ist auf Parkour ausgerichtet, aber eigentlich ein Grundlagen-Athletiktraining. Kinder können noch nicht Parkour machen. Die Knochen geben das nicht her und die Kids können ihren Körper noch nicht richtig einschätzen.
Im Training sollen die Kinder merken, wie ihr Körper funktioniert und Bewegungsstabilität bekommen. Bei den Jugendlichen wird drauf geachtet, dass die Körperstabilität noch mehr zunimmt und sich dadurch das Selbstbewusstsein erhöht.

Beim Parkour laufen die Aktiven im Schwung Wände empor und erklimmen oder überspringen mit Muskelkraft akrobatisch Hindernisse. Für Toni Mehnert jedoch ist es keine Trendsportart. Parkour besteht nicht nur aus spektakulären Szenen, wie risikofreudiges über-Dächer zu klettern. „Beim Parkour steckt viel Training drin“, erläutert der 24-Jährige den Sport, den er seit zwölf Jahren ausübt. Man benötigt mindestens ein halbes Jahr, um die Grundtechnik zu beherrschen. „Ohne die funktioniert es nicht. Wenn man diese dann kann, macht es richtig Spaß.“ Man macht schnell Fortschritte, wenn man auf seinen Körper achtet. Dennoch: „Wenn Anfänger merken, dass Parkour zu lernen doch langwieriger ist, hören sie oft damit auf“, so Mehnert. „Aber man trainiert bis zum Lebensende und will sich immer neue Ziele setzen.“ Für Toni Mehnert wird es auch nie ein Leben ohne Parkour geben.

Was macht die Faszination Parkour aus?
Man sieht seine Umgebung ganz anders und geht viel kreativer mit ihr um. Das Trainieren ist kindlich angehaucht und es macht einfach Spaß. Man kann schon machen, was man will, man muss nur selber kreativ sein.
Zum Beispiel ist ein Bordstein nicht nur ein Bordstein, sondern ein Element, an dem mir spontan fünf Übungen einfallen. Oder an einer Treppe lässt sich auch einiges machen.
Beim Parkour laufen ganz viele Sportarten zusammen, z. B. viele Kampfsportarten und aus meiner Sicht ist es für die Fitness der beste Sport, den man machen kann, weil man den kompletten Körper einsetzt.
Parkour war in den Anfängen eine Fortbewegungsart, um schnell und effizient von Punkt A nach Punkt B zu kommen. Jetzt steckt viel Philosophie drin: Auf seinen Körper und die Umwelt achten, nichts an ihr verändern.

Und warum baut man dann einen Parkour-Park?
Für Übungszwecke. Anfänger sehen in der Stadt noch nicht den Spot bzw. finden diese nicht wie Fortgeschrittene. Aber ich war noch in keiner Stadt, wo es keinen Spot gab. Für Ottonormalverbraucher ist es eine Anreihung von Wänden und Stangen. Wir sehen da ganz viele Bewegungen drin und einen Übungsort.

Parkour zeichnet sich u.a. durch Sprünge/Abrollen etc. Hat man vor Verletzungen keine Angst?
Man hat Respekt. Gerade beim Parkour sind Verletzungen eher selten. In zwölf Jahren Parkour habe ich mich noch nie verletzt. Aber in anderen Sportarten schon.

Wie viele betreiben den Sport in Chemnitz?
Im Sommer sind es zwischen 30 und 50 Leuten. Das ist ein Kommen und Gehen. Manchmal ein paar mehr und dann wieder ein paar weniger.
Ein Wettkampfgedanke existiert beim Parkour nicht. „Wenn wir uns treffen, dann bei so genannten Jams“, erklärt Toni Mehnert. Da kommen Traceure (Anmerk.: frz. Menschen, die Parkour ausüben) aus ganz Deutschland zusammen und trainieren gemeinsam. „Die Parkour-Community ist sehr harmonisch. Im nächsten Jahr wollen wir zu einer Dreitages-Jam in Chemnitz einladen.“

Ihr bekommt ja viel zu sehen in der Stadt. Hast du Lieblingsplätze zum Trainieren?
Ich geh gerne auf den Theaterplatz oder den Brühl, auch die Betonblöcke am Hauptbahnhof sind gut. Ich bin übrigens gespannt, was aus dem Brühl wird. Er wird bestimmt wieder ein schöner Spot.

Chemnitz hat eine große Urban-Sports-Gemeinschaft und ist auch bundesweit dafür bekannt. Kommen Leute von außerhalb zu euch?
Die Leute, die zu uns wegen des Sports kommen, sagen, dass es eine wunderschöne Stadt ist und sie gerne in Chemnitz sind. Beim Parkour ist es schön, dass die Spots relativ nah beieinander sind und zentral liegen. Wir laufen von einem Spot zum nächsten keine fünf Minuten. In anderen Städten braucht man dafür deutlich länger.

Das nächste Mal kann man die Urban-Sports-Gemeinschaft aus Chemnitz am kommenden Wochenende auf dem Festival  „Fuego a la isla“ sehen. Zum dritten Mal sind sie mit dabei. Am Anfang noch mit Slackline und im vergangenen Jahr das erste Mal mit einem mobilen Parkour-Park. Als Workshop gedacht für alle, die den Sport einmal ausprobieren wollen.

Ein Sport, der sich auf die Sommermonate beschränkt?
Momentan schon. Aber wir haben die Hoffnung, dass wir mit der Spinnwerk GmbH in Chemnitz zusammen arbeiten können. In den Räumen auf der Altchemnitzer Straße ist noch eine freie Fläche, die wir gerne für urbane Sportarten nutzen möchten. Wir suchen dafür auch noch Unterstützer.

Kommst du ursprünglich aus Chemnitz?
Ich komme aus Thalheim und bin mit 18 nach Chemnitz gezogen. Zwischenzeitlich zog mich der Beruf in andere Städte von Deutschland.

Muss man den Chemnitzern Mut machen?
Ein klares Ja. Ich war in vielen deutschen Städten, konnte mich in vielen schön ausleben und Leute kennenlernen. Ich war in Berlin, Mainz, Karlsruhe, Frankfurt am Main. Der Jugend in Chemnitz, so leid es mir tut, fehlt manchmal die Motivation. Die jungen Leute kommen die nicht so richtig aus sich heraus. Denen fehlt es auch ein bisschen an Selbstbewusstsein. Man kann jetzt Chemnitz nicht mit Berlin vergleichen, aber dort strotzen sie nur so von Selbstbewusstsein. Das macht die Mentalität dort. Ich wünsche mir das für Chemnitz und sehe hier auch viel Potential.

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