SCHLINGEL bringt Internationalität in die Stadt

Filmfestival SCHLINGEL

Macher der Wocher vom 28. Septermber 2016

Das Internationale Filmfestival für Kinder und junges Publikum SCHLINGEL startet in sein 21. Jahr. Mittendrin sind sieben junge Filminteressierte aus dem Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium. Die Schülerinnen und Schüler der elften und zwölften Klassen stellen die Jugendjury des Festivals. Anton, Emily, Julia, Lena, Carolin, Sarah und Franz haben ein besonderes Interesse am SCHLINGEL und am Film. Gemeinsam mit ihrem Lehrer Jürgen Pinkert begeben sie sich in eine Woche voller spannender Geschichten und verschiedener Kulturen. Wir haben uns im Vorfeld mit der Jugendjury getroffen und uns über Filme und den SCHLINGEL unterhalten.


Wieso habt ihr euch entschieden, als Jugendjury beim SCHLINGEL mitzumachen?
Anton:
Vor ein paar Jahren war ich Teil der Juniorjury. Dann habe ich mir eine SCHLINGEL-Flatrate gekauft und war fast jedes Jahr dabei. Man sieht beim SCHLINGEL eben mal andere, außergewöhnliche Filme, die sonst nicht unbedingt im Kino zu sehen sind. Es ist immer etwas ganz besonderes und vor allem auch jugendnah.
Franz: Ich kann mich Anton nur anschließen. Filme interessieren mich. Es sind wirklich außergewöhnliche und mutige Filme dabei, die zum Nachdenken anregen. Und ich bewundere den Mut der Regisseure, mal etwas anders zu machen.
Lena: Wir wurden alle von unserem Kunstlehrer, Herr Pinkert, gefragt, ob wir Lust haben mitzumachen. 2013 war ich, wie Anton, auch schon in der Juniorjury dabei. Und nun habe ich Lust auf die Jugendjury.

Was ist denn eure Aufgabe als Jugendjury?
Carolin:
Wir gucken uns sieben verschiedene Filme an, und entscheiden, welcher Film den Preis verdient hat und welche Filme leider leer ausgehen müssen. Das ist mitunter sehr schwierig. Denn die Filme haben alle Potenzial. Da diskutieren wir viel, um am Ende zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen.

Wie guckt ihr solch einen Film? Habt ihr euch eine Strategie ausgemacht, wie ihr bewertet?
Anton:
Also, erst einmal schaut jeder für sich den Film an und lässt ihn auf sich wirken. Meistens kommen wir direkt nach dem Film zusammen, um dann zu diskutieren. Dann werten wir den Film aus. Natürlich weiß man, dass man Jurymitglied ist und da besonders nachdenken sollte.
Sarah: Ich war zum Beispiel im letzten Jahr schon dabei und habe am Anfang immer mitgeschrieben, um mir den Inhalt zusammenzufassen. Hab‘ dann aber relativ schnell gemerkt, dass es besser ist, wenn ich mir den Film erst einmal anschaue.

Hattet ihr in der Schule mal das Thema Filmkritik, das ihr jetzt vielleicht anwenden könnt?
Franz:
Wir hatten das in der siebten Klasse. Im Fach Deutsch haben wir uns auch einmal mit dem Film beschäftigt und uns „Der Club der toten Dichter“ angesehen. Wir haben uns mit den Stilmitteln des Films beschäftigt. Beim SCHLINGEL versuche ich schon, die Filme in zwei Teilen zu bewerten. Einmal, wie der Film umgesetzt ist: Wie ist die Kamera, welche Bildgewalt hat der Film. Beeindruckt mich das, oder nicht. Und zum Zweiten bewerte ich natürlich die Handlung. Ein einfach gemachter Film kann ja auch wirklich ein Meisterwerk sein.
Julia: Wir gucken uns am ersten Tag des Festivals drei Filme an. Das ist auf Dauer auf jeden Fall anstrengend. Man versucht Symbole zu finden, auf die man sonst vielleicht gar nicht achtet. Man nimmt sie zwar wahr, aber eben nicht bewusst. Man denkt während des Films schon sehr viel nach.
Emily: Für mich steht vor allem das Schauspielerische im Vordergrund. Ich habe privat auch viel mit Theater zu tun, so dass sich für mich die Brücke zum Film schlägt. Es ist wichtig, dass ein Schauspieler überzeugend ist und die Figur und die Handlung verkörpert. Da werde ich auch sehr darauf achten. Für mich ist das Essentielle eines Filmes nicht unbedingt die Handlung, sondern ob mich der Film bewegt.

Ihr kürt in der Kategorie Jugendfilm einen Sieger. Was können sie denn gewinnen?
Jürgen Pinkert:
Es gibt eine Geldprämie, wobei der SCHLINGEL eher eine große symbolische Bedeutung hat. Die Bewertung der Juniorjury und der Jugendjury ist für die Filmemacher eine direkte Rückmeldung vom Zielpublikum. Die Filme, die beim SCHLINGEL zu sehen sind, sind größtenteils ausländische Filme, alle laufen in Originalfassung, bestenfalls mit Untertiteln und werden Deutsch eingesprochen. Wenn hier ein Film einen Preis gewinnt, dann besteht die Möglichkeit, dass ein Filmvertrieb den Film ankauft und ihn synchronisiert. Sonst haben die Filme kaum eine Chance, auf den deutschen Markt zu kommen.  Ich bin jetzt seit fünf Jahren beim SCHLINGEL dabei. Wir haben viele tolle Filme gesehen, die aber leider nie im deutschen Kino gelaufen sind. Dabei ist es Ziel des Festivals, TV-Stationen und Verleiher zu animieren, Filme fürs Kino bzw. Fernsehen anzukaufen. Gerade die Preisträgerfilme finden meist alle einen Weg ins Fernsehen, auf DVD oder ins Kino.
Julia: Als ich das letzte Mal  in der Juniorjury war, hat ein kanadischer Film gewonnen. In dem Film ging es um Eishockey, was für den deutschen Film-Markt nicht so spannend ist. Allerdings habe ich den Film dann zufällig im Fernsehen gesehen. Darüber habe ich mich sehr gefreut, weil ich das nicht erwartet hatte.

Was ist denn euer Lieblingsfilm?
Lena:
„Fight Club“! Ich finde dieser Film kritisiert alles, was die Amerikaner in ihrer Gesellschaft und Kultur haben. Und das auf eine sehr harte Art und Weise. Ich finde den Gedanken, alles loszulassen und von vorn anzufangen, einen Nullpunkt für alle zu erreichen, sehr interessant und spannend.
Emily: Ich gehe in eine ganz andere Richtung. Mein Lieblingsfilm ist „Das Parfüm – Die Geschichte eines Mörders“. Das ist so eine spannende Geschichte, die die Abgründe eines Menschen zeigt. Auch eine absurde Geschichte, bei der ein Mann ein Parfüm entwickeln möchte, dass nach „Mensch“ riecht. Das ist faszinierend und abschreckend zugleich.
Franz: Bei mir ist es „Charlie und die Schokoladenfabrik“, die Verfilmung mit Johnny Depp ist einfach nur fantastisch. Er hat mich von klein auf beeindruckt. – Es ist dieses Fantastische, Märchenhafte und die Dinge, die zum Nachdenken anregen.
Carolin: Das geht bei mir in die ähnliche Richtung: Ich liebe „Alice im Wunderland“ von Tim Burton. Es schwingen so viele philosophische Themen mit.

Seit fünf Jahren wählt Pinkert die Jury für den SCHLINGEL aus. In den ersten Jahren stellte er die Juniorjury zusammen, jetzt die Jugendjury. „Man wägt ja immer ab: Passt das? Funktioniert die Jury. Wie baue ich sie am besten zusammen. Ich denke es wird eine ganz tolle Arbeit und ich freue mich sehr darauf.“ Jedes Jurymitglied habe eine untersetzte, eigene Meinung. Das mache das Besondere für ihn aus.

Franz: Man kann generell feststellen, dass das Interesse für den Film bei jungen Menschen immer mehr steigt. Zum Beispiel auch die Serien, die gerade von jungen Menschen favorisiert werden.

Die Filme, die ihr gerade genannt habt, sind ja eher große Filmproduktionen. Beim SCHLINGEL werden ausländische Produktionen in Originalsprache gezeigt. Seht ihr euch privat auch Filme oder Serien in Originalsprache?
Lena:
Inzwischen frage ich mich, wie ich früher Filme und Serien in deutscher Synchronisation gucken konnte. In Originalsprachen ist es nun mal ein ganz anderes Gefühl: man hat beispielsweise die Dialekte von den Schauspielern. Das macht die ganze Sache viel authentischer. Deswegen finde ich es auch schön, dass wir die Filme beim SCHLINGEL in den Originalsprachen sehen können. Dann kommen auch die Emotionen des Schauspielers viel besser zur Geltung.

Was für einen Mehrwert hat das Internationale Kinder- und Jugendfilmfestival denn für die Stadt Chemnitz?
Franz:
Der SCHLINGEL ist eines der bedeutendsten internationalen Kinder- und Jugendfilmfestivals im deutschsprachigen Raum. – Und für Chemnitz ist das definitiv eine große Sache. Man könnte sich ja auch vorstellen, dass es in Dresden oder Leipzig stattfindet. Aber es ist ein Chemnitzer Festival. Es zieht Filmkenner aus der ganzen Welt an. Der SCHLINGEL ist wie ein Fenster, das ein Spalt offen ist, durch das man hindurch sehen kann, um seinen Horizont zu erweitern. Das ist etwas sehr Notwendiges in der Zeit, in der wir gerade leben.
Carolin: Der SCHLINGEL bringt Internationalität in diese Stadt. Viele Menschen setzen sich mit Kulturen auseinander. Chemnitz kann zeigen, wie weltoffen es ist.
Anton: Es ist wirklich super, dass dieses Filmfestival in Chemnitz zu Hause ist. Wenn der SCHLINGEL stattfindet, dann ist hier wirklich etwas los. Wenn man dann durch die Galerie Roter Turm geht, dann hat man dieses SCHLINGEL-Flair, was so speziell und besonders ist. Diese Woche verkörpert etwas, was auch spürbar ist. Das ist so besonders am SCHLINGEL.

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