Das Geheimnis von gutem Handwerk und schönem Design

Doreen Thierfelder

Macherin der Woche vom 27. Juli 2016

Ein großer, lichtdurchfluteter Raum mit großen Fenstern – das ist das neue Zuhause der Thierfelder Manufaktur. Seit 2011 hat die Modedesignerin Doreen Thierfelder ihr Unternehmen in der Schönherrfabrik. In diesem Jahr hat sie sich den Traum eines offenen Ateliers erfüllt und ist in neue Räume gezogen. „Es ist ein moderner Ansatz zwischen offener Manufaktur, Atelier und Showroom “, sagt Doreen Thierfelder und freut sich darüber, dass ihre Kunden den Produktionsprozess ihrer Mode miterleben können. Von der Skizze zum Zuschneidetisch, von der Nähmaschine zur Bügelstation bis hin zum fertigen Modell. Hier wird Design und Handwerk erlebbar.


Hatten Sie schon immer den Wunsch nach einem eigenen Modeunternehmen?
Doreen Thierfelder:
2003 habe ich mein Studium im Fachbereich Modedesign an der AKS in Schneeberg erfolgreich abgeschlossen. Und dann stellte sich die große Frage: Was mache ich im Anschluss? Gehe ich in die Industrie und arbeite ich dort als Modedesignerin? Dann war aber recht schnell klar, dass ich nicht in der Industrie arbeiten wollte. Denn dort geht es fast ausschließlich um Verkaufszahlen, um Optimierung und Rationalisierung. Das passt einfach nicht zu meinem Anspruch. Während meines Arbeitsaufenthalts in Paris könnte ich erfahren, wie man im Haute Couture Bereich außergewöhnliches Design mit handwerklicher Qualität verbindet. Genau so wollte ich auch arbeiten.

Was ist denn Ihr Anspruch?
Ich möchte mich vor allem mit Mode beschäftigen. Hierbei geht es mir darum, nicht nur schnelllebige Trends zu realisieren, sondern qualitativ hochwertige Mode zu machen. Diesen Traum habe ich mir hier erfüllt: seit zehn Jahren bin ich jetzt selbständig. 2006 habe ich als ein ein-Personen-Unternehmen begonnen, jetzt sind wir zu fünft.

Ist das dann auch gleichzeitig die Philosophie, die hinter Thierfelder steckt?
Richtig. Das eine bedingt das andere. Handwerkliche Präzession ist Grundlage für unsere Kollektionen.

Welche Produkte findet man in Ihren Kollektionen?
Zu Beginn habe ich mich ausschließlich mit dem Entwurf und der Herstellung von Herrenhemden beschäftigt. Damit habe ich angefangen und das verfolge ich bis heute. In  unseren Kollektionen finden Sie neben klassischen Hemden oder Stehkragenhemden auch Hemdjacken, Polohemden und Hemden im Charakter von Pullovern. Zudem gibt es eine Frauenkollektion, die umfasst Seidenblusen, Blusenkleider und Jackenblusen.

In der Thierfelder Manufaktur kann der Kunde wirklich jeden Schritt der Herstellung seines Produktes verfolgen. Von den ersten Bleistiftstrichen auf weißem Papier bis zum fertigen Produkt auf dem Kleiderbügel entsteht alles in den neuen Räumen in der Schönherrfabrik. „Der Kunde kann hier sehen, welche Hände sein Hemd gefertigt haben“, sagt Doreen Thierfelder und zeigt auf die Pfaff-Nähmaschine an der eine ihrer Mitarbeiterinnen gerade ein neues Hemd näht.

Wie unterscheidet sich Ihr Herrenhemd von dem von der Stange?
Design und Qualität. Zum einen arbeiten wir mit sehr hochwertigen Materialien. Immer aus Europa, meist aus Österreich. Hemdenstoffe werden leider nicht mehr in Deutschland gewebt. Deswegen ist der kürzeste Weg Österreich. Alle weiteren Zutaten kommen aus Deutschland. Neben der Materialqualität sind modisch reduzierte Silhouetten, ungewöhnliche Farbnuancen und intelligente Detaillösungen typisch Thierfelder.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, Ihrem Modelabel den Namen Thierfelder zu geben?
Ich hatte lange über den Namen meines Labels nachgedacht. Ein Name musste her, der meine Ideen authentisch verkörpert. Nichts lag näher als mein eigener Name. Nach zehn Jahren Thierfelder Manufaktur ist es eigentlich erst soweit: mit Thierfelder kann ich wirklich die Marke „Thierfelder“ verbinden.

Wie weit reicht denn die Marke Thierfelder?
Im Jahr fahre ich zu über 20 Ausstellungen, Events und Messen im Designbereich und im Manufakturbereich. Da bin ich in ganz Deutschland, der Schweiz, Österreich und Dänemark unterwegs. Dieses Jahr werde ich noch Frankreich mit dazu nehmen. Auf diesen Messen entsteht dann der Kundenkontakt. Wir verkaufen alles im Direktverkauf an den Endkunden. Durch diesen direkten Kundenkontakt hat man natürlich auch direkt Feedback. Unser Ziel ist es ja, unsere Kunden zu begeistern. Wir wissen sofort, ob der Schnitt passt, die Farbe genau getroffen ist und der Kragen sitzt. Dadurch konnte ich über die vergangenen Jahre hinweg gemeinsam mit den Kunden eine perfekte Produktpalette entwickeln.

Doreen Thierfelder arbeitet mit klassischen Konfektionsgrößen, die der Kunde anprobiert. Bei Bedarf wird die Größe dann an den Kunden angepasst. Die Kragenweite bestimmt und die Ärmellänge angepasst. „Die Menschen haben nun mal keine Standardmaße. Jeder ist unterschiedlich und hat auch seine eignen Vorlieben. Der eine mag es eng, der andere luftig. Wir gehen auf jeden Kundenwunsch ein und kreieren ein Produkt, was dem Kunden passt und gefällt. So individuell die Menschen sind, so individuell ist auch unsere Bekleidung.“ Deswegen ist es für Thierfelder besonders wichtig, mit dem Kunden zusammenzuarbeiten.

Wer kauft bei Thierfelder?
Das ist eine spannende Frage. Es ist definitiv nicht der typische Bänker, an den man vielleicht als erstes denkt. Männer, die zu uns kommen, tragen ihr Hemd nicht ausschließlich als Business-Hemd. Den Thierfelder Kunden kann man nicht am Alter oder am Beruf festmachen, er ist der moderne Mann, der Wert auf guten Stil legt.
Wir machen unsere Kunden süchtig: wenn das Hemd perfekt passt, dann kommen sie definitiv wieder und möchten ein zweites, ein drittes und so weiter. Unsere Kunden sind Wiederholungstäter. Die erste Veranstaltung, auf der sich das Modelabel Thierfelder präsentiert hat, war die internationale Designmesse Blickfang in Stuttgart. Die Kunden von dort habe ich bis heute. Und sie freuen sich jedes Mal, wenn ich wieder komme. Besonders schön ist es, wenn uns die Kunden nicht nur auf Messen, sondern auch in unserem Atelier in Chemnitz besuchen kommen.

Wie sind die Chemnitzer gekleidet?
Ich glaube, das kann man so nicht pauschal beurteilen. Man kann durch jede Stadt gehen und sowohl gut gekleidete Menschen sehen, als auch schlecht gekleidete Menschen. Das liegt sicherlich nicht an der Stadt an sich. Es ist natürlich schwierig in Chemnitz noch gute Geschäfte zu finden, in denen man gut einkaufen kann. Das Thema ist ja zurzeit bekannter denn je. Das heißt aber nicht, dass die Chemnitzer schlecht angezogen sind. Sie können ja auch woanders einkaufen. Natürlich ist der Wunsch, dass man das in Chemnitz bald wieder kann. Wir sind dafür ein Beispiel.

Würde denn Ihr Geschäft in der Innenstadt überhaupt funktionieren?
Aktuell würde das wahrscheinlich so nicht funktionieren. Aber vielleicht will man das auch gar nicht. Vielleicht will man ja, gerade weil man andere Produkte anbietet, von potenziellen Kunden allererst entdeckt werden. Das soll freilich nicht heißen, dass wir uns hier verstecken. Aber wir haben uns ganz bewusst entschieden, uns nicht neben den großen Marken der Bekleidungsindustrie in der Innenstadt einzureihen.

Wie empfinden Sie denn Ihren Standort hier in der Schönherrfabrik?
In der Schönherrfabrik fühle ich mich sehr wohl und das Modelabel Thierfelder ist hier besonders gut aufgehoben. Hier gibt es ein sehr kreatives Umfeld. Die Schönherrfabrik ist übrigens ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die sukzessive Ansiedlung von kleineren Unternehmen unter dem Dach einer überaus großen Fabrikfläche gelingen kann. Aber das nur am Rande. Wichtig für uns ist der Kontakt zu anderen Firmen, der sich schon durch das eine oder andere gemeinsame Mittagessen in der Kantine der Schönherrfabrik ergeben hat. Freilich sind die Kreativen hier nicht alle Modemacher – aber das versteht sich ja von selbst. Chemnitz ist nun mal keine Modemetropole.

Warum sind Sie dann trotzdem hier?
Hierfür gibt es mehrere Gründe. Das größte Glück im Leben ist zweifelsohne die Partnerschaft. Dieses Glück habe ich hier gefunden. Mein Privatleben ist in Chemnitz einfach perfekt. Ich weiß wohin ich gehen muss, um wirklich gut zu essen. Ich kann hier gut ausgehen. Meine Liebe zur Natur kann ich hier ausleben. Wenn ich von meinem Atelier auf den Küchwald blicke, dann geht einem das Herz auf. Das ist einfach ein wunderschöner Anblick. Diese Natur inspiriert mich genauso wie meine vielen Reisen.

Seit 12 Jahren ist die Erzgebirgerin in Chemnitz. Und obwohl sie sehr viel reist und schon viele europäische Metropolen, wie Paris, Berlin und Kopenhagen gesehen hat, freut sie sich jedes Mal, zurück nach Hause – nach Chemnitz – zu kommen.  „Ich habe hier einen super Standort, an dem ich super arbeiten kann. Die Rahmenbedingungen stimmen einfach! Ich habe in Paris gelebt aber ich hätte dort sicherlich nicht die Möglichkeit gehabt, mich so zu entwickeln, wie ich das hier konnte.“

Muss man den Chemnitzern Mut machen?
Das kann ich so nicht beurteilen. Ich denke, wir haben alle unser Leben und unser Glück in der eigenen Hand. Mein Tipp: Lebt das, was ihr fühlt! Kauft regional und unterstützt die heimischen Geschäfte. Wir sollten die Vorbilder sein von dem, was wir selbst wollen und tun.

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