Grünaer Skispringer mit aufregendem Start ins neue Jahr

WSV Grüna

Macher der Woche vom 27. Januar 2016

Das neue Jahr begann für den Wintersportverein (WSV) Grüna verheißungsvoll. Der Verein aus Chemnitz wurde mit dem Sächsischen Nachwuchsförderpreis als Talentstützpunkt des Jahres zur Sportgala in Dresden ausgezeichnet. Eine Ehre, die die Skispringer auch ihrem vergangenes Jahr verstorbenen 1. Vorsitzenden Jochen Dickert zu verdanken haben. Gemeinsam haben sie in den vergangenen 25 Jahren den Verein wieder aufgebaut. Stellvertretend für den gesamten Verein WSV Grüna nahmen Trainerin Elizabeth Guth und Interims-Vereins-Chef Frank Albrecht die Ehrung als unsere #MacherderWoche entgegen.


Wie würdet ihr einem unentschlossenen 6-jährigen Kind die Sportart Skispringen schmackhaft machen? Bei dem großen Angebot an Sportarten ist Skispringen ja eher eine Randsportart?
Frank Albrecht:
Skispringen ist eine Randsportart. Unsere größten Erfolge in der Werbung für unseren Sport haben wir, wenn Eltern mit ihren Kindern bei uns an den Schanzen vorbei kommen und unsere Sportler beim Training beobachten. Dann gehen wir auf die Eltern und Kinder zu, bieten an, dass die Kinder bei uns eine sportliche Ausbildung mit einem breitgefächerten Training erfahren dürfen. Wir trainieren immer mittwochs in der Turnhalle Grüna und am Wochenende an unseren vier Schanzen. Wir bieten ihnen auch an, das Skifahren bei uns zu lernen. Ob dann mal ein Springer draus wird, entscheidet die Zeit, wie es den Kindern bei uns gefällt und ob sie den Mut zum Springen aufbringen.
Elizabeth Guth: Die Kinder können jederzeit bei uns zu schauen und sich selbst ausprobieren. Beim Athletiktraining in der Halle sind oft Kinder, die mit trainieren wollen. Ob sie dann an die Schanze kommen zum Trainieren ist ein anderer Punkt. Die neuen jungen Skispringer machen erst in aller Ruhe Abfahrten mit Alpinski.

Das Skifahren ist quasi Grundlage bevor man mit dem Springen anfängt?
Frank Albrecht: Ja. Wir wollen, dass die Kinder ein Gefühl für Geschwindigkeit und technische Feinheiten beim Skifahren erlernen. Bevor es auf die Schanze geht, sind das die Grundlagen.
Elizabeth Guth: Auf den kleinen Schanzen lernen sie dann erst die Teilelemente, die sie dann zusammenfügen…
Frank Albrecht: …bis es ein Sprung wird

Wann ist man zu alt fürs Skispringen?
Frank Albrecht: Zu alt ist man nie. Es gibt in Deutschland Wettkampfsysteme, wo die Kinder mit sieben oder acht Jahren beginnen. Um sie dort starten lassen zu können, benötigt man eine gute Ausbildung. Einige Kinder beginnen bei uns bereits mit vier Jahren in der Turnhalle mit „Trockenübungen“ und dann auf Kurzski im Schnee oder im Sommer auf Matten.
Weil das Alter gerade angesprochen wurde - wir haben ein Kuriosum: Ein Vater, seit zwei Jahren Vereinsmitglied, hat im vergangenen Jahr mit 44 angefangen, das Skispringen zu erlernen. Weil seine Tochter bei uns mitspringt, wollte er das dann auch probieren. Mittlerweile springt er auf der großen Schanze und fährt zu Wettkämpfen im Seniorenbereich mit. Sowas hatten wir noch nie, dass man mit 44 Jahren bei uns anfängt.

Was macht für dich die Faszination Skispringen aus?
Elizabeth Guth: Es macht nicht jeder. Im Kindergarten und in der Schule zu erzählen, dass man Skispringen betreibt, sorgt für überraschte Gesichter. Neben einem hat das sonst keiner gemacht. Die Vorzüge vom Skispringen: Du bist immer draußen in der Natur. Und es fetzt einfach total.

Elizabeth Guth war seit frühester Kindheit selbst Skispringerin im Verein. Als sie das Springen vor zwei Jahren an den Nagel gehängt hat, wollte sie dem Verein treu bleiben und das Gelernte an den Nachwuchs weitergeben. Sie machte eine Trainerausbildung und ist nun mit ihren knapp 17 Jahren die jüngste und erste weibliche Skisprung-Trainerin.

Ist Chemnitz eine gute Adresse für Skispringen? Hat das Tradition?
Frank Albrecht: Skispringen gibt es in Grüna seit 1948. Da ist der Verein von 20 Mann gegründet worden. In der Gaststätte „Zum Hirsch“ haben sie sich am 6. Februar 1948 zusammengesetzt und den Verein ins Leben gerufen. Führend war unser langjähriger Vorsitzender Jochen Dickert. Er hat seit den Anfangstagen bis vergangenes Jahr das Skispringen in Grüna organisiert. Das was wir jetzt geworden sind, haben wir hauptsächlich ihm verdanken.
Elizabeth Guth: Wir sind in Chemnitz der einzige Skisprungverein. Damit ist es eine super Adresse. Auf die Erfolge, die der WSV Grüna erreicht, sind wir richtig stolz.

Wie läuft die Nachwuchsgewinnung bei euch im Verein ab?
Frank Albrecht: In der Stadt gibt es über 200 Sportvereine und es gibt eine große Auswahl für die Kinder. Wir in Grüna haben selbst einen großen Hand- und Fußballverein.. Wo die einmal angefangen haben, bleiben die Kinder. Das ist auch richtig so. Sie müssen Sport treiben, egal was für welchen.
Elizabeth Guth: Der Kindergarten kommt einmal im Jahr an die Gussgrundschanzen und schaut beim Training zu. So gelingt es uns manchmal, ein oder zwei Kinder zum Skispringen zu begeistern.
Frank Albrecht: Wir versuchen jährlich ein Wintersportfest mit Kindergärten auszurichten. Aber leider sind die Voraussetzungen mit Schnee nicht immer gegeben. Bisher konnten wir das erst zweimal durchführen. Mit dem Kindergarten Grüna gibt es immer mal Berührungspunkte, so dass ab und zu ein Kind den Weg hierher findet.

1965 wurde hier in Grüna das Trainingszentrum Skisport gebildet. Wir haben damals in Nordische Kombination, Langlauf und Spezialspringen die Kinder ausgebildet. Es waren 50 Kinder, die pro Woche vier- bis fünfmal trainiert haben, wir hatten hauptamtliche Übungsleiter, Trainer und einen Schanzenchef. Das ging bis zur Wende und ist dann alles weggebrochen. Durch die neuen Sportarten, die nach der Wende auf den Markt kamen, z.B. Taekwondo, hatten wir einen ganz schönen Abbruch. Wir haben dann mit zwei, drei Kindern weiter gemacht und gehen jetzt als Verein auf die 40 Kinder zu. Mit acht Übungsleitern sind wir gut aufgestellt. Im vergangenen Jahr haben Elizabeth und Jens Frischmann eine Ausbildung beim Stadtsportbund als Übungsleiter absolviert und damit sind wir rundherum zufrieden.

Die Auszeichnung Sächsischer Nachwuchsverein des Jahres Belohnung, Ansporn, eine nette Randerscheinung oder eher Makulatur?
Frank Albrecht: Dadurch dass bei uns alles ehrenamtlich geführt ist und jeder einem Beruf nachgeht, sich trotzdem am Wochenende die Zeit nimmt, samstags und sonntags an der Schanze zu stehen, ist diese Auszeichnung was ganz Besonderes.
Elizabeth Guth: Dieser Preis, die Auszeichnung zum Sächsischen Nachwuchsverein, macht uns stolz und ist ein weiterer Antrieb für unser Handeln.
Frank Albrecht: Wir wollen uns an dieser Stelle bei den Sportfreunden bedanken, die das möglich gemacht haben. Bei denen, die uns vorgeschlagen haben und bei der Jury, die uns den Preis letztendlich zugesprochen hat. Bedanke mich bei allen Mitgliedern im Verein, Trainern, Übungsleitern, Kampfrichtern und den Eltern, die sich so engagieren für ihre Kinder.
Das ist das was uns auszeichnet, wir halten zusammen. Sogar die alten Mitglieder, die den Verein gegründet haben und weit an die 70 bzw. 80 Jahre sind, halten uns immer noch die Treue. Das Nachtspringen im September ist unser Vereinshöhepunkt. Wir haben das im vergangenen Jahr zum 25. Mal durchgeführt. Die sechs Wochen Vorbereitungszeit sind sehr intensiv, aber wir sehen, diese Veranstaltung wird sehr gut angenommen. Wir hatten dieses Jahr über 50 Springer zu Gast. Das ist mit den Helfern und Sponsoren insgesamt ein feines Arbeiten. An alle die dort mitwirken: vielen Dank. 

Kommen die Springer bei euren Veranstaltungen aus ganz Deutschland?
Frank Albrecht: Wir laden viele Vereine ein. Es passt nicht immer bei jedem Verein in den Wettkampfkalender. Es ist eine Abendveranstaltung, die bis nach 21 Uhr geht. Wir haben Springer aus ganz Sachsen, aus Lauscha in Thüringen, Rothenburg in Sachsen-Anhalt, Bayern usw. Das sind manchmal 200 km Anreise.

Ist Chemnitz für dich eine Sportstadt?
Elizabeth Guth: Ja, also es gibt vieles. Es fängt beim Fußball an. Dann gibt es die Niners, Matthias Steiner gab es mal…
Frank Albrecht: Über 200 Sportvereine sind beim Stadtsportbund Chemnitz eingetragen, dort sind viele sportliche Aushängeschilder dabei, z. B. Schwimmer, Gewichtheber oder die Turner in Altendorf.
Elizabeth Guth: Chemnitz bietet eigentlich von allem und für alle was.

Was zeigst du Freunden oder der Familie, wenn sie dich besuchen?
Frank Albrecht: Chemnitz ist ja Stadt der Moderne. Es gibt eine große Sache, das ist der CFC. Sie bekommen ein neues Stadion, sie versuchen es in die zweite Bundesliga zu schaffen. Das wäre eine feine Sache. In Rabenstein gibt es die Felsendome. Man kann im Sommer an den Stausee Rabenstein. Und so weiter. Es gibt auch viele schöne Ecken, die man im Umkreis von Chemnitz besuchen kann.

Wissen alle Chemnitzer, dass es hier eine Schanze gibt?
Frank Albrecht: Das wissen viele garantiert nicht. Es gibt Leute aus Reichenbrand die sagen „Was bei uns gibt es Schanzen? Wo sind die?“ Also wir stehen ab und zu mal in der Zeitung. Aber es weiß nicht jeder, wo die Schanzen versteckt sind. Was uns ein bisschen an der ganzen Sache zu denken gibt: Wenn wir hier den ersten Schnee haben, sind alle wie die Verrückten mit dem Schlitten unterwegs. Bedauerlicherweise zerstören manche unsere präparierten Sportanlagen. Wir richten mit viel Arbeit und großem Aufwand die Schanzen fürs Schneetraining her dann demontieren die Schlittenfahrer die Absperrung und fahren den Auslauf runter Das ist schade.

Die letzte Frage: Aber muss man den Chemnitzer Mut machen?
Frank Albrecht: In Chemnitz wird viel getan. Es gibt immer mal Problemecken. Ob es der Brühl ist – da sitzen viele Leute am Tisch und versuchen das Ding wieder aufzuwerten. Es gibt Stadtteilfeste. Ich will mal sagen, die Stadt lebt schon. Was mich etwas stört, ist das zum Teil gewaltbereite Potential, was sich so um den Fußball rum treibt. So etwas haben die Vereine nicht verdient. Neben den Sportfreunden, die dort als Zuschauer hingehen und ihre Mannschaften anfeuern, gibt es eben auch welche, die zu unschönen Szenen beitragen.
Elizabeth Guth: Es ist schwierig. Ich wünsche mir, dass die Angebote die es in Chemnitz gibt, auch mal wahrgenommen werden.

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