20 Jahre für ein Miteinander aller Generationen – young connections e.V.

Nanni Zeuner & Elisa Tetzner

Macherinnen der Woche vom 13. Januar 2016

young connections e. V. sieht sich nicht als klassischer Verein. Vielmehr sieht das der Verein mit seinen zwei Mitarbeiterinnen Nanni Zeuner und Elisa Tetzner so, die ihre Vereinsarbeit als „reine Projektarbeit“ bezeichnen. Primär geht es auch nicht um die beiden Frauen, sondern um die Arbeit, um ein Miteinander der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die regelmäßig in die Otto-Planer-Straße 6 kommen und dort mit anpacken und um die zahlreichen Gäste. Und es geht um einen Kräutergarten, um Hühner, Schweine,  Arbeiten am Haus und `ne Menge Veranstaltungen. Eigentlich gibt es immer was zu tun, langweilig wird’s  den beiden Vereinsmitgliedern nie.


Seit 20 Jahren gibt es den Verein young connections e. V. in Chemnitz. Wie habt ihr angefangen?
Nanni Zeuner:
Angefangen haben wir 1995 mit einem schlichten Jugendclub auf der Klarastraße in einer alten Schlachterei. Damals wurde mir die Bude eingerannt und ich habe festgestellt, dass die Nachfrage nach solchen Angeboten sehr groß ist. Es wurde also ein Freizeittreff für Kinder bis Teenager. Schon am Tag der Eröffnung war klar, dass das Haus dafür einfach zu klein ist. Nach einem halben Jahr waren wir schon auf der Suche nach neuen Räumen. Uns wurde das Haus hier in der Otto-Planer-Straße angeboten und seit 1997 sind wir hier.

Was hat sich seitdem verändert?
Nanni Zeuner: Schon immer war es so, dass die junge Generation verschrien war. Sie wurde für Diebstähle, Vandalismus und ähnliches verantwortlich gemacht. Das brachte uns die Erkenntnis, dass wir verschiedene Generationen zusammen bringen müssen, um ein Interesse füreinander entstehen zu lassen. Damit die ältere Generation mitbekommt, was hier passiert. Dass das hier die jungen Leute sind, die mit anpacken. Somit hat sich ein Wandel vollzogen. Wir haben angefangen 2001 in die Richtung intergenerative Begegnungen (Anm. d. Red.: Begegnung zwischen Jung und Alt) zu gehen. Zu unserer Crew gehören 10-Jährige genauso wie 70-jährige Rentner. Wir leben hier ein großes Miteinander. Jeder, der über gewisse Kompetenzen verfügt, darf diese einbringen, wird gefördert, kann mitmachen und mit entscheiden. Dabei ist das völlig unabhängig von Alter, Geschlecht und Nationalität. Jeder hat ein Mitspracherecht.

Ganz konkret: In welchen Projekten arbeitet ihr mit verschiedenen Generationen zusammen?
Elisa Tetzner:
Sichtbar für die Öffentlichkeit sind es speziell das Kräutergartenfest, unser Weihnachtsmarkt, bei dem unser jüngstes Crewmitglied (9) Tee verkauft und unsere Oma Steffi  in der Blockhütte Märchen  liest, Familienveranstaltungen, Halloween – wo zum Beispiel Kinder und Senioren zusammen feiern; Veranstaltungen, die wir gemeinsam vorbereiten und durchführen und die für alle Bürger zugänglich sind.
Nanni Zeuner: Auch unabhängig von den Veranstaltungen sind wir alle miteinander aktiv. Das Haus und das Grundstück sind immer eine ewige Baustelle. Unsere Angebote hier sind dazu so aufwendig bzw. qualitativ anspruchsvoll, dass auch jegliches Talent und Einsatz gefragt sind.

Wie sieht denn euer Arbeitsalltag aus?
Elisa Tetzner:
Sehr flexibel und sehr spontan. Natürlich wird vorausgeplant, oft genug parallel an mehreren Projekten zeitgleich gearbeitet, aber irgendetwas ist immer, so dass unsere Planungen ständig in Veränderung sind.
Nanni Zeuner: Aufgrund der vielen Nachfragen, die wir haben, müssen wir einen kompletten Jahresplan erstellen. Wir müssen aber in dieser Planung alle möglichen Widrigkeiten mit unterbringen: Verwaltungsaufwände, Wetterkapriolen und so weiter. Die ganzen Reparaturen machen wir selbst. Wir kümmern uns um Haus und Hof, um die Probleme der Kinder und Jugendlichen. Um effektiv optimiert arbeiten zu können, werden bestimmte Arbeitsabläufe standardisiert, um Freiräume zu erhalten, da einfach jeden Tag etwas Neues dazu kommt und wir auch als sozialer Dienstleister gefordert sind. Inzwischen ist die Arbeit personell fast unmöglich zu stemmen. Wir haben eine gleitende Arbeitszeit, arbeiten aber einfach wesentlich mehr als die 40 Stunden in der Woche. Auch an den Wochenenden sind wir unterwegs. Und unsere Leute vom Verein gehen auch ihrer eigenen Arbeit nach und im Verlaufe der Jahre ist deren Freizeitkontingent, um das Projekt zu unterstützen, immer weiter geschrumpft. Aber trotzdem versucht jeder, das Projekt zu unterstützen.

Nachmittags ist euer Haus jeden Tag geöffnet. Habt ihr jeden Tag ein Angebot, was ihr mit den Leuten macht oder bleibt das eher offen?
Nanni Neuner:
Wir haben geplante Veranstaltungen, die jeden Monat anders sind.  Eine Sache versuchen wir dieses Jahr regelmäßig zu veranstalten, aufgrund der sehr großen Nachfrage: das ist die kleine Disco. Wir haben einen Katalog an Projekttagen, die die Kinder sehr gern annehmen, vorrangig mit den Ansprüchen Wissensvermittlung und Nachhaltigkeit. Jedes Jahr kommen da auch neue Projekte hinzu. Das unterbreiten wir ganz gezielt bestimmten Kooperationspartnern als ergänzendes Angebot zum Unterricht aber auch als Freizeitgestaltung im Hort. 

Während der Öffnungszeiten haben die Besucher vielfältige Möglichkeiten, sich zu beschäftigen. In dem großen Spielzimmer gibt es alles, was das Kinderherz begehrt. Eine Bastelecke lädt dazu ein, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Auch draußen im Garten gibt es eine Vielzahl an Beschäftigungsmöglichkeiten. Ob das Gärtnern im Kräutergarten, die Pflege der Hühner, Hasen und Schweine, das Beachvolleyballspielen oder die Sprung in den hauseigenen Pool- Spaß hat man in der Otto-Planer-Straße 6 auf jeden Fall.

Hat sich die Arbeit in den vergangenen Monaten verändert?
Nanni Zeuner:
Eigentlich nicht. Wir haben schon in der Klarastraße Flüchtlingshilfe betrieben und Spenden gesammelt und sowas. Die Erstaufnahmeeinrichtung ist schon seit 1997 hier und wir haben damit so unsere Erfahrungen gemacht. Wir hatten schon alle möglichen Nationalitäten hier im Haus, auch als Akteure bei unseren OpenAirs.  Das wurde von den Anwohnern auch immer sehr gut angenommen. Unser Gelände hat 5000qm, wir haben wahnsinnig viel zu tun. Jeder, der uns helfen möchte, hilft auch. Die Flüchtlingskinder, die zu uns kommen, packen genauso mit an, wie alle anderen auch. Wir wissen nie, wie viele Kinder wir aus der EAE abholen. Die Situation ist immer neu. Personell ist auch das wieder unglaublich schwer zu stemmen. Wir haben Anträge zur Stellenaufstockung sowohl beim Land als auch bei der Kommune gestellt.

Zum Thema Chemnitz. Seid ihr hier geboren?
Nanni Zeuner:
Ganz ehrlich, ich hatte mit Chemnitz meine Schwierigkeiten. Ich bin in Naumburg geboren und bin durch die Ehe nach Karl-Marx-Stadt gekommen und ich fand die Stadt furchtbar. Durch den Job bin ich in Ebersdorf gelandet und ich muss sagen: Ebersdorf ist einfach schön. In Ebersdorf gibt es seit Jahren Wachstum. Hier gibt es viele, viele sanierte Häuser, hier wird neu gebaut.

Warum begeistert dich der Stadtteil so?
Nanni Zeuner:
Na, das liegt einfach an der Lage. Am Waldrand, wo die EAE ist, hat man den geilsten Blick über Chemnitz. Es ist einfach eine fantastische Lage. Deswegen stehen dort oben auch so viele Eigenheime. Wir haben hier eine super Verkehrsanbindung. Hier kann man direkt in den Wald gehen. Es gibt hier uralte Ebersdorfer Traditionen: Ebersdorfer Schulmuseum, das Sächsische Eisenbahnmuseum und den TUS Ebersdorf- die Radballhochburg von Chemnitz und wahnsinnig viel Menschen haben hier bei der Bahn gearbeitet.  Viele haben Kindheitserinnerungen an Ebersdorf. Diese Erinnerungen wollen wir hier im Haus (ehemalige Reichsbahnkita) auch erhalten. Hier ist ein richtig schönes Wohnen möglich.

Muss man den Chemnitzern Mut machen?
Elisa Tetzner:
Ja, auf jeden Fall!
Nanni Zeuner: Oft steht im Vordergrund, dass viele in Chemnitz immer nur meckern. Und feststellen, was gar nicht geht und so weiter. Ich muss sagen, wir haben in Chemnitz eine ältere Generation, die richtig cool ist. Wir haben genügend Senioren in Chemnitz, die einfach aktiv sind und was leisten. Und der Rest muss einfach mal über den Tellerrand hinaus gucken. Chemnitz ist nicht das Schönste. Aber Chemnitz ist auch nicht das Schlechteste. In Chemnitz geht ohne Geld einiges. Man muss da sicher ungewöhnliche Wege gehen. Aber da geht in Chemnitz ziemlich viel. Man muss eben einfach Ideen haben, nachfragen und machen.

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