Mit 3D-Druck die Welt verbessern

Dr. Henning Zeidler

Macher der Woche vom 17. Februar 2017

Ein freundlich schauender Oktopus ist das Logo des neuen Unternehmens, das Dr. Henning Zeidler gemeinsam mit einem Physiker im Juli 2016 gründete. Nun wäre der Tintenfisch auch ein gutes Werbezeichen für einen Tintenhersteller. Aber ein AMtopus will noch mehr. 3D-Druckverfahren sollen nachhaltiger und umweltfreundlicher werden. Wie das funktioniert, erklärt uns Unternehmensgründer und Wissenschaftler Dr. Henning Zeidler im Macher-Interview.


Seit Juli 2016 gibt es die Firma AMtopus. Woran arbeitet ihr?
Dr. Henning Zeidler:
Wir wollen nachwachsende Rohstoffe in der additiven Fertigung, besser bekannt als 3D-Druck, einsetzen. Bei 3D-Druckverfahren setzt man hauptsächlich Metalle oder Kunststoffe ein. Wir suchen dafür Alternativen und wollen Faktoren wie Nachhaltigkeit, Wertschöpfung, Recycling stärken. Für Produkte, die sowieso nur eine kurze Lebensdauer haben sollen, wie beispielsweise Verpackungen, lohnt es sich, biobasierte, nachwachsende Materialien einzusetzen, die sich dann auch gut kompostieren lassen.

Seid ihr damit ein Maschinenbauunternehmen?
Im gewissen Sinne schon. Wir entwickeln zum einen das Verfahren und letztendlich auch die Maschinen, um anspruchsvolle Bauelemente mit Hilfe von nachwachsenden Rohstoffen herzustellen. Beispielsweise müssen wir die Maschinen anpassen, um diese Materialien verarbeiten zu können. Auch die Druckgeschwindigkeit kann noch deutlich erhöht werden. Als weitere Idee beschäftigen wir uns mit der Nachbehandlung von additiv gefertigten Bauteilen. Wir wollen die Oberflächen verbessern. Diese sind ja meistens in der additiven Fertigung sehr rau. Einer unserer Partner hat ein umweltfreundliches Verfahren entwickelt, das zum Polieren keine Säuren verwendet.

Die additive Fertigung bezeichnet ein Produktionsverfahren, in dem Bauteile Schicht für Schicht hergestellt werden und nicht wie üblich herausgefräst oder gesägt werden. Von diesem Begriff, beziehungsweise seinem englischen Ursprung additive manufacturing, leiten sich auch die ersten zwei Buchstaben von AMtopus ab.

Welche Materialen sind für den Herstellungsprozess denkbar?
Da gibt es viele Möglichkeiten. Das können Materialien wie Holz oder Schilf sein, aber auch so etwas wie Muschelkalk. Die Neuseeländer haben zum Beispiel sehr viel davon und suchen eine sinnvolle Nutzung. Das können auch Reisspelzen, die Hüllen von Reiskörnen, sein, die in großen Mengen anfallen und sowieso entsorgt werden müssen.

Woran hast du erkannt, dass das Thema genug Potenzial hat, eine Firma zu gründen?
In der Forschung ist man jetzt soweit, dass die Grundlagen gelegt und die Machbarkeit bewiesen ist. Aber es fehlt eben noch ein Stück, um die Idee tatsächlich umzusetzen. Die Maschinen schnell, stabil und effizient zu betreiben, ist ebenso Aufgabe wie das Testen weiterer Materialien. Aber ich habe schon gesehen, dass, wenn man hier noch etwas mehr Energie und Zeit reinsteckt, daraus eine Unternehmensidee werden kann. Und natürlich haben wir uns im Vorfeld mit vielen Unternehmen unterhalten, die an einem solchen Verfahren Interesse haben. Das erste größere Projekt werden wir, wenn alles klappt, im Bereich Verpackung realisieren.

Für Dr. Henning Zeidler ist die Firma mittlerweile das dritte Standbein. Hauptberuflich arbeitet er zurzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Chemnitzer Professur Mikrofertigungstechnik. Ehrenamtlich sitzt er im Vorstand des Beckmann-Instituts, einer industriellen Forschungsvereinigung in Chemnitz, die Wissenschaft und Industrie stärker vernetzen will. Diese Kombination von Aufgaben und Engagement hat seine Vorteile. „Es ist hier vor Ort ein großes Wissen vorhanden. Und das Netzwerk bringt einen unheimlich nach vorn“, schätzt Dr. Zeidler ein. Die Unternehmensidee hat auch die Experten vor Ort überzeugt. Im November 2016 bekam das Unternehmen das „Start up-Paket für Unternehmensgründer“, eine Starthilfe der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- u. Entwicklungsgesellschaft mbH CWE, des Technologie Centrum Chemnitz GmbH, der Volksbank Chemnitz e.G. und der C³ - Chemnitzer Veranstaltungszentren GmbH.

Warum habt ihr euch für das Start-up-Gebäude auf dem Smart Systems Campus als Firmensitz entschieden?
Die Nähe zur Universität ist natürlich ein großer Vorteil. Als dann noch genau zur richtigen Zeit ein Raum frei wurde, haben wir uns einen Ruck gegeben und das Unternehmen gegründet. Ganz nach dem Motto: Das sollten wir tun!

Habt ihr Konkurrenten? Kann es sein, dass jemand schneller ist als ihr?
Das kann passieren. Mit dem Thema nachwachsende Rohstoffe beschäftigen wir uns schon seit fünf oder sechs Jahren. Damals war das ein absolutes Nischenthema. Das hat sich in den vergangenen zwei Jahren schon geändert. Das Thema taucht jetzt immer öfter auf. Und Holz für den 3D-Druck zu verwenden, probieren gerade auch andere Wissenschaftler aus. Noch haben wir den Vorlauf. Und natürlich wollen wir den auch nutzen.

Wollest du schon immer ein eigenes Unternehmen gründen?
Ich habe schon im Studium eine Firma gegründet, um nebenbei etwas zu verdienen. Die Formalitäten, wie Umsatzsteuererklärung usw., haben mich also nicht abgeschreckt. Jetzt wollen wir ausprobieren, ob unsere Idee wirklich umsetzbar ist.

Als gebürtiger Karl-Marx-Städter hast du an der TU Chemnitz deine wissenschaftliche Karriere begonnen. Wolltest du nach der Schule bewusst in Chemnitz bleiben?
Die Geschichte, warum Chemnitz, ist eigentlich ganz lustig. Ursprünglich wollte ich Jura in Leipzig studieren. Ich hatte schon die Zusage, obwohl die Zugangsvoraussetzungen mit Numerus clausus nicht so leicht sind. Und dann habe ich mich unmittelbar vor Studienbeginn umentschieden. Ich hatte einige Leipziger Jurastudenten kennengelernt, die mir erzählt haben, wie überlaufen die Universität ist und unter welchen Bedingungen sie studieren. Also habe ich nach anderen Studienfächern gesucht. Ich konnte mir auch ein technisches Fach gut vorstellen. Aber ich wollte keinen reinen Maschinenbau studieren oder Elektrotechnik-Nerd werden. (lacht) Und dann entdeckte ich das Studium Mikrotechnik / Mechatronik, das sehr anwendungsorientiert ist und einen guten Gesamtüberblick gibt. Das gab es so 1998 nur in Chemnitz und in Aachen. Da fiel die Wahl nicht schwer.

Was hat dich überzeugt, auch nach dem Studium hierzubleiben?
Chemnitz hat sich in dieser Zeit extrem entwickelt. Es gibt irgendwie diese selbst auferlegte Verpflichtung, nicht zu gut über seine Stadt zu sprechen. Aber es hat sich ja wirklich viel getan. Sowohl im Stadtbild als auch in der Wirtschaft. Wenn man nur einmal schaut, wie der Campus in den vergangenen zehn Jahren gewachsen ist. Chemnitz ist trotzdem noch nicht so groß, dass es hier anonym ist. Diese Mischung zwischendrin finde ich gut. Wenn man will, kennt man eine ganze Menge Leute. Und wenn man nicht will, hat man auch seine Ruhe.

Was willst du 2025 mit deinem Unternehmen erreicht haben?
Idealerweise ist unser Unternehmen gewachsen. Unsere Produkte sind auf dem Markt und machen die Welt ein bisschen besser.

Wo wird Chemnitz stehen?
Ich denke, es steht Chemnitz gut zu Gesicht, an Internationalität zu gewinnen. Wenn ich im Ausland einen Vortrag halte, muss ich immer erst einmal viel erklären, wo Chemnitz liegt und was die Stadt ausmacht. Ich verorte Chemnitz dann zwischen Berlin und Prag, das sagt den Menschen etwas. Mehr positive Aufmerksamkeit würde ich der Stadt wünschen, sie hätte es verdient.

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