Klettergriffe für die Welt

Tom Petzold & Blocz

Macher der Woche vom 15. Dezember 2017

Nicht nur in Chemnitz erfreut sich seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern zunehmender Beliebtheit. Diesen Trend schnappte eine kletterbegeisterte Gruppe aus Chemnitz auf und holte die Produktion von Klettergriffen, Tritten und Matten in die Stadt. In ihrer Werkstatt auf dem Gelände des ehemaligen Spinnereimaschinenbaus tüfteln und werkeln sie an Formen, Farben und Materialen, um hochwertiges Kletterhallen-Equipment herzustellen. Tom Petzold gehört zum vierköpfigen Blocz-Team und ist für den kaufmännischen Part zuständig. Er spricht mit uns im Interview über neue Projekte und Klettergewohnheiten verschiedener Länder.


Wie seid ihr auf die Idee gekommen, das Unternehmen Blocz zu gründen?
Tom Petzold:
Wir waren es Leid im Winter immer nach Dresden oder Leipzig zu fahren, um dort Indoor klettern zu können. Wir haben dann für uns entschieden, 2010 selber eine Boulderhalle in Chemnitz zu errichten. Dafür haben wir die Wände, Griffe und Räumlichkeiten nach unseren Vorstellungen und Wünschen selber gebaut. Das war eher als Spaß nebenbei gedacht.

Wie entwickelte sich Blocz dann weiter?
Der Zuspruch bei der Boulderlounge war sehr gut und das animierte uns dazu 2013, eine weitere Boulderhalle in Frankfurt am Main zu eröffnen. Wir haben dadurch viele Mitarbeiter angelernt, Maschinen und Material beschafft und Know-how angesammelt – so entstand Blocz. Anfangs lieferten wir ausschließlich an andere befreundete Boulderhallen. Es gab zu dem Zeitpunkt nur einen weiteren Zulieferer in Deutschland. Wir wollten nicht über den Preis konkurrieren, sondern über die Qualität. Später übernahmen wir auch mehr und mehr die komplette Gestaltung der Hallen: von Wänden über Griffe bis zu den Aufsprungmatten.

Die Volumen und Klettergriffe made in Chemnitz, finden weltweit Absatz – von den Vereinigten Staaten über Europa, Südkorea und Japan bis nach Australien. In Down Under steckt die Boulderszene noch in den Kinderschuhen. Das Chemnitzer Unternehmen Blocz baute dort nicht nur die Wände für die Boulderhalle in Canberra, sondern stieg gleich als Teilhaber mit ein. Den Aufschwung der Boulderszene und Kletterkultur mitgestalten – das ist es, was die Gruppe um Blocz dazu animiert, auch weit weg von Chemnitz aktiv zu werden. „Es ist auch spannend, die verschiedenen, internationalen Kletterstile kennenzulernen und passende Griffe aus unserer Produktpalette herauszufinden“, erzählt Tom. In Deutschland wird das technische und ruhige Klettern bevorzugt, die US-Amerikaner hingegen bevorzugen kraft- und muskelintensives Klettern und die Japaner klettern sehr dynamisch und springen viel. Die Mentalität des Landes spiegelt sich in den Klettergewohnheiten wieder.

Warum boomt der Markt im Bereich Indoor-Klettern so sehr in Deutschland?
Es ist ein beliebter Feierabendsport, den man auch gut ohne Vorkenntnisse ausüben kann. Im Vergleich zum Fitnessstudio hat man hier mehr Abwechslung und kommt auch mit anderen Menschen in Kontakt, z. B. beim Austausch über Routen und Techniken. Auf diese Weise entwickelte sich in Deutschland der engste und hochwertigste Markt in Europa. Es gibt mittlerweile eine unglaubliche Dichte an Kletter- und Boulderhallen. Dennoch beobachten wir jedes Jahr ein Wachstum von bis zu 10 Prozent, es kommen mehr Wände dazu und die Hallen werden immer voller.

Ist die Topografie einer Region entscheidend für den Erfolg einer Boulderlounge?
Die Landschaft und der Andrang in einer Boulderhalle entkoppeln sich. Die meisten betreiben den Bouldersport als Feierabendsport und gehen nicht raus zum Klettern. Daher ist die Topografie nicht relevant. Natürlich sind die Leute gegenüber einer Kletter- oder Boulderhalle offener eingestellt, wenn in dem Gebiet auch Outdoor-Klettern möglich ist, weil sie es einfach kennen. In Hamburg zum Beispiel dauert es etwas, bis die Leute sich trauen, das Indoor-Klettern auszuprobieren.

Ihr betreibt Boulderhallen in Dresden, Frankfurt und Australien. Was ist als nächstes für Chemnitz geplant?
Wir wollen eine neue Halle eröffnen, die jetzige platzt einfach aus alle Nähten. Die neue Boulderlounge wird eine dreimal so große Grundfläche haben, dadurch können wir ein neues Raumgefühl schaffen. Die Decken sind viel höher, der Raum ist viel heller, es ist ein viel angenehmeres Ambiente. Wir werden die Halle mit unseren eigenen Produkten ausstatten und so auch eine Art Showroom für Blocz kreieren.

Die neue Boulderhalle soll im März 2018 ebenfalls auf dem Gelände der Spinnerei eröffnet werden. Neben neuen Routen und Designs wird es endlich auch einen eigenen Kinderbereich, verteilt auf 150 Quadratmeter, geben. Mit dem Functional Fitness (Anmerk. der Red.: unter Nutzung des eigenen Körpers und seinem Gewicht, ohne zusätzliche Sportgeräte) zieht eine ganz neue Art des Sportmachens in die Boulderhalle ein. Es wird Yogakurse geben und die Lounge-Area wird ebenfalls umgestaltet. „In der neuen Boulderhalle wird alles auf ein höheres und modernes Niveau gehoben“, freut sich Tom bereits.

Wo siehst du euer Unternehmen und die Stadt 2025?
Sowohl wir als auch die Stadt werden internationaler werden. Mit Blocz werden wir vermehrt in andere Länder gehen und Partnerschaften ausbauen. Chemnitz sollte auf dem Weg weitergehen, den die Stadt in den letzten Jahren begonnen hat. Dazu gehört für mich der Ausbau des Technologie Campus‘, die Stärkung der Uni und ihrer Start-ups. In Sachen Sport wünsche ich mir, dass auch andere Sportarten mehr Aufmerksamkeit bekommen. Hier liegt bisher der Fokus zu stark auf dem Fußball. Chemnitz hat viele Athleten auf Weltniveau, im Turnen zum Beispiel, das muss gewürdigt und gefördert werden. Sport ist auch für Kulturhauptstadtbewerbung wichtig.

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