Sich selbst etwas zutrauen

Victoria Lukjanow

Macherin der Woche vom 28. April 2017

Zurzeit kämpfen die Basketballer der Chemnitzer NINERS in den Play-offs um den Einzug in die erste Bundesliga. Angefeuert werden sie dabei nicht nur vom Publikum. Treue Begleiter sind auch die Clovers Cheerleader. Seit mittlerweile zehn Jahren ist Victoria Lukjanow bei den Kleeblättern und inzwischen Leiterin der Abteilung Cheerleading der 99ers. Heute erzählt sie uns, was ihre Sportart zu etwas ganz Besonderem macht.


Wie bist du auf Cheerleading und die Clovers aufmerksam geworden?
Victoria Lukjanow:
Ich habe mit Cheerleading eigentlich erst recht spät begonnen. Erst mit zwanzig, viel später als viele unserer Cloverinies. Damals habe ich eine Reportage über eine Meisterschaft gesehen und anschließend recherchiert, wo ich hier so etwas machen kann. Und nach einigem Suchen habe ich die Clovers schließlich für mich entdeckt.

Welche sportlichen Erfahrungen hast du dafür mitgebracht?
Mich hat Sport schon immer interessiert. Ich hab viel ausprobiert: Eiskunstlaufen, Volleyball, Tanzen, Basketball, Handball, rhythmische Sportgymnastik. Aber so richtig fasziniert hat mich keine der Sportarten. Entweder war es mir zu einseitig oder gerade beim Einzelsport fehlte mir die Motivation. Beim Cheerleading habe ich eine tolle Mischung gefunden: Bodenturnen, Tanz, akrobatische Hebefiguren - da ist alles dabei. Und der Teamgedanke ist auch sehr stark. Sobald man nicht zum Training kommt, weiß man, dass das ganze Team darunter leidet. Das spornt an und schweißt zusammen.

Cheerleading kommt aus den USA und soll mit Tanz, Turnen und Akrobatik die eigene Mannschaft bei einem Wettbewerb anfeuern. Das Wort setzt sich zusammen aus dem englischen »cheer« (Beifall) und dem Verb to lead (führen). Die Cheerleader wollen sinngemäß das Publikum zum Beifall führen. Zurzeit gibt es in Deutschland circa 20.000 aktive Cheerleader. Der Name der Chemnitzer Cheerleader »Clovers« ist ebenfalls englisch und heißt übersetzt »Kleeblätter«.

Was ist das besondere für dich am Cheerleading?
Ich habe am Anfang nicht gedacht, dass ich das alles kann. Ich habe unheimlich viel gelernt. Ohne große Vorerfahrung konnte ich mich schnell steigern. Mir wurden Dinge gezeigt und beigebracht, die ich vorher für nicht möglich hielt.

Sollten Cheerleader den Sport mögen, den sie anfeuern?
Oh, das weiß ich gar nicht. Ich konnte mit Basketball am Anfang gar nicht viel anfangen. Aber das Interesse kommt automatisch, sobald man die Spiele dann mit begleitet. Wir verbinden uns ja auch mit dem Verein. Und mittlerweile bin ich ein großer Fan. Auch wenn ich nicht aktiv bei den Clovers mitmache, besuche ich die Heimspiele. Da fiebere ich auch im Publikum mit. Das hat sich über die Jahre so entwickelt.

Victoria Lukjanow wird von allen nur »Vicky« genannt. Sie ist in Karl-Marx-Stadt geboren, hier aufgewachsen, ist in Chemnitz zur Schule gegangen, hat an der TU Chemnitz studiert und arbeitet jetzt bei einem Chemnitzer Automobilunternehmen. Ihre Zukunft sieht sie ebenfalls in der Stadt. »Ich bin jetzt zehn Jahre mit dem Verein verbunden, das gibt man auch nicht so einfach auf.«

Wie bist du Trainerin der Clovers geworden?
Ich musste für eine Zeitlang verletzungsbedingt aussetzen. Und damit ich nicht komplett den Anschluss verliere, habe ich die Trainer im Jugendteam angefragt, ob ich dort mitwirken kann. Ich habe gemerkt, dass mir das unheimlich Spaß macht. Es ist toll, Leute dazu zu bringen, etwas zu machen, was sie sich selber erst nicht zutrauen. Das hatte mich damals so mitgerissen. Das versuche ich nun weiterzugeben. Und es ist toll, wenn sich die Leute so weiterentwickeln, weil sie jetzt etwas können, das sie vorher gar nicht gedacht hatten.

Zwei Jahre nachdem Victoria Lukjanow ihre ersten Schritte als Trainerin gegangen war, hörte ihre eigene Trainerin auf. Sie wurde gefragt, ob sie die Nachfolge übernehmen und damit das Training der Seniors und die Abteilungsleitung verantworten würde. Damals beinhaltete die Abteilung drei Teams mit insgesamt 57 Mitgliedern. Mittlerweile gibt es für jede Altersklasse zwei Teams, insgesamt sechs Gruppen und über 120 Mitglieder. In einem der Teams muss Victoria auch die Doppelrolle managen, hier ist sie Trainerin und Teammitglied gleichermaßen. »Das ist manchmal schwierig«, gibt sie zu. »Es sind viele verschiedene Persönlichkeiten in einem solchen Team und trotzdem muss man einen gemeinsamen Nenner finden und harmonisch zusammenstehen.«

Ist Cheerleading nur was für Mädchen?
(sehr bestimmt) Nein! Im Erwachsenenbereich haben wir gemischte Teams. Sobald Männer mit dabei sind, können wir natürlich ganz andere Elemente erarbeiten. Höhere und komplizierte Hebungen mit mehr Drehungen zum Beispiel.
Im Kinderbereich sind nur Mädchen dabei. Aber auch die lernen schnell, dass sie nur stark sind, wenn sie gemeinsam an einem Strang ziehen.

Wie gefährlich ist so ein Training?
Es ist nicht gefährlicher als jeder andere Sport auch. Natürlich kommen Verletzungen vor. Das ist beim Fußball und Joggen nicht anders. Aber als Trainer schauen wir darauf, was die Leute können und was sie auch in der Lage sind, sich zuzutrauen.

Gibt es etwas, worauf du stolz bist?
Ich freue mich ganz persönlich, dass unser Team so stark gewachsen ist und über 120 Leute mittlerweile mitmachen.
Wir haben uns in den vergangenen Jahren gut entwickelt, haben bessere Trainingsbedingungen in der Halle, konnten eigenes Equipment beschaffen und wurden finanziell von Sponsoren unterstützt. Jedoch ist die Sponsorensuche alles andere als einfach für uns. Nach sechs Jahren haben wir es in der letzten Saison geschafft, zwei Teams zu einer deutschen Meisterschaft zu schicken.

Wie entwickelt ihr eure Choreographien?
Für jedes Spiel entwickeln wir einen neuen Auftritt. Das liegt daran, weil nicht bei jedem Auftritt die gleichen Personen dabei sind. Und damit ändert sich jedes Mal das, was wir bauen und zeigen können. Wir treffen uns dann vor jedem Auftritt zu einem zweistündigen Training und studieren die neue Choreographie ein. Natürlich entwickeln wir uns auch innerhalb der Saison weiter und wollen dem Publikum auch immer etwas Neues zeigen.

Seid ihr auch außerhalb der Niners-Spiele zu sehen?
Zurzeit haben wir sehr viele Anfragen. Wir begleiten zum Beispiel den KKH-Allianz-Lauf, den Fichtelbergmarathon, Laufend gegen Krebs, die Chemlympics oder das Chemnitzer Stadtfest. Im Wasserschloss Klaffenbach waren wir bei einer großen MDR-Show »Schlager des Sommers« dabei und wurden auch für dieses Jahr wieder gebeten teilzunehmen. Bei einer Fernsehproduktion aufzutreten, war schon etwas Besonderes.

Wo bist du in Chemnitz gern?
In meinem Zuhause und beim Training in der Halle (lacht). Am Schloßteich bin ich gern. Im Sommer am Uferstrand.

Was gefällt dir an der Stadt?
Chemnitz hat von allem etwas. Es hat die richtige Größe. Man kann viel unternehmen. Für einen Außenstehenden ist das vielleicht schwerer. Aber wenn man die Ecken kennt, wo etwas los ist, dann passt es.

Was willst du und was wollen die Clovers bis 2025 erreicht haben?
Für die Clovers wünsche ich mir, dass wir mehr als Sport wahrgenommen werden. Dass wir nicht nur den NINERS wichtig sind, sondern auch mit der Stadt Chemnitz verbunden werden. Wir würden gern aus diesem Randsportklischee heraustreten.

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