Wie eine große Familie

Frank Anton & das Familiencafé Krümel

Macher der Woche vom 26. Mai 2017

Das „Familiencafé Krümel“ ist seit Februar dieses Jahres Treffpunkt und Spielparadies in der Reitbahnstraße. Hier haben große und kleine Gäste Platz, um sich auf über 200 Quadratmetern auszutoben, während Mama, Papa, Oma und Opa gemütlich ihren Kaffee und den selbstgebackenen Kuchen genießen können. Wir haben mit dem Besitzer Frank Anton gesprochen.


Was ist das Besondere des Familiencafés?
Frank Anton:
Wir machen alles selbst. Wir haben zum Beispiel keine fertigen Saftschorlen da, weil da mehr Zucker als sonst was drin ist. Wir haben Direktsäfte und mischen sie mit Mineralwasser – fertig ist die Schorle. Brot, Kuchen und Torten backen wir selbst, unsere warmen Gerichte sind selbst gekocht. Wir wissen, was drin ist und achten sehr darauf. Allergien nehmen zu und wir können darauf reagieren.

2014 eröffnete das Familiencafé erstmals auf dem Kaßberg. Mit 83 Quadratmetern lag es versteckt in einem Hinterhof. „Wer zu uns wollte, hat uns gefunden. Am Ende sind wir aus allen Nähten geplatzt“, sagt Inhaber Frank Anton. Für ihn Grund genug, um in die Innenstadt zu ziehen.

Wie kam es zum Standortwechsel vom Kaßberg in die Reitbahnstraße?
Wir hatten uns auf dem Kaßberg eher auf die kleinen Kinder spezialisiert. Für die großen Kinder war das Café „Käptn Milchbart“ ganz gut geeignet. Große Kinder spielen anders als Kleine. Also haben wir uns überlegt, dass wir etwas für die kleineren Kinder bis fünf Jahre anbieten. Letzten Sommer hat „Käptn Milchbart“ zu gemacht. So kamen die Großen zu uns, obwohl wir dafür gar nicht gebaut waren. Also haben wir die Flucht nach vorn angetreten und uns neue Räumlichkeiten gesucht. Auf dem Kaßberg haben wir keine geeigneten Objekte gefunden, haben uns weiter umgeguckt und sind dann hier gelandet.

Was hier in der Reitbahnstraße besonders schön ist, ist die Zusammenarbeit der hiesigen Gewerbetreibenden. Das Stadtteilmanagement lädt regelmäßig zum Gewerbefrühstück ein. Das ist ein tolles Miteinander. Man kannte uns schon, bevor wir überhaupt hier angefangen haben.

Welche Veränderungen gingen mit dem Umzug in die Innenstadt noch einher?
Im hinteren Bereich haben wir zwei weitere Räume. In dem einen bieten wir einen An- und Verkauf für Kinderkleidung an. In dem zweiten Raum haben wir einen Finkid-Store, eine Kinderbekleidungsmarke, eröffnet. Vor anderthalb Jahren hat der Finkid-Laden auf der Henriettenstraße geschlossen. Viele haben diesen Verlust bedauert. Also haben wir uns überlegt, dass wir so einen Laden in das Café integrieren.

Wie wurde der Umzug von euren Gästen angenommen?
Einige sind vom Kaßberg mit her gekommen. Es hat sich rumgesprochen, vor allem über Facebook. Das hilft natürlich. Bis jetzt sind wir so gut wie jeden Nachmittag voll. Größtenteils kommen auch neue Gäste. Dabei haben wir noch nicht einmal viel Werbung gemacht.

Was können die Kinder hier erleben?
Wir haben den Drachen aus dem alten Café mitgenommen und etwas umgebaut. Der ist zwar für die kleineren Kinder etwas schwierig, aber für die Großen genau richtig. Wir haben noch eine Burg dazu gebaut, verbunden durch die Verbindungsröhre. Für die kleinen Kinder haben wir den hinteren Bereich abgetrennt. Dort können die Kleinen krabbeln. Wir haben Motorikpodeste, Hüpfautos, Bücher und Spielzeug.

Gibt es einen Lieblingsspielort der Kinder?
Sehr gut angenommen wurde die Burg im hinteren Bereich. Ich wollte eigentlich nie einen langen Gang. Denn ein langer Gang lädt natürlich zum Rennen ein. Aber hier sind die Kinder sehr gern mit den Hüpfautos und Hüpftieren unterwegs.

Bäcker, Koch, Gastwirt, Spielzeugbauer und Ansprechpartner für junge Mamas – das alles vereint Frank Anton in einer Person. Der gelernte Heilpraktiker betreibt mit seiner Lebensgefährtin das Familiencafé seit nunmehr drei Jahren. Nebenbei führen die beiden noch ein Friseursalon in Euba.

Welche Pläne haben Sie für die nächsten Wochen und Monate?
Im Café kommt erst mal nichts dazu. Vielleicht tauschen wir mal das ein oder andere aus. Wir werden noch die Fensterbretter so gestalten, dass man da auch schön sitzen kann. Der Hof hinterm Haus ist zur gemeinschaftlichen Nutzung gedacht. Wir werden keinen Außensitz dort installieren, planen aber eine Balancier- und Kletterstrecke für die Kinder. Aber es wird kein öffentlicher Spielplatz.

Wieso haben Sie sich vor drei Jahren entschieden, ein Familiencafé zu eröffnen? Was war der Grund?
Eigentlich war es Trotz (lacht). Ich hatte vorher eine eigene Praxis als Heilpraktiker. Als unsere Tochter auf die Welt kam, konnte ich keine festen Öffnungszeiten mehr anbieten. Das haben mir die Patienten allerdings übel genommen und die Praxis lief nicht mehr. Den Friseursalon wollten wir ja auch noch am Leben erhalten. Wir haben uns dann ein wenig umgeguckt, was wir noch machen können. Wir waren bei „Käptn Milchbart“ und in einem Kindercafé in der Dresdner Neustadt. Dann hatten wir die Idee im Kopf. Und ich wollte unbedingt auf den Kaßberg. Ich habe mir viel angeschaut, bis ich etwas geeignetes gefunden habe. Und die letzte Chance, die ich dem Kaßberg gegeben habe, war dann auch der Ort, wo wir das Café aufgebaut haben.

Können die Kinder in Chemnitz gut spielen?
Wir haben in der Stadt viele Spielplätze, die für Kinder ab sechs Jahren hervorragend geeignet sind. Allerdings gibt es nur ganz wenige Spielplätze für die Kinder unter sechs. Vor ungefähr einem Jahr gab es eine Bürgerbeteiligung für den Spielplatz am Rosenplatz. Gemeinsam mit dem Grünflächenamt und der Kinderbeauftragten haben sich interessierte Eltern sich eingebracht und Vorschläge gemacht. Uns wurde gesagt, dass sich die Stadt auf Spielplätze für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren konzentriert. Mit Sandkästen sieht es nicht so gut aus, da der Sand regelmäßig erneuert werden muss. Und das sei zu kostenintensiv.

Sind Sie aus Chemnitz?
Eigentlich ja. 1999 sind wir dann aufs Dorf gezogen. In einer Stadt trifft man sich auf dem Spielplatz. Da kommen die Eltern miteinander ins Gespräch, knüpft Kontakte. Auf dem Dorf hat man seinen Spielplatz im eigenen Garten. Da kennen sich die Kinder entweder aus dem Kindergarten oder gar nicht. Aber es ist ruhiger und wir sind trotzdem schnell in der Stadt.

Gibt es Pläne für die kommenden Jahre?
Wir sind besser im Reagieren als im Planen. Wir lassen das lieber auf uns zukommen. Wenn ich zu viel plane, dann kann auch einiges schief gehen.

Und wenn ich Sie frage, was Sie bis 2025 erreicht haben wollen? Was wäre die Antwort?
Also, wenn wir von dem Familiencafé gut leben können, dann wäre ich schon hellauf begeistert. Die vergangenen Jahre waren noch etwas mau. Wir mussten das Café überhaupt erst einmal hochfahren. Klar haben wir Stammkunden, aber die Kinder werden ja auch größer. Also müssen wir immer im Gespräch bleiben und den „Nachwuchs“ hierher holen. Es ist also auch immer ein Wechsel bei unseren Gästen drin. Wir erleben hier ganz tolle Dinge mit den Kindern: wir sehen sie in der Babyschale liegen, sehen ihre ersten Drehungen auf der Decke und die ersten Schritte.
Seit der ersten Woche des Cafés auf dem Kaßberg haben wir einen Stammtisch. Frauen, die sich seit dem Geburtsvorbereitungskurs oder Babyschwimmen kennen. Inzwischen sind schon Geschwisterkinder da und es ist einfach schön, sie zu begleiten und mit anzusehen. Die Freude der Mamas, das ist super. Auch unsere Tochter ist immer dabei und lässt sich von den Mamas etwas vorlesen. Falls es mal Probleme oder Schwierigkeiten gibt, versuchen wir zu unterstützen und eine kleine Hilfe zu sein. Es ist schon fast wie Familie.

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