Eine kleine Oase für Bastler, Tüftler, Kreative

Daniel Tauscher

Macher der Woche vom 14. Dezember 2018

Zu Weihnachten etwas Selbstgebasteltes zu verschenken, kommt bei Freunden und Verwandten immer gut an. Was fehlt, ist eine Idee, das entsprechende Werkzeug oder das Know-How? Kein Problem! Seit knapp drei Jahren befindet sich auf dem Chemnitzer Sonnenberg FabLab, eine offene MitMachWerkstatt, eine kleine Oase für Bastler, Tüftler, Kreative. Hier kann die Idee in die Tat umgesetzt werden. Daniel Tauscher, der Vorsitzende des Vereins Stadtfabrikanten e.V., der das Projekt betreut, erklärt, worum es bei der Werkstatt geht und warum es ihm wichtig ist, etwas Nachhaltiges für seine Heimatstadt zu schaffen.


Was ist FabLab?
Daniel Tauscher: FabLab ist die Abkürzung für Fabrikationslabor. Der Grundgedanke: man teilt Raum, Maschinen und ganz viel Wissen miteinander. Das erste FabLab gab es in den USA, Massachusetts Institute of Technology (MIT) im Jahre 2002. Mittlerweile haben sich diese MitMachWerkstätten überall angesiedelt. Das FablabChemnitz als ein Projekt des Stadtfabrikanten e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen zu Zusammenarbeit, Projekten und Innovationen anzuregen. Dafür schafft und bietet es Zugang zu den Werkzeugen und Methoden der digitalen und traditionellen Produktion. Es ist eine offene Werkstatt, die Menschen allen Alters und jedweder sozialen Herkunft bei der Realisierung ihrer Ideen, Projekte oder seines Hobbies unterstützt, unabhängig der jeweiligen Vorkenntnisse auf den einzelnen Gebieten.

Was finden Interessierte bei euch?
Die Möglichkeiten sind vielfältig. Wer hier seine Idee nicht realisieren kann, macht irgendetwas falsch. Wir sind breit aufgestellt. Vom 3D-Drucker, über den Elektronik-, Textil-, Keramik- bis hin zum Lötbereich, CNC, Holz- und Metallbearbeitung und einiges mehr.

Warum macht ihr das?
Wir haben keinen unternehmerischen, sondern einen sozialen Zweck. Wir wollen die Community stärken, Leuten etwas beibringen. Die Leute, die zu uns kommen, sollen sich gegenseitig geistig befruchten. Es soll ein Gemeinschaftsgefühl entstehen.

Wer kommt alles zu euch?
Zu uns kann jeder kommen. Wir haben 31 Mitglieder zwischen 17 und 80 Jahren. Das ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Damit sind wir zufrieden. Vom Schüler, Azubi, Rentner, Lehrer bis zu einem ehemaligen Professor haben wir alles dabei. Mittwochs haben wir offene Werkstatt, zu der auch Nicht-Mitglieder kommen können. Wo sich auch schon ein Professor und eine 14-jährige Schülerin auf einer Ebene begegnen und sich über Dinge ungezwungen austauschen. Das finde ich cool. Die würden sich im Leben eher selten treffen und wenn dann nicht in dieser Atmosphäre.

Wie finanziert ihr euch?
Über Mitgliedsbeiträge, jedes Mitglied zahlt 15 Euro pro Monat. Ansonsten bekommen wir Spenden, auch in Form von Maschinen, Förderungen. Oder wir als Vereinsvorstand begleichen ab und an Rechnungen. Wir sind hundertprozentig Ehrenamtler, wir gehen alle noch arbeiten, oder eben in die Schule.

Wie werden Interessierte auf euch aufmerksam?
Durch Messen, Beteiligungen, durch das Stadtteilmanagement, den Internetauftritt oder durch Feste, wie das Hoffest Phil, das wir in diesem Jahr das zweite Mal veranstaltet haben. 2017 haben wir ca. 400 bis 500 Besucher gezählt. In diesem Jahr war es ähnlich. Hier beteiligen sich alle ansässigen Handwerker und Tüftler.

Wann habt ihr euch gegründet?
Am 13. Januar 2016 haben wir den Verein Stadtfabrikanten e.V. gegründet. Der Verein ist für das Projekt FabLab verantwortlich. Seitdem sind wir damit beschäftigt, die Werkstatt auszurüsten, Strukturen zu schaffen und den Maschinenpark zu erweitern.

Wie bist du dazu gekommen?
Mit den Ergebnissen meiner Diplomarbeit habe ich mich selbstständig gemacht. Ich habe vorher in Nigeria und in der Schweiz gelebt. Es war aber immer mein Anspruch, in Chemnitz etwas Nachhaltiges zu schaffen. Ich bin gebürtiger Chemnitzer und liebe meine Stadt.

Warum hat es dich nach Afrika verschlagen?
Neugier nach einer mir fremden unbekannten Welt und um meinen eigenen Horizont zu erweitern.

Was hast du dort gemacht?
Daniel Tauscher: Ich habe 2008/2009 über ein deutsches Unternehmen eine Villa von einem Bankdirektor renoviert. Das war eine Lebenserfahrung, die ich nicht missen will. Man lernt das zu schätzen, was man hier Zuhause hat.

Wie bist du dann auf die Idee gekommen, FabLab in Chemnitz zu verankern?
Im Rahmen meiner Diplomarbeit. Ich habe für eine Liegenschaft, in dem früher ein Holzhandel war, eine Nutzungsanalyse geschrieben. Ich wollte alle Gebäudeteile wiederbeleben. Mit diesen Erkenntnissen habe ich mich im Bereich der industriellen Holzbearbeitung selbstständig gemacht. Aus verschiedenen Gründen funktionierte dies jedoch nicht so wie gewünscht. Geblieben waren Schulden. Der Weg in die Privatinsolvenz war für mich kein Thema. In dieser Zeit lernte ich das Konzept der MitMachWerkstatt kennen und es ließ mich nicht los. Gemeinsam mit einigen anderen haben wir dann den Verein und das FabLab gegründet.
Seitdem bin ich federführend, leite das, bin gewählter Vorstandsvorsitzender, ich bin Idealist, ein bisschen verrückt. Mein Ziel, einen Mehrwert und Institution für Chemnitz zu schaffen, komme ich mit dem Projekt näher. Ich mache das nicht für mich, sondern für die Gemeinschaft. Zusammen mit den anderen Vorständen subventioniere ich das Projekt am meisten.

Ist der Sonnenberg ein guter Ort für die Mitmachwerkstatt?
Der Sonnenberg als solches beheimatet viele Künstler und kreative Menschen allen Alters. Wir passen in dieses Umfeld sehr gut rein. Auch wenn es im Winter nur schwer möglich ist die Werkstatt dauerhaft aufzuheizen, auf Grund unserer Maschinen ist es jedoch schwierig in Chemnitz eine andere Immobilie zu finden, die dazu einen Werkstattbetrieb zulässt und bezahlbar sind.

Was habt ihr für Ziele für FabLab?
Ziel sind Kooperationen mit Schulen und Museen, um Nachmittagsprogramme anzubieten. Wenn wir für die frühkindliche Bildung unseren Teil beitragen könnten, wäre das fantastisch. Das ist auch meine persönliche Intention: der Nachfolgegeneration etwas mitzugeben. Wenn man Kinder etwas beibringen kann, außerhalb von Konsole, TV und Internet, ist es doch ein schönes Gefühl. Teilweise wissen Kinder oder Jugendliche zwar, wie ein Schraubenzieher aussieht, aber nicht, wie man ihn hält.
Ein weiteres Ziel ist, eine Institution für Chemnitz zu werden und einen Mehrwert für die gesamte Stadt zu schaffen. Dass ein Großteil der Chemnitzerinnen und Chemnitzer uns kennt und wenn es ein Problem gibt, bei dem wir helfen können, zu uns kommt.

Mit wem arbeitet ihr zusammen?
Beispielsweise mit der Bibliothek. Hier kann man an einem Nachmittag die 3D-Druck-Technik erlernen, technische Bastelsets und Lötkits ausprobieren sowie defekte Dinge und Geräte selbst reparieren. Wir könnten uns vorstellen, so etwas auch mit anderen Einrichtungen, wie den Kunstsammlungen oder dem smac, zu machen.
Wir hatten auch schon eine Kooperation mit dem Gründernetzwerk der TU Chemnitz, SAXEED. Dort gab es einen Kurs, der hieß Ideenwerkstatt. Hier wurde theoretisch erklärt, wie man ein Unternehmen gründet: Wie generiere ich Unternehmensideen, wie stelle ich es vor. Bei uns haben die Studenten gelernt, wie man mit einem 3D-Drucker umgeht, wie man einen Laser bedient bzw. andere Maschinen handhabt. Wir wollen gerne Kooperationen knüpfen, um auch mal ein anderes Publikum zu erreichen. Der „normale“ Besucher der Kunstsammlungen wird sich aller Wahrscheinlichkeit nicht zu uns verirren.

Wie viele Stunden pro Woche investierst du in die ehrenamtliche Arbeit?
Drei, vier Tage pro Woche bin ich hier. Da kommen schon mindestens fünfzehn Stunden zusammen.

Wir wollen Kulturhauptstadt werden. Wie stehst du dazu?
Ich befürworte das Vorhaben. Ob es Chemnitz wird oder nicht, spielt für mich gar keine so große Rolle. Entscheidend sind die Denkprozesse, sich mit so einer Bewerbung auseinander zu setzen, eine Vision zu entwickeln. Das ist das Beste, was Chemnitz passieren kann. Chemnitz ist für mich immer noch ein schlafender Riese. Allein von der Wirtschaftsmacht, von den ganzen Unternehmen, die hier ansässig sind, hat die Stadt ein unheimliches Potenzial.

Was müsste sich bis 2025 in der Stadt noch ändern?
Die Leute sollten erst einmal mehr miteinander reden. Dafür finde ich die Bürgerplattformen, die ins Leben gerufen wurden, sehr gut. Chemnitz braucht eine Vision, Chemnitz braucht ein Ziel. Dafür muss man die Leute mit ins Boot holen. Es werden sich nie alle Chemnitzerinnen und Chemnitzer daran beteiligen, aber man muss die Verdrossenheit ein bisschen aufbrechen.

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