Show-T.I.M.E.

Prof. Mike Winkler & Katrin Storm

Macher der Woche vom 7. Dezember 2018

Chemnitz. 1995. Als die Musiklehrerin Katrin Storm mit einer Schülergruppe und dem festen Willen, ein Musical zu produzieren, vor dem Toningenieur Prof. Mike Winkler stand, fügte sich eins zum anderen. Seither sind die beiden nicht nur privat ein eingespieltes Team, sondern engagieren sich in ihrer Freizeit für ihre gemeinsame Leidenschaft: das Musical. Doch wie kamen die beiden zu dieser hohen Auszeichnung der Bundesrepublik, dem Bundesverdienstorden? Im Macher-der-Woche-Interview gewähren die Ausgezeichneten, Frau Katrin Storm und Herr Prof. Mike Winkler, Einblick in die Entwicklung der Theater-AG am Kepler-Gymnasium und den Trägerverein Freundeskreis T.I.M.E. e. V.


Wie hat es sich angefühlt, als Ministerpräsident Michael Kretschmer Ihnen vor gut zwei Wochen den Bundesverdienstorden verliehen hat?
Katrin Storm:
 Wir waren sehr überrascht, dass uns diese Ehrung zugesprochen wurde. Aber es zeigt, dass unser Engagement für die Jugendlichen besonders von deren Familien, aber auch von der Schule und unseren Partnern als sehr wertvoll eingeschätzt wurde. Wir sind in dem Projekt als Familie aufgegangen. Unsere beiden Kinder sind damit aufgewachsen, selbst mit dabei und wenn so etwas gewürdigt wird, ist das sehr schön.
Prof. Mike Winkler: Es ist eine große Ehre, dass gerade wir die Auszeichnung bekommen haben. Wir möchten hier auch auf diejenigen hinweisen, die nicht zu den Geehrten gehören, aber ohne die so eine komplexe Form der musisch-kulturellen Bildung für Jugendliche gar nicht möglich wäre.  

Eine Lehrerin und ein Professor – wieso haben Sie Musicals auf die Beine gestellt?
Prof. Mike  Winkler: 
Musicals waren in den 90er Jahren gerade als moderne Form des Musiktheaters sehr beliebt, besonders auch unter den Jugendlichen. Die Themen, die man damit ansprechen konnte, und auch die Musik entsprachen ihrem Lebensalltag, ihrem Geschmack. Für mich, zu dieser Zeit Toningeneur am Schauspielhaus Chemnitz, stellte es eine interessante Herausforderung dar. Da war eine Schule, die in den Projekttagen inhaltlich und szenisch ein Stück geschaffen, mit technischer Unterstützung erfolgreich aufgeführt hatte, und nun sollte all das Engagement wieder versiegen?
Katrin Storm: Wir haben gemeinsam mit den KollegInnen und der Schulleitung überlegt, wie man diesem Engagement und dem Elan der SchülerInnen des Keplergymnasiums entsprechen könnte. Die Arbeitsgemeinschaft entstand. Wir überarbeiteten das erste Stück, suchten das nächste und stellten recht schnell fest, dass man mit solch einem Projekt nur erfolgreich sein kann, wenn man nicht auf Zeit und Aufwand schaut, sondern auf Gemeinschaft, Teamgeist und Spaß an der Sache.
Prof. Mike Winkler: Genau. Wir planten Probencamps, Aufführungen und als großes Highlight jedes Jahr eine Sommertour durch mehrere Ferieneinrichtungen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Jedes Jahr wuchs der Umfang unseres Projekts. Im Jahr 2015 spielten wir fünf verschiedene Aufführungen, darunter das Musical „Dracula“ oder Dostojewskis Schauspiel „Weiße Nächte“ und ein Showprogramm – alles mit Jugendlichen im Schulalter.
Katrin Storm: 2015 war für uns ein einschneidendes Jahr. Wir hatten uns entschlossen, T.I.M.E.- das Tanz-, Inszenierungs- und Musical-Ensemble aufzulösen. Nicht deshalb, weil wir keine Unterstützung mehr bekommen hätten. Wir konnten den zeitlichen Anspruch nicht mehr realisieren.

War das das Ende der Musicalgruppe T.I.M.E.?
Prof. Mike Winkler:
 Wie man unseren heutigen Aufführungen entnehmen kann: Nein. Beim gemeinsamen Treffen zum Aufräumen nach der letzten Sommertour haben wir stattdessen überlegt, wie wir weitermachen können. Neues Konzept: Proben nur noch einmal im Monat und dafür aber immer samstags.
Katrin Storm: Der „Freundeskreis T.I.M.E.“, der bereits seit 2005 als Förderverein der Arbeitsgemeinschaft fungierte, füllte die Rechtslücke und kooperierte mit dem J.-Kepler-Gymnasium. Er übernahm alle Mitglieder, die aktiv auf der Bühne arbeiten wollten und bot auch den eher fördernd wirkenden Eltern und Freunden die Mitgliedschaft an. Sein eigentliches Ziel, die Unterstützung dieser Gemeinschaft, ist damit nur noch verstärkt worden.
Prof. Mike Winkler: Die Bearbeitung finanzieller Mittel, beispielsweise für Musik, Aufführungsrechte, Kostüme oder Technik ist über den Verein als juristische Person geregelt. Das Projekt T.I.M.E. setzt sich also darin fort. Alle gehören zusammen, sind abgesichert und können so weiter Musicalprogramme zur Aufführung bringen.

Was bringt das Musicalspielen?
Katrin Storm:
 Es trägt viel zur Persönlichkeitsbildung der Jugendlichen bei. Wir haben die Kinder am Entstehen der Stücke beteiligt und sie haben Verantwortung für eigene Bereiche bekommen. Dieses pädagogische Konzept hat auch unseren jetzigen Schulleiter, Herrn OStD St. Lamm, begeistert, sodass er uns beim Umzug ins Gebäude auf der Fürstenstraße enorm unterstützte. Dadurch, dass wir uns untereinander Verlässlichkeit bewiesen haben, hat jeder auf diese Weise schnell gemerkt, dass das die Grundlage für gemeinsamen Erfolg darstellt. Das sind intensive Erfahrungen, die die Schüler prägen.
Prof. Mike Winkler: Das ist eine schöne Möglichkeit in unserer Gesellschaftsordnung zu zeigen, dass alles möglich ist, wenn man es gemeinsam tut. Jeder, der an dem Projekt mitarbeitet, ist extrem wichtig. Man muss sich von der Ellenbogengesellschaft lösen, denn es geht nicht nur um den eigenen Erfolg. Wenn zum Beispiel jemand seinen Text oder seine Choreografie nicht gelernt hat, kann nicht gemeinsam geprobt werden. Jeder ist Teil der Gemeinschaft – das vermittelt das Musicalspielen sehr gut.

Wie kann man sich über den Verein informieren, Mitglied werden oder Termine der Aufführungen erfahren?
Prof. Mike Winkler:
 Das Besondere am Musical ist ja, dass es aus so vielen künstlerischen und technischen Bereichen besteht: Schauspiel, Singen, Tanzen, Bühnenbild, Ton-/Licht- und Bühnentechnik, Kostüm und Maske, aber auch Marketing und Organisation gehören dazu. Alles wird durch SchülerInnen und Studierende, die heute mitwirken, selbst erarbeitet. Auch unser Alumni-Netzwerk unterstützt uns noch heute.
Katrin Storm: Ja, das ist das Schöne daran. Die Gemeinschaft bleibt. Im „Gesamtkunstwerk“ kann jeder seine Aufgabe finden, fühlt sich eingebunden und seine Arbeit deshalb auch als wertvollen, nützlichen Beitrag. Anerkennung für die Leistung wie für das Bemühen, gemeinsam schwierige Probleme in Erfolg verwandeln, das war und ist auch heute noch unser Anliegen – jemandem etwas zutrauen, Verantwortung übertragen und einfordern, dabei Helfen und Mut machen. Wir denken, dass es das ist, was die Eltern der Mitglieder 2015 dazu bewogen hat, für uns zwei diese Ehrung zu beantragen.

Aus der ehemaligen Schularbeitsgemeinschaft T.I.M.E. am J.-Kepler-Gymnasium Chemnitz unter der Leitung von Katrin Storm und Prof. Mike Winkler ist die Musicalshowgruppe TIME 4 You hervorgegangen, die mit ihren ca. 30 aktiven Mitgliedern über den Verein „Freundeskreis TIME e.V.“ auf ein Netzwerk an Freunden und Förderern zurückgreifen kann. Weitere Informationen sind auch auf der Homepage www.time-musical.de abrufbar. Die Showgruppe probt einmal monatlich am Wochenende, um jährlich zwei neue Showprogramme zu erarbeiten, die sie dann zum Beispiel zu Kinderweihnachtsfeiern von Firmen, zu Firmenevents, Jugendweihen oder auch in der Aula des Kooperationspartners, dem J.-Kepler-Gymnasium, aufführt.

Was waren Ihre persönlichen Highlights in der gesamten Laufbahn des Vereins?
Katrin Storm: 
2000 waren wir auf der Expo mit einer Aufführung von „Baby, komm tanz‘ mit mir“, einer selbstkreierten Show mit Musik der deutschen Rock’n’Roll-Zeit. Das war ein ganz großes Erlebnis.
Prof. Mike Winkler: Wir hatten ein tolles Austauschprojekt mit der Jugendkunstschule in Ústí nad Labem in Zusammenarbeit mit der Chemnitzer Kindervereinigung. Es gibt viele, viele Kontakte zu den älteren Mitgliedern, das bereichert einen im Leben sehr.

Chemnitz bewirbt sich als Europäische Kulturhauptstadt 2025. Was halten Sie davon?
Prof. Mike Winkler:
 Ich finde es gut, dass Chemnitz so viel Mut hat, sich zu bewerben, denn es ist für die Stadt eine tolle Chance zu zeigen, wie vielfältig sie ist. Auch die vielen Vereine können zeigen, was sie alles bewegen. Da gibt es so viel Engagement, das keiner sieht – die Bewerbung könnte das sichtbar machen.
Katrin Storm: Die Bewerbung kann dazu beitragen, dass die Chemnitzer sich vieler Anliegen bewusster werden. Die Bewerbung befördert so viele Gedanken dazu, wie man das Leben in der Stadt lebenswerter machen kann. Das ist ein guter Anstoß. Die Stadt ist lebenswert, das muss wertgeschätzt werden.

 

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