„Das Weindorf ist deutschlandweit einzigartig“

Siegfried Ade

Macher der Woche vom 26. Juli 2019

Das beliebte Chemnitzer Weindorf feiert in diesem Jahr seine 30. Auflage. Siegfried Ade, der Organisator, legte 1990 mit fünf Winzern den Grundstein für den heutigen Erfolg. Bis zum 18. August schenken 30 Winzer ihre Weine an die Chemnitzerinnen und Chemnitzer sowie Gäste aus ganz Deutschland aus. Denn das Weindorf ist eines der beliebtesten in Deutschland: sehr zur Freude von Siegfried Ade.


Wie sind Sie auf die Idee gekommen, in Chemnitz ein Weinfest zu organisieren?
Siegfried Ade:
Wir waren damals in Baden-Württemberg oft bei derartigen Veranstaltungen unterwegs und dabei kam die Idee auf, eine kleine Veranstaltung mit Wein hier auf die Beine zu stellen. Es war nicht mit der von heute vergleichbar, dennoch kam es gut an. Daraufhin machten wir uns Gedanken darüber, wie eine Fortsetzung aussehen könnte. In den vergangenen zehn bis zwölf Jahren hat sich das Weindorf sehr gut entwickelt. Die Gäste hatten das Angebot und Ambiente immer mehr honoriert. Es kam bei den Menschen immer besser an.

1977 stellte Siegfried Ade sein erstes Weinfest in Stuttgart auf die Beine, später auch international in Frankreich, Italien und Japan. Das Handeln habe er im Blut, sagt der 74-Jährige. Schon seine Vorfahren waren Händler – das reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Neben dem Weindorf Chemnitz veranstaltet der gebürtige Baden-Württemberger, der aber seit 1994 Sachsen sein Zuhause nennt, noch ein Weinfest in Leipzig.

Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie in diesem Jahr?
Es ist schwer, eine Prognose abzugeben. Wir haben hier zwischen 1.200 und 1.300 Sitzplätze. Wenn wir gut besucht sind, haben wir, mit wechselnder Kundschaft, schätzungsweise 1.500 Besucher an einem Abend.

Bis zu 50.000 Besucher verweilten schätzungsweise im vergangenen Jahr an den 16 Tagen im Weindorf. Im Jubiläumsjahr geht‘s eine Woche länger. Insgesamt lassen über 30 Winzer und Händler den Neumarkt zum Ort für Genießer werden.

Gibt es eine Erklärung für den Erfolg des Weindorfes?
Wein hat schon immer eine Geschichte der Kommunikation und des Zusammensitzens gehabt. Der gesellschaftliche Faktor mit Freunden, Familie oder sich gar mit fremden Menschen zu unterhalten, steht bei uns im Vordergrund. Nur so kann man die Menschen mit auf die Reise nehmen. Beim Weinfest kommen die verschiedensten Menschen zusammen. Sie sollen kommunikativ, tolerant und anständig zueinander sind. Das ist in der heutigen Zeit extrem wichtig.

Was hat sich in 29 Jahren Weindorf alles verändert?
Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung der vergangenen 20 Jahre. Heutzutage ist man wieder etwas kommunikativer als früher. Es sitzt Jung und Alt zusammen, wodurch Kommunikation auch generationsübergreifen stattfindet. In den vergangenen zehn Jahren hat sich auch ein anderes Lebensgefühl in der Stadt entwickelt.

Schönstes Erlebnis in 29 Jahren Weindorf?
Mein schönstes Erlebnis war vergangenes Jahr, als ich so langsam sehen konnte, dass die ganze Arbeit nicht umsonst sondern gefestigt war. Die Besucher waren durchweg zufrieden, sie haben sich gefreut und uns gegenüber positiv geäußert. Hinzu kommt die positive Resonanz, die an uns von außen herangetragen wurde. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass wir in der Stadt Chemnitz, die keine Weinregion ist, ein Weinfest über drei Wochen veranstalten. Das ist deutschlandweit einzigartig. Bei gutem Wetter braucht man durchaus Glück, um einen Platz zu finden. Ein Weinfest in dieser Größenordnung ist für mich unglaublich.

Vergangenes Wochenende Bierfest, nun Weindorf – ist Chemnitz eher eine Bier- oder Weinstadt?
Das kann man nicht konkret sagen. Wir haben ein gewisses Klientel, das auf Wein abfährt. Natürlich ist auch das Bier sehr beliebt, aber das, was wir in den letzten Jahren erreicht haben, deutet auf einen Wandel zum Wein hin.

Drei Wochen Weindorf – das klingt nach viel Arbeit.
Das stimmt. Wir brauchen fünf bis sechs Tage, bis alles ordentlich aufgebaut ist. So dass es schick und ansprechend aussieht. Zur Vorbereitung benötigen wir drei bis vier Wochen, beispielsweise für Dekorationen.

Machen sie solche Veranstaltungen noch anderswo in Deutschland?
Wir arbeiten auch noch mit der Stadt Leipzig zusammen und veranstalten dort ebenfalls ein Weinfest, das sich in den vergangenen Jahren ebenfalls gut entwickelt hat.

Wein ist ein Kulturgut, Chemnitz will 2025 europäische Kulturhauptstadt werden. Was denken Sie über das Thema Kulturhauptstadt?
Zuerst will ich sagen, dass ich die Entwicklungen der Stadt in den vergangenen Jahren als positiv einschätze. Die Ereignisse im Sommer 2018 einmal ausgeklammert. Der Titel „europäische Kulturhauptstadt würde Chemnitz etwas bringen. Es steckt viel Arbeit in so einem Projekt. Die muss jemand stemmen. Wenn das klappt, wird es sicherlich ein großer Erfolg. Und ich hoffe natürlich, dass dieses Ziel gelingt.

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