Mensch mit großer Leidenschaft fürs All

Denny Russo

Macher der Woche vom 21. August 2020

In diesem Jahr feiert das Kosmonautenzentrum „Sigmund Jähn“ im Küchwald seinen 56. Geburtstag. Als das Zentrum im Sommer 1964 entstand, hieß Chemnitz noch Karl-Marx-Stadt und Juri Gagarin war als erster Mensch ins All geflogen. Der Flug wurde letztlich auch zur Initialzündung für den Jugendtreff. Denny Russo war da noch gar nicht geboren. Seit 18 Monaten lenkt er die Kosmonautenzentrums-Rakete im städtischen Bildungs- und Kulturorbit. Er hat einiges vor.


Wie steht es mit der aktuellen Umlaufbahn des Kosmonautenzentrums?
Denny Russo:
Seit 1,5 Jahren gestalten wir das Kosmonautenzentrum um. Das Augenmerk soll nicht nur auf der Geschichte der Raumfahrt liegen, sondern auch auf aktuelle Themen. Ziel ist es, das Kosmonautenzentrum wieder in den Blickpunkt der Chemnitzerinnen und Chemnitzer zu rücken und ein breiteres außerschulisches Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche anzubieten.

Das Kosmonautenzentrum ist den meisten Chemnitzerinnen und Chemnitzern zwar bekannt, aber nur von außen. Warum ist es so schwer, sie in die Räume zu holen?
Viele kennen es noch von früher. Vor der Wiedervereinigung gehörten Besuche zum Rahmenprogramm der Jung- und Thälmannpioniere. Mittlerweile ist es leider jedoch wirklich so, dass in der Öffentlichkeit oft immer noch das Bild besteht, dass Besucher hier nur Tests und einen simulierten Raumflug machen können. Das lockt niemanden mehr hinter dem Ofen vor. Dabei haben wir mittlerweile viel mehr zu bieten.

Was genau?
Aktuell errichten wir einen Niedrigseilparcours neben unserem bestehenden pädagogischen Hochseilgarten im Hof. Dadurch wollen wir unser Angebot erweitern und auch dem Besucher mehr Aktivitäten bieten. Den Innenbereich haben wir übersichtlicher gestaltet. Der nächste Schritt ist, den Status als Erlebnispädagogisches Zentrum in den Köpfen der Menschen zu verankern. Denn die Besucher sollen merken, dass man hier nicht nur Informationen bekommt, sondern sich auch in verschiedenen Umfängen selbst einbringen und ausprobieren kann. Wir können beispielsweise auf individuelle Wünsche reagieren. So bieten wir nicht nur einen Kindergeburtstag zum Thema Raumfahrt an, sondern haben mittlerweile auch ein Programm für einen Outdoor-Geburtstag zusammengestellt.
Unser Außengelände ist unabhängig von den Öffnungszeiten nutzbar. Hier steht u.a. eine Tischtennisplatte samt Schläger und Bällen zur Verfügung, von denen bisher nicht einer weggekommen ist. Die Besucherinnen und Besucher wissen das Angebot zu schätzen und gehen verantwortungsvoll damit um. Gleiches gilt für den Spielplatz und unsere Sportgeräteausleihe.
Und unser Besuchermagnet – der Kontrollraum der Rakete, soll auch modernisiert werden. Dafür benötigen wir Bundesmittel. Das ist aber natürlich nicht von heute auf morgen gemacht.

Nach dem Prinzip „Kinder für Kinder“ widmet sich die Einrichtung der solaris Förderzentrum für Jugend und Umwelt gGmbH Sachsen der außerschulischen Jugendbildung auf naturwissenschaftlich-technischem Gebiet in den Bereichen Weltraumforschung, Raumfahrt, Astronomie und Meteorologie. Dieser besondere Ansatz, verbunden mit der nicht „all“-täglichen Thematik, gibt dem Kosmonautenzentrum seinen einzigartigen regionalen und überregionalen Stellenwert. Besucher werden von der Stammbesatzung, den „Stammis“ – Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 18 Jahren – sachkundig betreut. Sie erleben die Faszination Raumfahrt oder können Kosmonautentests sowie Gleichgewichtstrainings auf dem Astrotrainer durchführen. „Wenn sich die aktuelle Corona-Situation entspannt, können Besucher simulierte Raumflüge mit dem Stammpersonal miterleben. Ein Höhepunkt bei jedem Besuch“, so Denny Russo.

Was machen die Jugendlichen in der Einrichtung?
Die außerschulische Bildungseinrichtung nutzt das Kind-Kind-Prinzip d.h. Kinder und Jugendliche kommen in die Einrichtung und lernen, wie sie anderen Kindern aber auch Erwachsenen Informationen zum Thema Raumfahrt, Astronomie und Meteorologie vermitteln können. Die Kinder betreuen die Besucher in der Einrichtung. Sie führen mit ihnen die Raumfahrertests oder auch einen simulierten Raumflug durch.
Die Aufgabe des Kosmonautenzentrum als Teil des Erlebnispädagogischen Zentrums ist, Angebote zu schaffen, um den Besuchern der Einrichtung themenspezifische Eindrücke zu vermitteln. Die Gäste werden dann durch unsere Kinder, das so genannte Stammpersonal, betreut. Das ist eine AG mit derzeit 19 aktiven Mitgliedern. Ein Besuch ist, ähnlich wie in einem Sportverein, zwar keine Pflicht, macht aber umso mehr Sinn, je häufiger die Kinder da sind. Für die AG gibt es auch einen eigenen Dienstplan. Sie lernen bei uns den Umgang mit den Besuchern und wie man Wissen vermittelt. Ganz unbewusst entwickeln sich dabei persönliche und soziale Kompetenzen, die nicht nur in der Schule, sondern auch später für den beruflichen Erfolg entscheidend sein können.

Am 26. August 1978 war Sigmund Jähn mit der Rakete „Sojus 31“ vom russischen Raumfahrtzentrum Baikonur aus gestartet. Gemeinsam mit dem sowjetischen Kosmonauten Waleri Bykowski war er sieben Tage, 20 Stunden und 49 Minuten im All. Im Herbst 1978 wurde er Ehrenbürger der Stadt Chemnitz und seit mehr als 40 Jahren trägt das Kosmonautenzentrum seinen Namen. Er ist dort mit allerlei Exponaten präsent. Bis zu seinem Tod im September vergangenen Jahres war er regelmäßig gerngesehener Gast im Küchwald. Zuletzt im März 2019, als er einen Erlebnispfad eröffnete. Dort können die Besucher zahlreiche Experimente vornehmen – wie die damaligen Kosmonauten.

Welches Ziel verfolgen Sie mit der Einrichtung?
Wie bereits gesagt, wollen wir die Faszination Raumfahrt alters- und alltagsgerecht vermitteln und mit erlebnispädagogischen Angeboten die Persönlichkeitsbildung unserer Gäste und AG-Mitglieder fördern. Darüber hinaus ist es mir wichtig, dass alle Küchwald-Akteure – Parkeisenbahn, Freilichtbühne, Botanischer Garten, Erlebnispädagogisches Zentrum – im Sinne der Besucher zusammenarbeiten. Ein aktuelles Projekt ist die Beschilderung im Küchwaldpark. Die soll den Besuchern einen Überblick über die Anlage geben. Ein anderes Projekt soll nächstes Jahr Premiere feiern. Ein gemeinsames Eröffnungsfest zum Saisonstart mit allen Küchwald-Akteuren.

Wie läuft die Beziehung zu den örtlichen Schulen?
In diesem Fall profitieren wir von früher, weil viele Lehrer unsere Einrichtung noch kennen. Vor allem Grundschulklassen nutzen das Angebot – gerade zum Schuljahresende. Auch Kitas kommen kurzfristig vorbei. Das breitere Angebot soll auch noch weiter ausgebaut werden.

Vor seiner Anstellung im Kosmonautenzentrum war Denny Russo, gelernter Zentralheizungs- und Lüftungsbauer, zwölf Jahre Berufssoldat. „Ich habe immer was mit Menschen gemacht“, lacht der Mitte 40-Jährige. In enger Zusammenarbeit mit den weiteren Akteuren im Küchwaldpark setzt er sich für die Weiterentwicklung des Parks als attraktive Anlaufstelle für Familien ein.

Woher kommt Ihre Leidenschaft für das Kosmonautenzentrum?
Es bereitet mir große Freude, wenn ich Menschen vereinen kann und glückliche Familien sehe. Die Motivation, die Entwicklung und die strahlenden Augen der Kinder zu sehen, bedeutet mir sehr viel. Es ist aber auch das Feedback von den Besuchern, das einen bestätigt, dass der Weg, den wir seit 1,5 Jahren gehen, der richtige ist.

Öffnungszeiten des Kosmonautenzentrums: Montag/Dienstag – Ruhetag, Mittwoch bis Freitag 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 13 bis 17 Uhr. In den Ferien öffnen sich die Türen Mittwoch bis Freitag sogar schon 13 Uhr.

 

 

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