Zwölf aufregende Jahre im Ehrenamt

Volker Lange

Macher der Woche vom 28. August 2020

Mit seinen 100 Jahren gehört der Chemnitzer Polizeisportverein (CPSV) zu den elf Vereinen in der Stadt, die auf eine so lange Historie zurückblicken können. Bei gegenwärtig 215 Sportvereinen ist das eine beachtliche Leistung. Seit 2008 lenkt Volker Lange die Geschicke auf dem Gelände an der Forststraße. Eine sehr bewegte Zeit, in der der Verein regional und überregional für Schlagzeilen sorgte und existenzbedrohende Situationen überstand. Obwohl seine Kandidatur im kommenden Jahr noch nicht feststeht, hat der Präsident weiterhin einiges vor.


Wie waren die Feierlichkeit zum 100. Geburtstag am 17. August? Unter den aktuellen Gegebenheiten eine schwierige Situation?
Volker Lange:
Es war keine Feier im herkömmlichen Sinne. Wir wollten daran erinnern, dass am Tag zuvor vor 100 Jahren der Verein gegründet wurde. Unter den aktuellen Pandemiebedingungen waren 50 Mitglieder und Gäste eingeladen.

Klingt enttäuscht?
Wir sind sehr enttäuscht. Wir hatten viel geplant, wollten zu einem Schwimmfest für jedermann ins Sportforum einladen. Das Motto sollte lauten: 100 mal 100, was bedeutet, dass 100 Schwimmerinnen bzw. Schwimmer jeweils 100 Meter zurücklegen. Auf der Anlage an der Forststraße sollte ein Erlebnissportfest für Familien steigen. Und als krönender Abschluss die Festveranstaltung im Chemnitzer Hof. Das alles musste in diesem Jahr ausfallen. Es ist sehr ärgerlich, weil wir in der Endphase der Organisation waren.

Was wollen Sie davon im nächsten Jahr nachholen?
Wir wollen so viel wie möglich nachholen, weil 100 Jahre immer etwas Besonderes sind. Einen Verein über einen so langen Zeitraum erhalten zu haben, ist schon etwas Besonderes. 1920 gegründet, 1948 wieder von Polizisten aufgebaut, 1953 zu Dynamo übergegangen und 1989/90 wurde der Verein erneut von Polizisten gegründet und sofort für alle Interessierten geöffnet – eine so bewegende Geschichte muss dann im nächsten Jahr gewürdigt werden.

100 Jahre CPSV, davon zwölf unter dem Präsidenten Volker Lange. Wenn Sie ein Resümee ziehen müssen, wie fällt das aus?
Wir haben unglaublich viel geschafft. Dafür gebührt meinen ehrenamtlichen Mitstreitern ein großes Dankeschön. Es gab sehr schöne Momente. Wir haben u. a. den Silvesterlauf über Jahre organisiert, die Erzgebirgsrundfahrt durchgeführt und die Deutsche Meisterschaft der Rhythmischen Sportgymnastik nach Chemnitz geholt. Wir haben viele Jahre höherklassigen  Damenvolleyball gespielt, eine Spielzeit 1. Bundesliga vor fast 1.000 Leuten. Das hat den Verein leider überbeansprucht und beinah die Existenz gekostet.

Warum?
Sportlich waren wir nicht so schlecht, aber das Umfeld hat die 1. Bundesliga nicht gerechtfertigt. Die Pleite der eigenen Marketing-Gesellschaft, die für den Volleyball gegründet wurde, hat uns Jahre begleitet. Doch wir wollten als Verein nicht einfach einen Insolvenzantrag stellen. Wir haben fünf Jahre hart gekämpft und den Verein durch diese großen Schwierigkeiten gebracht.

Der Verein stand vor dem Aus?
Das war so und es wäre definitiv einfacher geworden. Aber wir haben Eigentum: die Halle an der Forststraße gehört uns. Die wäre bei einer Insolvenz an die Bank gegangen. Deshalb sind wir den schweren Weg gegangen. Darauf bin ich stolz.

Apropos stolz. Es gab weitere schöne Momente in ihrer Amtszeit – Olympia in Rio de Janeiro beispielsweise.
Ja, da war ich 2016 und wollte unsere Bahnradfahrer anfeuern. Welcher Breitensportverein kann von sich behaupten, dass seine Sportler bei Olympia starten. Und wir hatten fast zwei. Aber Max Niederlag musste krankheitsbedingt ohne Start abreisen. Für Joachim Eilers blieb am Ende leider nur der 4. Platz. Doch es war ein Wahnsinnserlebnis, das ich niemals vergesse.

Als Volker Lange 2008 zum Präsidenten gewählt wurde, sollte seine Amtszeit nach eigener Aussage ursprünglich vier Jahre dauern. Das hat sich jetzt verdreifacht. „Die vier Jahre waren gesetzt. Aber wir waren in den Jahren in der Insolvenz der Marketing GmbH. Da kann ich nicht aufhören. Dann waren die Aussagen der Mitstreiter, wenn du bleibst, bleiben wir und machen weiter. Das war ein wesentlicher Punkt.“ Pandamiebedingt finden die Wahlen erst im nächsten Jahr statt. Ob Volker Lange noch einmal antreten wird, weiß er nicht. Eigentlich würde er viel lieber für einen jüngeren Platz machen. „Das Präsidium würde nicht so lange zusammenbleiben, wenn uns potentielle Nachfolger die Türen einrennen würden“, verrät er schmunzelnd. Dabei hat er noch so viel im Verein vor. Nach der Sanierung der Hartplatzfläche 2019, auf der sich jetzt ein moderner Kunstrasenplatz befindet ohne umweltschädigendes Granulat, sollen nächstes Jahr Naturrasenplatz und die Leichtathletikanlage folgen. „Wenn nochmal eine solche Aufgabe kommt, könnte ich mir eine Kandidatur 2021 vorstellen“, so Volker Lange. Nötig wäre es auf alle Fälle. „Der Untergrund besteht aus Schlacke, die bei starkem Regen kaum noch Wasser aufnimmt. Die Laufbahn säuft uns regelmäßig ab.“

Wie optimistisch sind Sie, dass ein solches Vorhaben umsetzbar ist?
Wenn die Corona-Pandemie nicht wäre, dann optimistischer. Corona mischt aktuell die Karten neu. Dieses 1,9 Millionen-Euro-Projekt können wir auf keinen Fall als Verein selber stemmen. Wir brauchen Fördermittel. Ich bin der Meinung, dass unsere politischen Entscheidungsträger sehen, welche soziale Arbeit unser Verein und die Anlage machen.
Außerdem könnte eine Grundschule die Anlage mit nutzen. Damit schafft man einen zusätzlichen Mehrwert für die Stadt. Aber dann kam Corona. Ärgerlich. Trotzdem haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben. So viel sei gesagt: Wir haben unsere Arbeit gemacht und stehen in den Startlöchern. Es kann also losgehen.

Der CPSV ist mit rund 1.200 Mitgliedern (20 Sportarten in 16 Sektionen) der drittgrößte Chemnitzer Mehrspartenverein, nach dem Universitätssportverein und der SG Adelsberg. Der Hauptstandort an der Forststraße verfügt über einen Rasenplatz, einen Kunstrasenplatz, eine Beachvolleyball- und eine Leichtathletikanlage. Die Drei-Felder-Sporthalle wurde 2001/2002 erbaut. Außerdem betreibt der Verein zwei weitere Sportstätten: Ein Kampfsportzentrum in der Kappelbachgasse und die Judoka haben ihre Heimstätte in einer Halle an der Ernst-Wabra-Straße. Im Verein steht der Breiten-, Kinder- und Jugendsport im Vordergrund. Aber auch Athleten im Sektor Leistungssport haben beim CPSV ein sportliches Zuhause – die beiden Top-Sprinter im Bahnradsport, Stefan Bötticher und bis vor Kurzem Joachim Eilers.

Wie betrachten sie die Zukunft der ehemaligen Sportstadt Chemnitz, die wir gerne wieder sein wollen?
Ich finde, dass die Stadt einen guten Job macht. Es wird wieder investiert in den Sport – beispielsweise im Sportforum. Diesen Weg finde ich richtig – ein Zeichen zu setzen mit Investitionen. Beispielsweise die Sanierung des Marathonturms, in den der Olympiastützpunkt einzieht oder die beiden Kunstturnhallen. Ich hätte natürlich noch viel lieber eine neue Radrennbahn (lacht). Weil, wer hat schon zwei Bahnradweltmeister in der Stadt. Wir haben sie!
Was mir mehr Bedenken bereitet, ist die wirtschaftliche Unterstützung in Chemnitz, seitens der Sponsoren. Es sind immer die drei gleichen, die von jedem Verein gefragt werden. Da sollten sich auch andere positionieren. Ansonsten wird es immer schwieriger, Spitzensport hier in Chemnitz zu haben.

Unsere Abschlussfrage: Kann der Sport von der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 profitieren?
Ich denke schon. Wenn Chemnitz bekannter wird, kommt das auch dem Sport zugute. Außerdem verbessert das den Ruf der Stadt. Ich erinnere mich gern an unsere Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft der rhythmischen Sportgymnastik 2015 zurück. Das war so toll. Die Sportler kamen u. a. aus Bremen und Hamburg und strömten in ihren bunten Anzügen nach den Wettkämpfen in die Innenstadt. Die Stimmung aus der Hartmannhalle, mit 2000 Zuschauern voll, schwappte in die Innenstadt. Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren von Chemnitz begeistert. Ich sehe die Kultur auch nicht als Konkurrenz zum Sport. Beide können sich gut ergänzen, wenn die Gelder fair verteilt werden und man bereit ist, etwas zurückzugeben.

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