26.05.2017
Pressemitteilung 325

Jeder Stein ein Schicksal


21 neue Stolpersteine werden am 30. Mai in Chemnitz verlegt – 9 Uhr Auftaktveranstaltung, Andréstraße 43

21 Stolpersteine kommen am Dienstag, dem 30. Mai zu den 155 bereits in Chemnitz vorhandenen hinzu. Seit mehr als 25 Jahren erinnern Stolpersteine in ganz Europa an Menschen, die Gräueltaten von Nationalsozialisten ausgesetzt waren.

Die vom Kölner Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufene Initiative wird auch seitens der Stadt Chemnitz unterstützt. Demnig verlegt hier seit 2007 Stolpersteine in Erinnerung an Menschen, die unter der Verfolgung des NS-Regimes gelitten haben oder ermordet wurden.
Aus Anlass der Verlegung neuer Stolpersteine reisen nationale und internationale Gäste als Stolperstein-Paten nach Chemnitz.

Zur Auftaktveranstaltung 9 Uhr an der Andréstraße 43 werden Bürgermeister Philipp  Rochold, Schulleiter des Dr.-Wilhelm-André-Gymnasiums Andreas Gersdorf und Schulleiterin des Georgius-Agricola-Gymnasiums Silvia Fehlberg als Redner erwartet. Das Rahmenprogramm wird vom Dr.-Wilhelm-André-Gymnasiums durchgeführt.

Medienvertreter sind herzlich eingeladen, dabei zu sein.

Ablauf der Verlegung der Stolpersteine in Chemnitz am Dienstag, 30. Mai 2017

Start: 9 Uhr – Andréstraße 43
An diesem Ort lebte die jüdische Familie Zuer. Nach dem Tod ihres Ehemannes David Zuer 1929 verzog Johanna Zuer (geb. Brinitzer, 1886) 1933 mit ihrem Sohn Wolfgang Zuer (geb. 1921) nach Gera. Beide wurden von dort am 10. Mai 1942 in das Ghetto Belzyce deportiert und ermordet.
Paten: Dieter Nendel (Gera), Schüler und Lehrer des Georgius-Agricola-Gymnasiums Chemnitz

9.55 Uhr – Weststraße 24
Lilly Salgo (geb. 1918, verheiratete Katz) wohnte hier mit ihren Eltern, bevor sie im Alter von 18 Jahren nach Berlin umzog. Ihr gelang die Flucht in die USA, wo sie ihren späteren Mann kennenlernte und eine Familie gründete. Sie verstarb 2013 in Florida. Zwei Stolpersteine erinnern hier bereits an die Eltern Ludwig und Laura Salgo, die nach der Deportation 1942 im Ghetto Belzyce ermordet wurden.
Pate: Dr. Detlef Thierig

10.20 Uhr – Hübschmannstraße 12
Mendel Schmul Muschinsky (geb. 1889) und seine Ehefrau Louisa Rochla Muschinsky (geb. Schneider, 1889) wurden am 28. Oktober 1938 nach Polen ausgewiesen und lebten fortan in dem Ghetto Łomża. Nach dessen Auflösung wurden sie in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie am 20. Januar 1943 ermordet wurden. Ihre Söhne hatten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können.
Pate: Peter Muschinsky (Verwandter aus Dänemark)

10.50 Uhr – Schumannstraße 8
Die hier einst wohnhafte Familie des Apothekers Dr. Kurt Magen (geb. 1882), damaliger Inhaber der Chemnitzer Adler-Apotheke, verzog 1937 nach Dresden, nachdem sie das Geschäft nicht mehr halten konnte. Tochter Anneliese Magen (geb. 1920) gelang 1938 die Flucht nach England. Dr. Kurt Magen wurde im Januar 1942 verhaftet und kam im Polizeigefängnis Dresden am 23. Mai 1942 unter nie geklärten Umständen zu Tode. Sohn Claus Magen (geb. 1923) misslang 1942 der Fluchtversuch in die Schweiz. Er wurde nach Auschwitz deportiert und am 16. August 1942 ermordet. Ehefrau Erna (geb. Hinzelmann, 1898) und Tochter Stephanie (geb. 1925) erlitten 1943 ebenfalls die Deportation nach Auschwitz. Sie begingen dort am
3. März 1943 die Flucht in den Tod.
Paten: Beate Legler, Johanna Güther, Doreen Vogt (Drehbach), Eva-Maria Vogt (Drehbach), Martina Lange (Hohenstein-Ernstthal)

11.25 Uhr – Clausstraße 64
Die fünfköpfige Familie Häusler wurde von ihrem Wohnort in der Chemnitzer Clausstraße im Rahmen der sogenannten „Polenaktion“ 1938 nach Bentschen (Zbaszyn) in Polen ausgewiesen. Chaim Häusler (geb. 1891), seine Ehefrau Frieda Ella Häusler (geb. Weissbach, 1899), die Kinder Toni Jetti Häusler (geb. 1923), Isidor Häusler (geb. 1924) und Siegfried Häusler (geb. 1929) wurden im besetzten Polen ermordet.
Patin: Prof. Christine Krüger (Berlin)

11.45 Uhr – Bernhardstraße 34
Der im kommunistischen Widerstand aktive Bauarbeiter Alfred Richard Johst (geb. 1903), KPD-Mitglied, wurde 1933 aus der Haft in der Gefangenenanstalt Hoheneck in die Heil- und Pflegeanstalt Waldheim „verlegt“, wo er am 29. Januar 1935 den Tod fand.
Patin: Dr. Elke Scherstjanoi (Berlin)

12.05 Uhr – Lessingplatz 12
Bis 1939 Wohnort der Familie Weidberg: Heinrich Weidberg (geb. 1891), seine Ehefrau Ida Weidberg (geb. Grünfeld, 1892) und die Töchter Alice (geb. 1925) und Edith (geb. 1920).
1939 floh Heinrich Weidberg nach Wien. Tochter Edith gelang die Flucht nach England. Nachdem Ida Weidberg mit Tochter Alice mehrfach vergeblich versuchte, über Holland zu fliehen, folgten sie schließlich dem Ehemann bzw. Vater 1940 nach Wien. Alle drei wurden 1941 nach Kowno (Litauen) deportiert und im IX. Fort am 29. November 1941 getötet.
Paten: Katharina Weyandt, Gabriele und Eckart Roßberg, Michael Lauer (Dillingen)

12.25 Uhr – Zietenstraße 85
Als Mitglied der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas wurde der Chemnitzer Robert Reiher (geb. 1902) mehrfach in verschiedenen Gefängnissen inhaftiert. Zuletzt kam er 1942 nach Dachau und wurde dort am 25. September 1942 ermordet.
Pate: Ortsversammlung der Zeugen Jehovas Chemnitz-Ost

13.05 Uhr – Bornaer Straße 24
Gerhard Petzold (geb. 1924) wurde im Alter von sieben Jahren auf Grund gesundheitlicher Probleme in die Landeserziehungsanstalt Altendorf eingewiesen. Mit der Auflösung der Pflegeabteilung wurden 300 Kranke mit Sammeltransporten in die Landesanstalt Arnsdorf verlegt – so am 31. Mai 1940 auch Gerhard Petzold. Am 30. Juli 1940 kam er im Rahmen der „Aktion T4“ in die »Euthanasie«-Anstalt Pirna-Sonnenstein und wurde dort getötet.  
Paten: Familie Hartung (Verwandte)

Weitere Informationen zum Projekt unter www.chemnitz.de/stolpersteine

Informationen

Herausgeber:
Pressestelle
Stadt Chemnitz

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